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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis
Autoren: Caroline Richter
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der Schmerz innerhalb weniger Augenblicke wieder in Luft auf.
    »Es tut mir leid«, keuchte Noel, doch Lea schüttelte nur den Kopf.
    »Es reicht, Noel. Ich will mit Frau Peters sprechen, ob sie dir irgendwie helfen kann.«
    »Wie sollte sie das können?«
    »Sie hat immerhin auch deine Hand wieder hinbekommen! Es muss einfach irgendwas geben, was wir tun können!«
    »Aber nicht mehr heute, es ist schon spät.«
    »Aber morgen ist Sonntag, da hat die Bäckerei nicht geöffnet.«
    Noel zögerte. »Wie wäre es dann Montag?«
    »Okay. Aber Montag dann wirklich.«
    Da saß sie also nun mit einem Mann aus Teig, ohne Herz, ohne Samen und dafür voll mit Schmerzen. Und sie konnte sich nicht vorstellen, auch nur irgendwo anders sein zu wollen.
    Sonntag, der 22.   Januar, begann mit strahlendem Sonnenschein. Beide zogen sich dick an – oder zumindest Lea, und Noel mehr als nur ein T-Shirt – und machten einen wunderschönen Spaziergang durch den vielleicht letzten Rest weiß glitzernden Schnees. Sie genossen ihre kleinen Atemwölkchen und ihre Fußstapfen bei den seltenen noch unberührten Flächen. Hand in Hand stromerten sie durch den Park und sahen Kindern beim Rodeln zu und wie die Menschen die letzten Weihnachtsbäume aus dem Haus brachten.
    »Tja, ich nehme an, Weihnachten ist langsam endgültig vorbei«, stellte Lea fest. Sie würde es vermissen, wie jedes Jahr. Zum Glück hatte sie ja aber nun ihr eigenes kleines Weihnachtswunder jeden Tag.
    »Du weißt, wie lang ich nun schon bei dir bin?«
    Sie nickte. »Natürlich. Ziemlich genau einen Monat.«
    »Ja   … ziemlich genau. Manchmal habe ich wirklich vergessen, wie schnell die Zeit vergeht.«
    »Japp. Es ist schon verrückt, was in der kurzen Zeit alles passiert ist.«
    »Ich bin dankbar für jeden Tag.«
    »Ich auch.«
    Noel drückte ihre Hand und sie lächelten sich an.
    Den Nachmittag verbrachten sie ganz gemütlich: kuschelnd auf der Couch mit ihrer Lieblingsfernsehsendung.
    »Wenn das in Zukunft mein Wochenende ist«, sagte Lea, »dann hab ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden.«
    »Und was würdest du tun, wenn ich nicht da wäre?«
    »Ich weiß nicht   … mich mit Sally treffen vielleicht oder irgendetwas anderes. Weiß ich nicht. Muss ich ja aber auch nicht wissen, du bist ja da.« Grinsend piekste sie ihn in die Seite. Doch er lächelte nicht. Er nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Ich mache mir nur Sorgen. Was passiert mir dir, wenn mir etwas zustoßen sollte? Kannst du dann zu deinem alten Leben zurückkehren?«
    »Das ist nicht witzig, Noel, darüber macht man keine Scherze.«
    »Das ist kein Scherz. Ich meine es ernst. Bitte, Lea.«
    Sie runzelte die Stirn, dachte aber drüber nach. »Ich weiß es nicht. Ich will gar nicht mehr zu meinem alten Ich zurück, schätze ich. Ich will einfach, dass es so bleibt. Beziehungsweise weiter geht und sich entwickelt.«
    »Ja.« Noel nickte. »Ja. Das will ich auch.«
    Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte sie ihn. »Wie kommst du denn darauf? Du willst mich doch nicht etwa verlassen, oder? Ich warne dich!«
    »Nein«, Noel lachte und hob abwehrend die Hände. »Natürlich will ich das nicht. Aber es kommt nun mal nicht alles immer, wie man es möchte. Aber ich schätze, dann muss ich mir einfach Mühe geben zu überleben.«
    »Verdammt richtig!«
    »War das etwa ein halbes Fluchen?«
    Ein Schlag gegen den Oberarm war die Antwort. Glucksend beugte sich Noel über sie, bis sie das schelmische Glitzern in seinen Augen sehen konnte.
    »Wenn ich dran denke, wie du vor zwei Wochen noch auf so was reagiert hast«, sinnierte er.
    »Das ist nur meinem übernatürlichen Mut zu verdanken, dass ich dir inzwischen so sehr vertraue – also nutz es nicht aus!«
    »Ich nutze es nicht aus«, erwiderte er ernst. Die Ehrlichkeit dahinter ließ Lea schlucken. »Ich weiß es sehr zu schätzen.« Dann küsste er sie und das Thema war vergessen.
    Stunden später war sie, den Kopf auf seinem Schoß, eingeschlafen. Aufgeweckt wurde sie davon, wie er ihr über das Gesicht streichelte. In dem Moment, als sie die Augen öffnete, beugte er sich vor, um sie auf die Nasenspitze zu küssen.
    »Kennst du das Gefühl, wenn du dir wünschst, die Zeit würde anhalten?«, flüsterte er.
    »Zum Beispiel jetzt?«
    Er nickte und schloss die Lider. »Ich wünschte, es könnte für immer so bleiben.«
    »Nicht«, hauchte Lea, aber da war es schon zu spät. Nur eine Sekunde später krampfte sich Noels Hand über seiner Brust zusammen, seine
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