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Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung
Autoren: Jillian Hunter
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waren in eine Diskussion über eine bestimmte junge Frau von zweifelhaftem Ruf vertieft, der sie am Abend zuvor begegnet waren. Diese Diskussion drohte zu einem Streit zu eskalieren, weil das Trio gerade herausgefunden hatte, dass die Frau sich jedem der drei versprochen hatte. Eine Schlägerei schien unvermeidbar.
    Chloe, die jüngere von Graysons zwei Schwestern, beugte sich auf ihrer Bank nach vorn, um den Brautjungfern etwas zuzuflüstern, die allesamt verärgerter dreinblickten als die Braut selbst.
    Mitten zwischen diesen drei Parteien saß eine ausgesuchte Gruppe der Oberschicht. Politiker, Aristokraten, Debütantinnen sowie deren Mütter, die ihre Töchter verheiraten wollten und dabei Grayson wie eine Festung
    begutachteten, die es einzunehmen galt.
    Er schob einen Finger unter sein Halstuch, als könne er so verhindern, dass sich der Strick mit Namen Ehe um seinen Hals zuzog. All das hier machte ihm zu schaffen: die bevorstehende Eheschließung seines Cousins, die sich bekriegenden Geliebten, die streitbaren Brautjungfern, die Verantwortung, die ihm fast über Nacht in den Schoß gefallen war. Niemand -und erst recht nicht er selbst - hätte damit gerechnet, dass sein Vater so plötzlich sterben könnte, als er im Jahr zuvor erfuhr, dass sein jüngster Sohn Brandon in Nepal ums Leben gekommen war. Grayson fühlte sich noch immer schuldig, weil er nicht da gewesen war, um diese Nachricht selbst zu überbringen.
    Wie ein schweres Tuch war die Last der Verantwortung für seine Familie auf seinen breiten Schultern gelandet. So viele Fragen hatte er seinem Vater noch stellen wollen, doch nun war es zu spät. Seinen egoistischen Zerstreuungen, die für ihn immer eine Freude gewesen waren, fehlte mit einem Mal jeglicher Reiz. Das Leben, wie er es bislang geführt hatte, bereitete ihm kaum noch Vergnügen.
    Er mochte den Mann nicht, zu dem er geworden war, doch in letzter Zeit stellte er sich immer häufiger die Frage, ob er sich je wieder würde ändern können.
    Und nun musste er sich auch noch zum ersten Mal als Patriarch des Boscastle-Clans bewähren, was ihm dadurch erschwert wurde, dass er sich in irgendeiner Weise der Braut annehmen musste, die dieser Hohlkopf von einem Cousin vor dem Altar hatte stehen lassen.
    „Was macht man in einer solchen Situation?", fragte er sich leise.

Heath schüttelte ratlos den Kopf. „Zu schade, dass unsere Emma im fernen Schottland weilt. Sie wüsste genau, was zu tun wäre."
    Emma, die ältere der beiden Schwestern, war seit Kurzem verwitwet und erteilte nun der Elite von Edinburgh Unterricht in Etikette, um die Zeit totzuschlagen.
    Grayson widmete sich wieder seinem gemächlichen und viel angenehmeren Zeitvertreib, den herzförmigen Allerwertesten der Braut zu betrachten. Wirklich sehr hübsch, dachte er. Diese Frau war keine schlechte Wahl, wenn man schon wählen musste. Aber natürlich hatte bereits Nigel seinen Anspruch auf sie erhoben. Nur schade, dass er nicht erschienen war, um sie zur Ehefrau zu nehmen. Aber wer wusste schon, was hinter dem Schleier lauerte? Eine Schönheit oder ein Biest? Eine Sirene oder eine Xanthippe?
    Seine Träumerei nahm ein jähes Ende, als Heath ihm auf die Schulter tippte und fragte: „Die Braut sieht recht hübsch aus, findest du nicht?"
    „Hmm." Er stützte sein Kinn auf die gefalteten Hände, während er eine neutrale Miene wahrte. „Damit habe ich mich nicht beschäftigt, aber ich nehme an, es ist so. Das gehört nicht zu den Dingen, auf die ich achte."
    „Du dreister Lügner, Grayson", meinte Heath amüsiert. „Deine blauen Augen erfassen bestimmt jedes kleine Detail bis hin zu ihren Strumpfbändern."
    Einige seiner weniger bewundernswerten Eigenschaften hatten sich offenbar nicht geändert. Er war immer noch ein Mann, auch wenn er sich in allen anderen Dingen längst nicht mehr sicher war.
    „Eine ziemlich unpassende Bemerkung für eine Kapelle, Heath", sagte er mit gespielter Entrüstung, während sein Blick zu seiner einstigen Geliebten Mrs. Parks wanderte, die am anderen Ende der Bankreihe zwischen ihren beiden unbändigen Kindern saß, die aus einer früheren Liaison hervorgegangen waren. Sie war eine erfolgreiche Manteau-Näherin gewesen, als sie sich vor drei Jahren mit Grayson eingelassen hatte. Durch seine großzügige Pension war sie für den Rest ihres Lebens gut versorgt, und sie war ihm seitdem nach wie vor freundschaftlich verbunden. „Oder muss ich dich daran erinnern, dass wir uns hier an einem geweihten Ort
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