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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal
Autoren: Allan Folsom
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Deckung der Bäu-me entlang der Bahnhofszufahrt aus.
    Zwanzig Meter von ihm entfernt sah Eaton die grüne Rangierlok auf den verrosteten alten Güterwagen zukriechen, der seiner Überzeugung nach als Fluchtfahrzeug dienen sollte. Drehte er den Kopf zur Seite, konnte er die rostigen Gleise sehen, die durch das offene Tor in der Vatikanmauer hinausführten. Jetzt sah er sich wieder suchend nach Pater Daniel um. Sobald er ihn entdeckt hatte, würde er es irgendwie schaffen, ihn durch dieses Tor aus dem Vatikan heraus-zubringen, selbst wenn er ihn tragen mußte.
    Eaton ging hinter dem Bahnhofsgebäude vorbei und hatte nun die Gleise vor und das offene Tor hinter sich. Auf dem Bahnsteig stand der weißhaarige Bahnhofsvorsteher und sah zu, wie der Güterwagen angekuppelt wurde. Der Mann war ebenso ein Problem wie die beiden Männer, die Eaton auf der Rangierlok gesehen hatte. Aber keines dieser Probleme war auch nur halb so schlimm wie das völlig neue, das er jetzt wahrnahm: Adrianna war wie aus dem Nichts aufgetaucht und lief quer über den Hügel auf Harry Addison und den Zwerg zu.
    Er beobachtete, wie Harry stehenblieb, als er sie kommen sah.
    Dann rief Harry etwas – offenbar forderte er sie auf zu verschwinden. Adrianna lief unbeirrbar weiter. Dann hatte sie die beiden erreicht, hielt mit ihnen Schritt und sah dabei abwechselnd den Zwerg, den Harry trug, und Harry selbst an. Sie schien etwas zu sagen, aber Harry Addison reagierte nicht darauf, sondern hielt weiter auf den Bahnhof zu.

    520
    »Verdammt!« sagte Eaton halblaut, während er sich weiter nach Pater Daniel umsah.
    »Verschwinde, Adrianna! Du weißt gar nicht, was du tust!« brüllte Harry, während er mit Herkules auf den Armen weiterstolperte.
    »Ich komme mit, das tue ich.«
    Sie waren schon fast am Fuß des Hügels, fast an den Gleisen. Harry sah die grüne Rangierlok vor dem alten Güterwagen stehen. Der Lokführer war vom Führerstand heruntergeklettert, um dem Rangierer beim Ankuppeln zu helfen. Die Männer kehrten ihm den Rücken zu, während sie sich mit der eingerosteten Kupplung abmühten.
    »Dein Bruder ist in dem Güterwaggon, stimmt’s? Das wissen die beiden nicht, aber er ist dort drin.«
    Harry ignorierte sie. Während er weitertrabte, konnte er nur hoffen, daß die Bahnbediensteten nicht aufblicken und sie sehen würden. Als Herkules schmerzlich grunzte, sah Harry auf ihn herab. Der Zwerg lächelte schwach.
    »Die Zigeuner sind am Zug, wenn er hält. Überlassen Sie mich nicht der Polizei, Mr. Harry. Die Zigeuner begraben mich.«
    »Niemand begräbt Sie.«
    Die beiden Männer kamen zwischen den Puffern hervor und kehrten zu ihrer Lok zurück.
    »Sie fahren gleich ab!« Harry drückte Herkules fester an sich und spurtete die letzten Meter. Adrianna hielt weiter mit ihm Schritt.
    Zehn Sekunden später überquerten sie die Gleise hinter dem Gü-
    terwagen und liefen außer Sicht von Lokführer und Rangierer zur Schiebetür des Waggons.
    Harrys Augen tränten heftig, und seine Lunge brannte von dem Rauch und der anstrengenden Schlepperei. Wo zum Teufel steckten Danny und Elena? Und was war aus Roscani geworden? Dann erreichten sie die Schiebetür und machten halt. Die Tür stand einen Meter weit offen.
    »Danny? Elena?« Keine Antwort.
    Plötzlich stieß die Rangierlok einen Pfiff aus. Sie hörten, wie der Dieselmotor ansprang. Aus dem Auspuff kam eine braunschwarze Qualmwolke.
    »Danny!« rief Harry erneut. Nichts.

    521
    Ein weiterer Pfiff. Harry sah auf seine Armbanduhr.
    11.00 Uhr
    Keine Zeit mehr, sie mußten so schnell wie möglich in den Güterwagen.
    »Los, rein mit dir!« forderte Harry Adrianna auf. »Ich hebe ihn zu dir rauf.«
    »In Ordnung.«
    Adrianna stützte beide Hände auf den Boden des Güterwagens, zog sich hoch und kletterte hinein. Dann drehte sie sich um, und Harry hob Herkules zu ihr hoch.
    Der Zwerg hustete mit schmerzhaft verzerrtem Gesicht, als sie sich anstrengte, um ihn in den Waggon zu ziehen. Dann hatte sie ihn oben, und Harry kletterte hinter ihr her in den halbdunklen Wagen.
    Im nächsten Augenblick erstarrte er.
    Direkt vor ihm stand Thomas Kind. Er hielt Elena in festem Griff an sich gepreßt und drückte die Mündung einer Maschinenpistole an ihren Kopf.

    522
    160
    11.04 Uhr
    Scala lehnte an der Motorhaube von Roscanis blauem Alfa und hatte ein Fernglas auf das Tor in der Vatikanmauer gerichtet. Er sah jedoch nur die leichte Biegung der Gleise nach dem Tor und einen kleinen Teil des Bahnhofs, hinter dem
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