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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Manfred Mai
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unmittelbare und geheime Wahl der Volkskammerabgeordneten vor und führte die Grundrechte auf. Aber viele Menschen glaubten von Anfang an nicht daran, dass diesen demokratischen Worten auch die entsprechenden Taten folgen würden. Dazu hielt die sowjetische Besatzungsmacht die Zügel zu straff in den Händen. Und nach allen Erfahrungen mit der kommunistischen Sowjetunion war nicht zu erwarten, dass sie in ihrem Machtbereich eine freiheitliche Demokratie dulden würde. Trotzdem wurde am 7. Oktober 1949 auf der Grundlage dieser Verfassung die Deutsche Demokratische Republik proklamiert. Damit gab es zwei Staaten in Deutschland.

Made in Western Germany
    Am 14. August 1949 wurde der erste Deutsche Bundestag gewählt. Die CDU/CSU erhielt 31,0%, die SPD 29,9% der abgegebenen Stimmen. Die etwas stärkere »Union« fand mit der FDP und der Deutschen Partei zwei Parteien, die zu einer Koalition bereit waren. Am 15. September wählte der Bundestag mit einer Stimme Mehrheit den 73-jährigen Konrad Adenauer zum Bundeskanzler. Regierungssitz und Hauptstadt der Bundesrepublik war Bonn.
    Erster Oppositionsführer im Deutschen Bundestag wurde der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher, erster Bundespräsident der Liberale Theodor Heuss.
    Nun hatte die Bundesrepublik zwar ein Grundgesetz, einen Präsidenten, eine Volksvertretung, eine Regierung und eine Hauptstadt, aber ein souveräner Staat war sie trotzdem nicht. Die Westmächte behielten sich im »Besatzungsstatut« viele Rechte vor. So konnten sie in der Außenpolitik und Außenwirtschaft sowie bei Verfassungsfragen jederzeit in die Gesetzgebung eingreifen. Deshalb war Adenauers wichtigstes Ziel, dem neuen Staat die volle Souveränität und internationale Gleichberechtigung zu verschaffen. Das machte er den westlichen Alliierten bei seinem Antrittsbesuch gleich symbolisch deutlich. Deren Vertreter standen auf einem großen Teppich, Adenauer und seine Kabinettsmitglieder sollten sich am anderen Ende des Raumes auf den Fußboden stellen. Aber der deutsche Bundeskanzler trat wie selbstverständlich auf den Teppich. Diese Geste sagte mehr als viele Worte.
    Dem kleinen Schritt auf den Teppich folgten weitere Schritte auf dem Weg zur Souveränität. Aber vermutlich wäre alles nicht so schnell gegangen, wenn nicht das kommunistische Nordkorea, unterstützt von der Sowjetunion, im Juni 1950 Südkorea angegriffen hätte. Bei den westlichen Staatsmännern läuteten die Alarmglocken. Was sie seit langem befürchteten, schien sich nun zu bestätigen: Die Sowjetunion setzte ihre aggressive Expansionspolitik fort. Vielleicht war die Bundesrepublik eines der nächsten Ziele. Schließlich gab es in der DDR längst eine »Kasernierte Volkspolizei«, die nichts anderes als eine Armee war.
    Auf diesem Hintergrund entstand der Plan, die Bundesrepublik Deutschland als »Vorposten der freien Welt« in das westliche Verteidigungskonzept einzubeziehen. Adenauer sah die große Chance, seinen drei Hauptzielen auf einen Schlag näher zu kommen: der Souveränität und der Einbindung ins westliche Lager, der Absicherung gegen
    den östlichen Kommunismus und der Aussöhnung mit Frankreich als Grundlage eines vereinten Europas.
    Gegen heftige Widerstände der Opposition und auch aus den eigenen Reihen versprach Adenauer den Westmächten, die Bundesrepublik werde sich an einer »Europäischen Verteidigungsgemeinschaft« (EVG) beteiligen. Damit waren die Weichen nach Westen endgültig gestellt.
    Im Frühjahr 1952 unternahm Stalin einen letzten Versuch, den Zug noch zu stoppen. Er schlug die Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem neutralen, »demokratischen und friedlichen« Gesamtdeutschland unter alliierter Kontrolle vor. Damals sahen viele in dieser »Stalin- Note« eine große Chance, die deutsche Einheit doch noch zu erreichen und Deutschland aus dem Ost-West-Konflikt herauszuhalten. Aber die Westmächte lehnten Stalins Angebot ab, und die Bundesregierung schloss sich dieser Ablehnung an.
    Die SPD war mit der »bedingungslosen Westintegration« nicht einverstanden, und Kurt Schumacher warf Adenauer in einer leidenschaftlichen Rede vor, nicht Kanzler der Deutschen, sondern »Kanzler der Alliierten« zu sein. Aber »der Alte«, wie ihn der Volksmund nannte, ließ sich durch nichts und niemanden von seinem Weg abbringen. Er führte die Bundesrepublik zielstrebig in die EVG, später in das westliche Verteidigungsbündnis, die NATO, und in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Weil Konrad Adenauer
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