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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin
Autoren: Ana Hofmann
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sich und ich denke der Vater auch. Für sie ist es leichter hinter verschlossenen Türen zu sitzen und so zu tun als ob.“
    Line sah mich zögerlich an. Sie wusste, dass sie sich auf unsicherem Gebiet befand, war jedoch noch nicht bereit, aufzugeben.
    „Ich hatte ihm versprochen zu kommen, weißt du?“
    Ich nickte: „Das hab ich mir schon gedacht, mein Herz.“
    Unbemerkt von Mutter und Vater, wenn auch im Grunde unmöglich zu übersehen, war aus den kindlichen Spielen von Line mit dem Nachbarsjungen eine zarte Liebe entwachsen. Das Kind wurde erwachsen, dachte ich wehmütig und streichelte abwesend über Lines feines Haar, und mit ihr ihr Herz.
    Lines Augen begannen bei der Aussicht, über ihr wohlgehütetes Geheimnis zu sprechen, ungewohnt lebendig zu strahlen und mein Magen krampfte sich bei dem nur allzu lieblichen Anblick vor Neid zusammen. Der Gedanke, dass meine Schwester ihr Herz bereits in so jungen Jahren verschenkt hatte, während mein schon so viel Älteres noch nicht einmal zum Klopfen gebracht worden war, stimmte mich gelinde gesagt trübe.
    „Er sagt, er will mich heiraten.“
    „Heiraten?“
    Meine Stimme klang entsetzt und ich versuchte die Schärfe durch ein entschuldigendes Lächeln zu mildern.
    „Du weißt, dass das nicht geht, Line. Ihr seid viel zu jung, und selbst wenn ihr älter wäret, dann könnte der Vater niemals die Mitgift aufbringen.“
    Ein trotziger Zug legte sich über ihren Mund. Ich hatte ihn schon viel zu oft gesehen, als dass er mich noch aus der Fassung zu bringen vermochte.
    „Pen würde mich auch ohne Mitgift nehmen.“
    „Pen vielleicht, aber sicher nicht seine Familie!“
    Meine Stimme klang harscher als beabsichtigt und es fiel mir schwer, weiter unbeteiligt in ihr verletztes Gesicht zu blicken. Trotzdem tat ich es, einfach weil ich es konnte.
    Schweigend saßen wir einen Moment lang beieinander, maßen unsere Kräfte an den finsteren Blicken, die wir uns zuwarfen, bis sie endlich ihre Augen senkte.
    Dann fragte Line erneut: “Du wirst also bald fortgehen?“
    Line war schlau, das musste man ihr lassen. Trotz dem sie den Kampf verloren hatte, war sie nicht bereit aufzugeben. Einen kurzen Moment lang überlegte ich auszuweichen. Ihr ein hübsches Märchen zu erzählen, in dem ich niemals fortgehen würde und alles immer so bleiben würde, wie es war.
    Aber es hatte keinen Zweck ihr die Wahrheit zu enthalten, bald würde es ohnehin jedermann wissen.
    „Wahrscheinlich. Der Vater ist heute in die Kaiserstadt geritten, um um meine Aufnahme zu bitten. Das wusstest du schon, nicht wahr?“
    Line nickte. Ein Anflug von Hoffnungslosigkeit beschlich mich, aber ich kontrollierte meine Gesichtszüge und setzte eine ausdruckslose Mine auf.
    „Wenn er wiederkommt, werden wir mehr wissen.“
    Line rutschte nervös auf der Bettkante herum.
    „Pen sagt, ER hat dort viele Frauen.“
    Ihr Blick war unsicher, ja beinahe angstvoll. Ich zuckte nur mit den Schultern.
    Ein plötzliches Schaudern erfasste sie und eine einzige bange Frage stand in ihrem kindlichen Gesicht geschrieben.
    „Was glaubst du werden sie dort mit dir machen, Lila?“
    Ich zuckte wieder mit den Schultern, ich wusste es wirklich nicht, auch wenn mir ab und an eine düstere Ahnung in den Sinn kam.
    „Ich schätze, ich werde dort mit den anderen Frauen zusammenleben.“
    Das war keine richtige Antwort und das wusste sie auch.
    Erwartungsvoll fragte sie weiter: „Aber was wird ER mit dir machen? Der Kaiser?“
    Wieder schüttelte ich ablehnend den Kopf, um meine aufgesetzte Ahnungslosigkeit zu unterstreichen. Ich wollte nicht darüber sprechen, sollte Line doch glauben, dass ich dort den ganzen Tag Blumen pflücken würde. Lines Gesicht nahm einen aufgeregten, einen lauernden Ausdruck an.
    Triumphierend brach es schließlich aus ihr heraus: “Aber ich weiß es! Er wird Kinder mit dir machen. Pen hat es mir gesagt.“
    „Was hat er?“
    Schockiert wandte ich mich ab. Line ahlte sich förmlich in ihrer gefühlten Überlegenheit. Es kam nicht oft vor, dass sie mehr wusste als ich.
    „Er hat doch schon Kinder, einen ganzen Haufen sagt man, warum braucht er da noch mehr?“
    Die Vorstellung von Kindern lag unangenehm schwer in meinem Magen. Das war tatsächlich etwas, an das ich nicht gedacht hatte und meine Schwester wusste das.
    Line lehnte sich zu mir herüber und flüsterte verschwörerisch: “Er braucht natürlich keine Kinder mehr, Dummerchen, aber Pen sagt, es macht ihm Spaß, welche zu
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