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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug
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aufs Ganze!«
    Die ›Steppenadler‹ kreiste in den Warteschleifen über dem Funkfeuer Kühkopf, keine zehn Kilometer von Otto Lilienthal entfernt. Brinkmann hatte die letzte, wie er sagte, Hochrechnung aufgestellt. Verbleibende Restflugdauer bis zum letzten Tropfen: eine Stunde und fünfundzwanzig Minuten.
    Er sprach noch einmal das geplante Verfahren durch.
    »Wir müssen einfach davon ausgehen, daß die Auslösehöhe von dreizehntausend Fuß korrekt eingestellt ist.
    Sonst können wir gleich Grabkreuze schnitzen! Wir werden auf achtzehntausend Fuß sinken; das gibt uns einen Sicherheitsspielraum von fünftausend Fuß. Wenn wir bis dahin nicht im Nirwana gelandet sind, werden wir unsere Masken aufsetzen und für die Passagiere die Masken ausfahren lassen. Dann sorgen Sie, Brinkmann, für den Druckausgleich. Bitte möglichst smooth! Hoffen wir, daß alle Passagiere überleben! Dann entfernen wir die Schauscheibe. Dann demontieren wir den Notsender! Wenn wir das verdammte Ding im Cockpit haben, öffnen wir ein Fenster und werfen es hinaus! Und wenn wir dann ein unwahrscheinliches Glück haben, geht das Ding bei dreizehntausend Fuß in die Luft – aber ohne uns!«
    »Und dann nichts wie hinunter, was?« Brinkmann, mit nervösem Ungestüm.
    »Ungeachtet der zarten Trommelfelle!« Mahlberg.
    »So oder so!« sagte Bloch.
    »Alles klar hinten?«
    »Alles klar!« meldete Margot. »Sämtliche Passagiere haben ihre Masken auf. Niemand raucht. Auch die Crew ist mit Sauerstoff versorgt. Kann ich vorn bleiben?«
    »Natürlich!« Bloch hatte die Maschine schon durch den Autopiloten mit dreitausend Fuß pro Minute sinken lassen. Sie durchkreuzten fünfundzwanzigtausend Fuß. »Mit Gottes Hilfe also!«
    Mahlberg murmelte:
    »Seit wann glauben Sie denn an Gott?«
    Pure Angst – er meinte es nicht einmal ironisch!
    19.000 Fuß … Bloch nahm die ›Steppenadler‹ etwas flacher. 750 Fuß vor der eingestellten Höhe kam das akustische Warnsignal. Automatisch und exakt richtete sich der Bug auf. Mit der vorgewählten Geschwindigkeit von 250 Knoten flog das Flugzeug in 18.000 Fuß weiter.
    »Jetzt!« befahl Bloch.
    Brinkmann ließ den Kabinendruck mit 500 Fuß pro Minute absinken. Bisher hatte in der ›Steppenadler‹ ein Druck wie auf einem Berg von 1.200 m Höhe geherrscht. Jetzt wurden die Insassen den Bedingungen in der Sechstausendmeterhöhe ausgesetzt.
    Sie schoben sich ihre Masken über. Brinkmann hatte sich das tragbare Sauerstoffgerät umgehängt, um vorn zwischen den Sitzen nicht durch den kurzen Schlauch gehandicapt zu sein. Aber er mußte gegen die schwere Flasche kämpfen. Bloch reichte ihm den Schraubenschlüssel für die Bolzen hinab. Vier Bolzen waren zu lösen, dann mußte sich die Platte abnehmen, der Sender erreichen lassen.
    Fieberhaft arbeitete Brinkmann. In höchstens zwanzig Minuten war der Sauerstoff für die Passagiere verbraucht, dann mußten Höhen unter dreitausend Meter erreicht sein.
    Der erste Bolzen war so fest angezogen, daß er ihn nicht lösen konnte. Verzweifelt suchten die beiden Piloten nach einem Schlaginstrument in Reichweite. Margot, die in der Cockpittür stand und sich mit ihrer Maske am Beobachtersitz eingestöpselt hatte, reichte das Notbeil nach vorn. Gelegentlich, wenn der Büchsenöffner streikte, benutzte es die Kabinencrew zum Aufschlagen von Dosen.
    Stöhnend unter der Maske wälzte sich Brinkmann bäuchlings auf dem Boden und versuchte, genügend Platz zum ausholenden Beilschlag zu gewinnen. Als der erste Bolzen endlich entfernt war, waren vier kostbare Minuten verstrichen. Aber der zweite und dritte ließen sich mühelos schrauben.
    Der vierte zeigte sich um so hartnäckiger. Wütend schlug Brinkmann mit dem Beil auf die Panzerplatte ein. Bloch starrte verzweifelt auf die Uhr. Schon waren sechs Minuten vergangen, und sie hatten noch eine Menge Arbeit vor sich. Margot ließ sich über das Bordtelefon aus der Kabine bestätigen, daß kein Passagier in Schwierigkeiten war.
    »Verdammt!« murmelte Bloch unter der Maske. »Ich will verflucht sein, wenn es noch Zweck hat!« schrie Brinkmann plötzlich. »Es geht nicht!«
    Er schien in Panik zu geraten.
    »Es muß aber gehen!« drängte Bloch. »Sonst sind wir verloren!«
    … Und dann war es Mahlberg, der den rettenden Einfall hatte.
    »Wir haben noch immer keinen einwandfreien Druckausgleich zwischen innen und außen gehabt!« stellte er fest. »Vielleicht sollte man den Druck kurz auf- und abfahren, dann lockert sich die
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