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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen
Autoren: Alan Garner
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Dünen bis in die Ferne erstreckten.
    «Oh», sagte Susan, «wie schön! Sieh nur, diese Farben!»
    «Du würdest sie nicht so schön finden», sagte Cadellin,
    «wenn du jede Perle, jeden einzelnen Diamanten, Saphir, Amethyst, Opal, Karfunkel, Granat, Topas, Smaragd und Rubin in dieser ganzen, ach, nur allzu geräumigen Höhle auf der Suche nach einem Stein, der gar nicht da ist, durch deine Finger hättest gleiten lassen! Fünf Jahre habe ich in dieser Höhle verbracht und ebenso viele Wochen habe ich jeden Stollen und jeden Weg in Fundindelve abgesucht, doch ohne Erfolg. Ich kann mir nur denken, dass dieser Schurke von einem Bauern doch habsüchtiger und durchtriebener war als er schien, und dass, als er mir, derart mit Reichtümern beladen, folgte, seine Augen auf den Stein fielen und er ihn heimlich und ohne ein Wort zu sagen fortnahm. Vielleicht hielt er ihn bloß für hübschen Tand oder er mag gar gesehen haben, wie ich ihn wieder an seinen Platz setzte, nachdem ich sein Pferd in Schlaf versetzt hatte, während er sich hier die Taschen voll stopfte.
    Ich habe nur selten hier zu tun, und es vergingen hundert Jahre, ehe ich das nächste Mal hier vorbeikam und bemerkte, dass der Stein verschwunden war. Zuerst suchte ich hier, dann zog ich in die Welt hinaus, um den Bauern oder seine Familie zu suchen. Aber zu dieser Zeit war er natürlich schon tot, und seine Nachkommen konnte ich nicht ausfindig machen, und obwohl ich meine Nachforschungen im Verborgenen anstellte, kam die Morthsippe dahinter, und sie brauchten nicht lange, um die Wahrheit zu erraten. Sie jagten durch die ganze Ebene und gar bis ins öde Hochland im Osten bei Ragnarök, doch fanden weder sie noch die überall herumschnüffelnden Svarts, was sie suchten. Und ich schließlich auch nicht. Sollte Feuerfrost in Nastronds Hände fallen, geriete ich wahrlich in große Gefahr; denn obwohl er gegen den darin enthaltenen Zauber machtlos ist – wenn er den Stein zerstören könnte, würde auch der Zauber schwinden. Feuerfrost war ein uralter Zauberstein von großer Kraft, schon bevor seine jetzige Macht in ihm gebunden wurde, und er wird nicht so leicht zu zerstören sein. Solange daher das Licht hier leuchtet, weiß ich, dass der Stein noch irgendwo existiert und dass noch Hoffnung besteht.
    Dies ist die Geschichte meiner Sorgen und, denke ich, die Antwort auf eure Frage. Nun aber müsst ihr nach Hause zurück, denn es ist schon spät und eure Freunde werden sich Sorgen machen – und sie werden dazu noch reichlich Veranlassung haben, wenn wir die Rätsel dieses Abends nicht bald lösen können!»
    Sie gingen zurück in die Höhle der Schläfer und von dort stiegen sie durch Gänge und riesige Höhlen empor, bis ihnen ein eisernes Tor den Weg versperrte, hinter dem der Gang an einer glatten Felswand endete. Der Zauberer berührte das Tor mit seinem Stab, worauf es langsam aufschwang.
    «Dies Tor wurde von Zwergen geschmiedet; sie wollten damit ihre Schätze vor dem diebischen Gewürm der Svarts schützen, doch wäre es ohne Zauber nur von geringem Nutzen gegen das, was jetzt hier Einlass sucht.»
    Indem er dies sagte, legte Cadellin seine Hand an die Wand, und in dem Basalt erschien eine dunkle Öffnung, durch die kühl und tauschwanger die Nachtluft hereinwehte.

    Draußen sah es sehr finster aus, und der Gedanke an die eben erst durchstandene Angst ließ Colin und Susan nur widerstrebend die Helligkeit und Sicherheit von Fundindelve verlassen, doch traten sie, sich dicht am Zauberer haltend, vorsichtig durch den Spalt, und schon standen sie wieder unter den Bäumen des Berghangs.
    Hinter ihnen schlossen sich das Tor und die Öffnung mit einem Geräusch, das die Erde erbeben ließ, und als sie sich an das Mondlicht gewöhnt hatten, sahen die Kinder, dass sie vor dem großen steinernen Zahn standen, den sie so verzweifelt hatten erreichen wollen, als sie in den Tiefen des Buchenwaldes umherstrauchelten und die Klauen der Svarts nach ihnen griffen.
    Weit entfernt zur Linken konnten sie die Form des Bergausläufers über der Talmulde ausmachen.
    «Dort haben die Svarts uns angegriffen», sagte Colin und wies hinüber.
    «Das überrascht mich nicht!», lachte der Zauberer.
    «Saddlebole war schon immer ein Svart-Revier. Wahrlich eine schöne Stelle, um den Sonnenuntergang zu betrachten!»
    Sie nahmen den Pfad zum Stormy Point hoch. Alles war still: nur graue Felsen und das Licht des Mondes. Als sie am dunklen Spalt des Teufelsgrabs vorbeikamen, drängten
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