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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute
Autoren: Karen Rose
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verzerrte sich, ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Wie konnten Sie das nur tun? Wie konnten Sie so viele Menschen umbringen?«
    Er sagte nichts, lag nur da und sah sie an. »Ich kann Sie nicht gehen lassen«, flüsterte sie schließlich, als wären sie allein und nicht in Gesellschaft von drei bewaffneten Cops, die sich garantiert in die Entscheidung einmischen würden.
    »Ich weiß.« Er presste die Worte mühsam hervor. »Ich hätte auch keinen Respekt mehr vor Ihnen, wenn Sie es täten.« Er mühte sich ab, um sich aufzusetzen, und zog plötzlich schnell wie der Blitz eine Beretta aus dem anderen Stiefel. »Aber ich gehe nicht ins Gefängnis. Leben Sie wohl, Kristen.«
    »Owen, nein.« Entsetzt beobachtete Kristen, wie er sich den Lauf unter das Kinn drückte. Abe riss sie herum und drückte ihr Gesicht gegen seine Schulter, als ein letzter Schuss krachte.
    »Sieh nicht hin, Liebes«, murmelte er. »Sieh einfach nicht hin.«
    Oh, nein, ganz bestimmt nicht. Sie hatte mehr als genug gesehen.

Samstag, 28. Februar, 18.15 Uhr
    Sie sollte nicht hier sein.
Dieser Gedanke hallte in Abes Kopf wider, während er Kristen beobachtete, die Owens letzten Brief las. Sie hätte wie Aidan und McIntyre, die beide bei Bewusstsein waren, aber unter Beobachtung standen, im Krankenhaus sein sollen, denn sie musste unter Schock stehen. Aber natürlich hatte sie nicht bleiben wollen, auch wenn jedes Mitglied der Reagans sie angefleht oder ihr gedroht hatte. Nein, sie hatte darauf bestanden, mit Abe und Mia Owens Haus zu durchsuchen, wo der ganze Alptraum seinen Anfang genommen hatte.
    Nun saß sie an Owens Küchentisch. Sie war blass, und ihre behandschuhten Hände zitterten, obwohl sie sie flach auf die Tischplatte presste. Auch er zitterte, und er nahm es sich nicht einmal übel. Er hätte sie heute beinahe verloren. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er den Anblick von Contis Händen auf ihrem Körper und den Lauf an ihrer Schläfe je vergessen würde, aber sie lebte. Und war unverletzt. Wenigstens körperlich. Wer konnte vorhersagen, wann die seelischen Wunden verheilt sein würden? Sie wäre beinahe getötet worden. Hatte erfahren, dass ein Mann, dem sie vertraut hatte, in Wirklichkeit ein blutgieriger Serienmörder war. Miterlebt, wie er sich eine Waffe unters Kinn gehalten und Selbstmord begangen hatte.
    Er spürte Mias Hand auf dem Rücken. »Sie hält sich gut«, murmelte sie.
    »Ich weiß. Es ist ja nur …« Hilflos ließ er den Satz verklingen, und Mia tätschelte ihm den Rücken.
    »Ich weiß. Komm mit und sieh dir an, was Jack gefunden hat.«
    Widerstrebend ließ er sich von ihr in ein Hinterzimmer führen, in dem Jack an einem Computer saß.
    »Und? Was ist?«, fragte Abe. Jack warf ihm mit grimmiger Miene einen Blick über die Schulter zu.
    »Kristens Datenbank«, sagte Jack. »Wie zum Teufel ist Madden daran gekommen?«
    »Er hat sie mir gestohlen«, sagte Kristen tonlos. Sie war hinter Abe ins Zimmer gekommen und hatte den Notizblock noch in der Hand. »An einem Abend, als ich bei ihm essen war, hat er mir etwas in den Tee getan, und ich bin eingeschlafen.« Ihre Lippen verzogen sich. »Ich weiß noch, dass ich aufwachte und mich gewundert habe, aber ich dachte, dass ich wohl doch müder gewesen war, als ich geglaubt hatte. Ich hatte die Nächte zuvor nicht gut geschlafen. Mein erster Gedanke galt allerdings meinem Laptop. Doch dieser befand sich in der Tasche zu meinen Füßen, wo ich ihn hingestellt hatte, und ich war beruhigt. Owen hatte anscheinend aufgepasst.« Sie gab Abe den Block. »Es steht alles hier drin. Er kopierte die Daten, während ich schlief. Muss kurz nach Neujahr gewesen sein.«
    Noch ein Verrat. »Tut mir Leid, Kristen«, sagte er leise, und sie schluckte.
    »Er hat mich benutzt, um all diese Leute zu töten«, flüsterte sie erstickt.
    »Sie waren genauso Opfer wie jeder andere in dieser ganzen verdammten Geschichte«, sagte Mia.
    Kristens Kichern war freudlos. »Sagen Sie das mal den Familien der Leute, die Owen umgelegt hat. Sie würden das bestimmt anders sehen.« Sie hob den Blick zu den gerahmten Urkunden und Zertifikaten, die an der Wand über dem Computer hingen. Er hatte ehrenamtlich mit geistig Behinderten gearbeitet, hatte Jugendlichen die Steinmetzkunst und Holz- und Metallbearbeitung beigebracht, und zwar im Gemeindezentrum, in dem Leah verkehrte. Ältere Zertifikate aus Pittsburgh lobten ihn für seine herausragende Leistung innerhalb seiner dreißigjährigen Karriere als
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