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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel
Autoren: Lynn Carver
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sodass sie beinahe das Gleichgewicht verlor.
    »Ich werde euch vernichten, dich und die Zauberin. Ich werde euch quälen, bis ihr mich anfleht, eurem Elend ein Ende zu setzen.«
    Die Wucht einer weiteren Attacke ließ Juliane gegen den Altar prallen. Ihr blieb die Luft weg. Sie riss ihr Schwert hoch und fing die Waffe ihres Gegners ab. Kloob zwang ihren Arm nach hinten und lachte höhnisch, als er ihre entsetzte Miene sah.
    »Nun wirst du sterben, Kind«, flüsterte er heiser.
    Juliane fühlte die Hitze der Kräuter in ihrem Rücken, ihre Wange wurde vom heißen Atem einer Kerzenflamme gestreift. Sie keuchte und machte einen letzten, verzweifelten Versuch, Kloobs Griff zu entkommen.
    Seine verzerrte Miene erhellte sich für einen Augenblick. Mit einem kaum wahrnehmbaren Fingerzeig zwang er Juliane, ihr Schwert freizugeben und ließ es scheppernd auf der anderen Seite des Raumes zu Boden fallen.
    Panikerfüllt erkannte sie, dass Kloob tatsächlich nur mit ihr gespielt hatte. Sie hatte keine Sekunde auch nur den Hauch einer Chance gehabt. Kackmist! Warum war niemand auf den Gedanken gekommen, dass Kloob im Umgang mit dem Schwert versiert war? Alles verloren , dachte sie wie betäubt, als Kloob mit triumphierendem Grinsen sein Schwert hob.
     
    *
     
    Wie Schatten hatten sich Aran und eine Handvoll Rebellen im Schutz der Dunkelheit vorgewagt, hatten die wenigen Möglichkeiten Deckung zu finden ausgenutzt und gewartet, bis Moiras Schlafzauber die Schergen Kloobs außer Gefecht gesetzt hatte. Aran war einer der Ersten, der die Außenmauer mithilfe eines Seiles erklomm. Flink kletterte er hinauf, beflügelt von dem Gedanken an Juliane und dass sie seine Hilfe benötigte. Er schwang sich über die Brüstung und orientierte sich. Die Soldaten lagen, wo sie umgefallen waren. Momente später sprangen zwei Khkirani über die Zinnen, zückten die Schwerter und holten aus.
    »Halt!«, befahl Aran. »Ihr rührt die Schlafenden nicht an!« Aran konnte kaum glauben, dass er etwas Derartiges anordnete. Sein Blick flog auf den ihm am nächsten liegenden Soldaten. Unter dem offenen Visier war ein junges Gesicht zu erkennen, fast noch ein Knabe, kaum alt genug für Bartwuchs. Aran kannte die Macht des Zaubertranks, den die Kadetten zu trinken gezwungen waren, und zweifelte nicht daran, dass mit dem Tod Kloobs auch die Macht von Kloobs Blut schwand. Arans tief sitzender Hass auf die Todesreiter kämpfte gegen seinen Wunsch, Juliane zu erfreuen und sein Verstand sagte ihm, dass sie recht hatte. Das Böse, das die Todesreiter verbrochen hatten, war nicht ihr Wille.
    Oder wie Juliane sagen würde: Nicht die Hand, sondern der Kopf ist es, der die Tat begeht.
    Die Khkirani sahen ihn verdutzt an.
    »Ihr rührt die bewusstlosen Krieger nicht an«, bekräftigte Aran. Er meinte, aus den Augenwinkeln eine Bewegung auszumachen, doch als sich umdrehte, war nichts zu sehen. Er wandte sich der Treppe zu und lief hinunter, in der einen Hand sein Schwert, in der anderen den Dolch. An mehreren Stellen überwanden ausgewählte, kampferprobte Recken die Mauern.
    Aran erreichte das obere Ende der Treppe, als auf einmal die Hölle losbrach. Türen an verschiedenen Stellen der Burg öffneten sich und Todesreiter strömten heraus. Aran stieß einen Warnschrei aus.
    Einem heranstürmenden Krieger durchtrennte er mit einem gezielten Hieb die Halsschlagader. Die Hand des Soldaten flog an die Wunde, aus der das Blut sprudelte. Seine Augen unter dem Helm wirkten schockiert. Er taumelte und stürzte.
    Ohne sich umzudrehen, wirbelte Aran sein Schwert herum, sodass die Klinge nach hinten zeigte. Er spürte einen Ruck, als sich der Stahl in das Fleisch des Angreifers bohrte. Aran zog das Schwert aus dem Körper des Mannes und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, der Soldat sank mit einem Ächzen zu Boden. Einen Augenblick zögerte er, doch dann tauchte das Bild seiner blutüberströmten Mutter vor seinem inneren Auge auf. Er schubste den am Boden liegenden Soldaten mitleidslos in die Tiefe. Er griff sich das Schwert des Toten und eilte die Treppen nach unten in den Burghof.
    Aran durchforschte seine Umgebung und erkannte, dass sich die meisten Todesreiter auf der Burgmauer befanden. Durch die Fenster des Küchentraktes entdeckte er Gesichter, die ängstlich hinaussahen. Ein schwarzer Schatten verriet ihm, dass sich in der Küche Todesreiter versteckt hielten. Weshalb hatte der Zauber Moiras auf diese keinen Einfluß, während andere der Magie verfallen waren? An den
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