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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
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Preis einer Scheidung, gestand sie sich ein und schob den Laptop von ihrem Schoß auf das zerknitterte Bettzeug. In ihrem Pyjama, dessen Hose und Oberteil nicht zusammenpassten, ging sie in die Küche der kleinen Remise und hielt den Kopf unter den Wasserhahn, um zu trinken. Dann starrte sie durch das Fenster, das voller Regentropfen war, in die Nacht hinaus.
    Hier in New Orleans war die Luft erfüllt vom bevorstehenden Sommer, und ein leichter Schweißfilm bildete sich auf ihrer Haut. Sie öffnete das Fenster einen Spaltbreit, so dass der dumpfige Geruch des langsam fließenden Flusses hereinwehte. In weiter Ferne war der Verkehr auf dem Freeway zu hören, ein permanentes Rauschen, das im Wettstreit stand mit dem Zirpen der Grillen und dem Rufen der Kröten.
    Die Glocken von St. Marguerite läuteten Mitternacht, einsam hallten die Schläge durch die Dunkelheit.
    Unerklärlicherweise fing Vals Haut an zu kribbeln. Ihre Polizistinneninstinkte schalteten auf Schnellgang, und wieder einmal hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Verborgene Augen verfolgten sie.
    »Zu viele Nächte mit Science-Fiction-Filmen«, sagte sie zu sich selbst. »Zu viele Alpträume.«
    Für eine flüchtige Sekunde schoss ihr eine Erinnerung mit scharfen, brüchigen Kanten durch den Kopf. Verschwommen. Bedrohlich.
    Das Bild, das sie vor ihrem inneren Auge sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Gehüllt in schwarze Gewänder, mit grausam funkelnden Augen, wurde die unheilvolle Kreatur größer. In der klauenähnlichen Hand baumelte eine glitzernde Kette, die sie zu einer Art Schlinge formte. Valerie meinte, einen fauligen Geruch wahrzunehmen.
    Niemand könnte ihr helfen.
    Niemand könnte sie retten.
    »Sssss«, zischte die Kreatur und senkte die silbrige Schlinge. »Sssss.«
    Camille!,
dachte Val voller Entsetzen.
Der Dämon will Camille …
    Im selben Augenblick verschwand das entsetzliche Bild, versank in den Tiefen ihrer Seele. Aus Erfahrung wusste Val, dass es dort lauerte, bis es ungebeten erneut an die Oberfläche dringen würde.
    »Lass mich in Ruhe«, murmelte sie und ignorierte die feinen Härchen, die sich auf ihren Armen gesträubt hatten. Dieser Teufel war ein Ausbund ihrer Phantasie, mehr nicht – nichts, woran eine geistig gesunde, bodenständige Frau glauben sollte.
    Val holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Immer noch hallte der Glockenschlag von St. Marguerite in klagendem Ton durch die Nacht. Innerlich fröstelnd, hielt sie sich an der Kante des Küchentresens fest.
    Denk nicht mehr daran, ermahnte sie sich. Sich näher mit den heimtückischen Bildern in ihrem Kopf zu befassen würde zu nichts anderem als einer sich selbst bewahrheitenden, abscheulichen Prophezeiung führen.
    »Alles ist in Ordnung«, sagte sie laut, obwohl sie innerlich zitterte, geschüttelt von einer Angst, die sie zu verbergen suchte. Niemand durfte davon etwas wissen. Sie war eine starke Frau. Alpträume oder Visionen, heraufbeschworen von ihrem so bereitwilligen Gehirn, würden sie nicht das Fürchten lehren. »Um Gottes willen, reiß dich zusammen!«, befahl sie sich.
    Sie war lediglich gestresst. Wer wäre das nicht an ihrer Stelle? Vor ihr lag eine Scheidung, mit ihrer Karriere war es zu Ende, sie stand unmittelbar vor dem Bankrott, und sie hatte eine Schwester – nur diese einzige –, die im Begriff war, ihre Gelübde in einem Konvent abzulegen, der direkt aus dem Mittelalter zu stammen schien! Und dann war da noch diese E-Mail von Camille, ihrer Schwester, die ziemlich beunruhigend klang.
    Val dachte an St. Marguerite, die historische Kathedrale, in der Camille zur Braut Jesu werden wollte.
    Vorausgesetzt die Klostervorsteherin akzeptierte ihren Wunsch.
    Diese Entscheidung war einfach untypisch für Camille, das Partygirl, das immer einen Freund, immer mit Problemen zu kämpfen gehabt hatte. Valerie bezweifelte, dass ausgerechnet ein Konvent wie St. Marguerite Camille ihre Sünden vergeben würde. Dieses Frauenkloster mit den verschlossenen Toren, dem antiquierten Kommunikationssystem und den strikten Regeln erinnerte sie mehr an eine mittelalterliche Festung als an ein Gotteshaus. Es war ein vom Rest der Welt isolierter Ort, an dem das einundzwanzigste Jahrhundert vorbeigezogen war. Die Menschen in den heiligen Mauern dort orientierten sich an vergangenen Jahrhunderten, in denen archaische Sitten, grausame Disziplin und vorsintflutliche Meinungen vorgeherrscht hatten. Vielleicht wegen der Äbtissin oder Mutter Oberin oder
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