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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn
Autoren: Rupert Sheldrake
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Gewohnheiten sind und der Natur ein Gedächtnis innewohnt (siehe Kapitel 3 ), welche Verbindung könnte dann zum Karma-Prinzip des Hinduismus und Buddhismus bestehen, das den Zusammenhang von Ursachen und Wirkungen aufzeigt und folglich ebenfalls eine Art Gedächtnis der Natur voraussetzt? Manche Traditionen des Denkens kennen ein kosmisches oder universales Gedächtnis, beispielsweise das
Lankavatara-Sutra
des Mahayana-Buddhismus. [628] Und wenn die biologische Vererbung zu einem erheblichen Anteil auf morphischer Resonanz und einem jeder Spezies innewohnenden kollektiven Gedächtnis beruht (siehe Kapitel 6 ), welche Verbindung könnte dann zu den Reinkarnationslehren der Welt bestehen?
    Wenn Erinnerungen nicht als materielle Spuren im Gehirn gespeichert sind, sondern als Resonanzphänomene existieren, gehen sie vielleicht nicht mit dem Tod verloren, auch wenn der Körper, über den sie unter normalen Umständen abgerufen werden, nicht mehr existiert. Können diese Erinnerungen auf anderem Wege wirksam bleiben? Überlebt das Bewusstsein vielleicht in nichtkörperlicher Form und hat dann – wie eigentlich alle Religionen annehmen – immer noch Zugang zu seinen Erinnerungen?
    Wenn der Geist nicht auf das Gehirn beschränkt ist, wie verhält sich der menschliche Geist dann zum Geist höherer Organisationsebenen, dem Geist des Sonnensystems, der Galaxie, des Universums und dem Geist Gottes? Könnte mystische Erfahrung genau das sein, was sie zu sein scheint, nämlich der Kontakt des menschlichen Geistes mit höheren und mehr umfassenden Formen des Bewusstseins?
    Wenn der individuelle und kollektive Menschengeist zu höheren Formen des Geistes und letztlich zum Bewusstsein Gottes Zugang hat, in welchem Umfang kann er dann Einfluss auf den Evolutionsprozess nehmen und direkter Ausdruck des göttlichen Willens sein? Sind Menschen in einem evolvierenden, lebendigen Universum einfach nur ein Bestandteil der Entwicklung auf einem einzelnen Planeten, oder spielt menschliches Bewusstsein eine übergreifende Rolle für die kosmische Evolution, vielleicht im Zusammenwirken mit anderen Geistern anderswo im Universum?
    Alle religiösen Überlieferungen stammen aus vorwissenschaftlicher Zeit. Die Naturwissenschaften haben uns mehr Wissen über die Natur erschlossen, als man sich in der Vergangenheit je hätte vorstellen können. Erst im neunzehnten Jahrhundert begann sich der weitgespannte Bogen der biologischen Evolution abzuzeichnen und bekam man erstmals ein Gefühl von geologischen Zeitaltern. Erst im zwanzigsten Jahrhundert wurden Galaxien außerhalb der unseren entdeckt, und es zeichnete sich ab, welche kaum vorstellbare Zeitspanne zwischen dem Urknall und heute liegt. Die Wissenschaften evolvieren und die Religionen evolvieren. Keine Religion ist heute noch so, wie sie in der Zeit ihrer Entstehung war. Vielleicht geht das Zeitalter der bitteren Fehden und des gegenseitigen Misstrauens, bedingt durch das materialistische Weltbild, jetzt zu Ende, und wir treten in ein neues Zeitalter ein, in dem Wissenschaft und Religion Seite an Seite forschen und sich gegenseitig bereichern.

Offene Fragen
    Da die Tabus des Materialismus kraftlos zu werden beginnen, können neue wissenschaftliche Fragen gestellt und hoffentlich beantwortet werden.
    Ich habe im Verlauf dieses Buchs immer wieder auf mögliche neue Forschungsansätze hingewiesen, zum Beispiel: vergleichende Wirksamkeitsforschung zu konventionellen und alternativen Heilverfahren bei Kreuzschmerzen, Migräne und Herpes (siehe Kapitel 10 ); Experimente zu Experimenten, um zu ermitteln, wie weitgehend die Experimentator-Erwartung die Ergebnisse in den »harten« Wissenschaften beeinflusst (siehe Kapitel 11 ); eine Analyse vorhandener Daten, um zu ermitteln, ob sich der Wert der universalen Gravitationskonstante ändert (siehe Kapitel 3 ); eine Untersuchung auf sehr breiter Basis, um zu ermitteln, ob Erdbeben und Tsunamis durch Beobachtung des Tierverhaltens vorausgesagt werden können (siehe Kapitel 9 ); ein mit Preisen ausgestatteter Wettbewerb, durch den sich zeigen soll, ob es alternative Energietechniken oder Perpetuum mobiles gibt, die wirklich funktionieren (siehe Kapitel 2 ).
    Vorhandene Forschungsansätze werden natürlich weiterlaufen. Nichts ändert sich sehr schnell, wenn große Institutionen beteiligt sind, wenn gewaltige Geldsummen und eine große Zahl von Arbeitsplätzen auf dem Spiel stehen: Wir haben auf der Welt gegenwärtig sieben Millionen wissenschaftliche
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