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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Autoren: Sue Grafton
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vorgefunden... erschossen .«
    »Tot ?« fragte Pat entsetzt. »Großer Gott, warum hat sie denn das getan? Ist ja nicht zu fassen! Sieht Emily überhaupt nicht ähnlich .«
    »Die Sache scheint komplizierter zu sein, als Sie denken. Ich konnte keine Leiche entdecken. Außerdem ist das Telefon kaputt. Könnte ich mal bei Ihnen telefonieren ?«

    Ich folgte Pat Norman in ihre Wohnung. Sie führte mich zum Telefon. Ich rief Germaine an und war unangenehm berührt, als Pat unverblümt lauschte. Germaine versprach, sofort mit Emily zu mir zu kommen.
    Pat lud mich ein, während der Wartezeit eine Tasse Kaffee zu trinken. Ich nahm dankend an und sah mich in ihrer Wohnung um, während sie Geschirr holte. Die Aufteilung entsprach Emilys Apartment, die Möblierung war anders, doch Teppich, die Tapete in der Küche bis hin zu der Telefonnummer, die jemand mit Bleistift über dem Telefon an die Wand geschrieben hatte, waren identisch. Pat schien eine Vorliebe für Fotos zu haben, die sie mit irgendwelchen Berühmtheiten zeigten und die mit gefühlvollen Widmungen versehen waren. Sämtliche dieser > VIP’s < waren mir unbekannt, aber ich nahm an, daß ich mich beeindruckt zeigen mußte. »Eine tolle Sammlung. Alle Achtung«, bemerkte ich und vermied jede konkretere Bezeichnung.
    »Ich war Golfprofi... in meiner Jugend«, gestand sie.
    »Das ist ja interessant! Und seit wann machen Sie hier die Hausverwaltung ?«
    »Seit zwei Jahren.«
    »Und Emily? Seit wann wohnt Emily hier ?«
    »Seit der Trennung von ihrem Mann. Das muß jetzt ein knappes Jahr her sein. Kurz darauf ist Gerald eingezogen .« Pat zögerte. »Wenn ich ehrlich sein soll, muß ich gestehen, daß ich den Streit gestern abend mitgekriegt habe. Ich habe die Wohnung direkt daneben... und mußte praktisch alles mitanhören . Ich bin überzeugt, daß sie ihm kein Haar gekrümmt hat... aber gedroht hat sie ihm... natürlich ohne es ernst zu meinen. So wie er sich verhalten hat, könnte man es allerdings verstehen .«
    »Worum ging der Streit ?«
    »Sicher um seine Frauengeschichten. Er nahm mit, was er kriegen konnte. Der Typ, der sich zuerst Geld leiht und dann verduftet.«
    »Haben Sie irgend etwas Ungewöhnliches gehört, nachdem Emily das Haus verlassen hatte ?«
    »Kann ich nicht behaupten .«
    »Was ist eigentlich mit dieser Caroline? Ich meine die Frau, mit der er angeblich eine Affäre hatte ?«
    »Angeblich? Na, Sie sind gut! Monatelang hat er mit ihr rumgemacht , bis Emily endlich dahintergekommen ist. Ich wußte längst, daß da was lief, aber ich habe den Mund gehalten. Es geht mich schließlich nichts an. Da halte ich mich lieber raus .«
    »Hatte er sich auch von Caroline Geld geliehen ?«
    »Keine Ahnung. Caroline wohnte zwei Apartments weiter. Vergangene Woche ist sie ausgezogen. Von heute auf morgen. Ziemlich rücksichtslos.« Pat sah auf die Uhr. »Heute kommen Leute, um die Wohnung zu besichtigen. Ich will sie zum Monatsende wieder vermietet haben .«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Pat öffnete. Eigentlich hatte ich Germaine und Emily erwartet. Statt dessen sagte eine kleine Person: »Ist Mammi da ?«
    Pat warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Dann antwortete sie in dem albernen Ton, den Erwachsene gern vor Kindern benutzen: »Nein, Althea . Komm doch rein. Ist dein Daddy auch da ?«
    »Ja. Unten im Wagen.«
    Normalerweise kann ich Kinder nicht leiden. Ich bin ein Einzelkind und bei einer unverheirateten Tante aufgewachsen, für die Kinder grundsätzlich ein Ärgernis waren, und manchmal auch ich. Althea jedoch hatte eine seltsame Wirkung auf mich. Sie hatte den stämmigen Körper einer Vierjährigen und ein uraltes Gesicht. Ich konnte mir exakt vorstellen, wie sie später einmal aussehen würde. Das Mädchen hatte Pausbacken und trug eine Brille mit rosarotem Plastikgestell. Hinter den dicken Gläsern wirkten ihre grauen Augen unnatürlich groß. Ihr vollkommen glattes braunes Haar war an beiden Seiten mit pinkfarbenen Spangen zusammengefaßt , die schon herauszurutschen drohten. Ihr gesmoktes Hängerkleidchen hatte Puffärmel, deren Gummizüge sich in ihre molligen Oberarme eindrückten. Sie wirkte in sich gekehrt und humorlos. In späteren Jahren würde sie sich vermutlich zu einer jener geheimnisvollen Frauen entwickeln, denen die Männer verfielen. Arrogant und mondän würde sie allen die Herzen brechen und niemals ganz verstehen, was sie anrichtete.
    »Ich sollte dem Vater Bescheid sagen«, wandte sich Pat leise an mich. Altheas
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