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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn
Autoren: Rupert Sheldrake
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beruht, dass die übrigen Tochterzellen sterben müssen.
    Da ich meinen Horizont erweitern und auch praktisch etwas für die Ärmsten der Welt leisten wollte, ging ich ans International Crops Research Institute for Semi-Arid Tropics bei Heiderabad in Indien, eine internationale Forschungseinrichtung, die sich die Verbesserung der Lebensbedingungen in semi-ariden Tropengebieten durch landwirtschaftliche Forschung zum Ziel setzt. Hier beteiligte ich mich als Pflanzenphysiologe an der Arbeit mit Kichererbsen und Straucherbsen. [5] Wir züchteten neue hoch ertragreiche Sorten, und ich entwickelte ein System der Mehrfachernte, [6] das jetzt von vielen asiatischen und afrikanischen Bauern angewendet wird und die Erträge deutlich gesteigert hat.
    1981 begann mit der Veröffentlichung meines Buchs
A New Science of Life
(Das schöpferische Universum)
eine neue Phase meiner wissenschaftlichen Laufbahn. In diesem Buch formulierte ich die Hypothese, dass es formgebende Felder gibt, die sowohl das Wachstum von Pflanzen als auch die Entwicklung von Embryonen steuern. Diese Felder nannte ich morphogenetische Felder. Meine Hypothese besagt weiterhin, dass diese Felder ein Gedächtnis besitzen müssen, das auf dem Prozess der »morphischen Resonanz« beruht. Ich untermauerte meine Hypothese mit allem, was an Indizien zur Verfügung stand, und sie gab später zu einer Vielzahl experimenteller Testverfahren Anlass, die in der Neuausgabe des Buchs ( 2009 ) zusammengefasst wurden.
    Aus Indien nach Hause zurückgekehrt, setzte ich meine Forschungen zur Pflanzenentwicklung fort und begann mit Brieftauben zu arbeiten – ein Thema, das mich fesselte, seit ich als Junge Tauben gehalten hatte. Wie finden Tauben aus Hunderten Kilometern Entfernung über unbekanntes Terrain und sogar übers Meer nach Hause? Ich dachte mir, sie könnten über ein Feld mit ihrem heimatlichen Schlag verbunden sein, das wie ein unsichtbares Gummiband wirkt und sie nach Hause zieht. Selbst wenn sie außerdem einen Magnetsinn besitzen sollten, mit einem Kompass allein würden sie nicht nach Hause finden. Sollten Sie je mit dem Fallschirm über unbekanntem Gelände abspringen müssen und dabei über einen Kompass verfügen, würden Sie zwar wissen, wo Norden ist, aber nicht, wie Sie nach Hause kommen.
    Mir wurde bald klar, dass die Navigationsfähigkeiten der Tauben nur eines von vielen Beispielen für unerklärliche Fähigkeiten bei Tieren ist. Woher zum Beispiel wissen manche Hunde wie durch Telepathie, wann ihre Besitzer nach Hause kommen? Zu solchen Fragen kann man mit relativ einfachen Mitteln Forschungen anstellen, und die Ergebnisse waren faszinierend. 1994 veröffentlichte ich mein Buch
Seven Experiments that Could Change the World
(Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten)
in dem ich Vorschläge zu kostengünstigen Tests machte, die möglicherweise unsere Vorstellungen von der Natur der Wirklichkeit verändern würden. Die Ergebnisse beschrieb ich 2002 in der Neuausgabe des Buchs und in zwei weiteren Büchern,
Dogs That Know When Their Owners Are Coming Home
( 1999 , Neuausgabe 2011 ; deutsch:
Der siebte Sinn der Tiere
, 2008 ) und
The Sense of Being Stared At
( 2003 ; deutsch:
Der siebte Sinn des Menschen
, 2008 ).
    Ich bin seit zwanzig Jahren Fellow des Institute of Noetic Sciences bei San Francisco und Gastprofessor mehrerer Universitäten, darunter das Graduate Institute in Connecticut. Ich habe über achtzig Arbeiten in wissenschaftlichen Zeitschriften wie
Nature
veröffentlicht, bei denen das Verfahren des Peer-Review, also der Begutachtung durch unabhängige Fachkollegen, üblich ist. Ich gehöre etlichen wissenschaftlichen Gesellschaften wie der Society for Experimental Biology und der Society for Scientific Exploration an und bin Fellow der Zoological Society sowie der Cambridge Philosophical Society. Ich halte an Universitäten, Forschungsinstituten und bei wissenschaftlichen Konferenzen in Großbritannien, Kontinentaleuropa, Nord- und Südamerika, Indien und Australasien Seminare und Vorträge zu meinen Forschungen.
    Ich habe das Leben eines Wissenschaftlers geführt und bin ein entschiedener Verfechter des wissenschaftlichen Ansatzes. Es verstärkt sich bei mir jedoch die Überzeugung, dass die Naturwissenschaften einiges an Spannkraft, Vitalität und Neugier eingebüßt haben. Ihrer Kreativität stehen dogmatisches und ideologisches Denken, ängstlicher Konformismus und institutionelle Schwerfälligkeit im Wege.
    An
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