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Der widerspenstige Ritter (German Edition)

Der widerspenstige Ritter (German Edition)

Titel: Der widerspenstige Ritter (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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ständig in das Leben ihrer Nachkommen einmischen“, traf sie auch dieses Mal wieder den Kern der Sache. Aber mit ihrer nächsten Bemerkung schoss sie dann endgültig in die Mitte des Zieles.
    „Wenn Euer Vater so sehr einer Vermählung entgegen fiebert, warum sucht er sich dann nicht selbst eine Braut?“
    Das war ein Gedanke, der auch Aaron schon das eine oder andere Mal gekommen war, da sein Vater seit Aarons frühesten Kindheit Witwer war. Fast hätte er der jungen Lady darum auch zugestimmt, wenn sie nicht genau in diesem Augenblick gesprungen wäre.
    Ritterlichkeit hatte einen gravierenden Nachteil. Man musste sie selbst der lästigsten Maid auf Erden gewähren. Was für Aaron nichts anderes bedeutete, als der jungen Lady seinen Beistand anzubieten, um nach Hause zu kommen. Denn dass sie sich bei diesem Sprung zumindest den Knöchel verstaucht hatte, war in seinen Augen eine Tatsache.
    Wenn Aaron geahnt hätte, dass sie so ein waghalsiges Manöver ins Auge fasste, wie nach unten zu springen, dann hätte er entweder versucht es ihr auszureden oder sie zumindest aufgefangen. Für keine der beiden Möglichkeiten hatte sie ihm auch nur eine Gelegenheit gegeben.
    Sein sowieso schon verpfuschter Nachmittag verwandelte sich nun endgültig in ein Desaster. Das Einzige, was ihm jetzt noch blieb war, sie von ihrem Schmerz abzulenken, bevor sie ihm mit ihrem Geheule auch noch den letzten Nerv raubte.
    „Ganz meine Meinung“, stimmte er ihrer vorher gemachten Aussage zu, um sie abzulenken. „Ich könnte ihm natürlich auch eine Lady präsentieren, die genauso fr…wortgewandt ist, wie ich Euch bisher kennengelernt habe. Vielleicht überdenkt er seine Wünsche ja dann noch einmal.“
    Angespannt darauf zu warten, dass sich die junge Lady jammernd und weinend aus ihrer gebückten Haltung erhob, in der sie nach dem Sprung verharrt war, erwies sich als vollkommen unnütz. Die Maid hatte ihr Auftreffen auf den Boden der Scheune so gekonnt abgefangen, das sie sich ohne Schaden genommen zu haben, bereits wieder zu ihrer vollen Größe aufrichtete.
    „Wortgewandt hört sich ausgesprochen gesittet an“, kommentierte sie mit funkelnden braunen Augen zufrieden. Die nicht ganz ernst gemeinte Aussage des Ritters brachte sie auf eine Idee, der sie sofort nachgehen musste.
    „Denkt Ihr, Euer Vater würde sich durch eine kleine Komödie hinter Licht führen lassen?“
    Was hatte er da jetzt nur losgetreten? Er hoffte nicht, dass seine Worte sie auf die Idee gebracht hatte, die sie ihm mit dem Wort Komödie unterbreitete. Nein so dreist konnte kein Edelfräulein sein. Sicher wollte sie nur eine hypothetische Möglichkeit durchspielen. Diese Einschätzung widerlegte Rebekka jedoch sofort.
    „Bis zum Sonnenuntergang wird mich keiner zu Hause vermissen“, erklärte sie voller Tatendrang einem für sie vollkommen fremden Mann. Dass sie das nicht tun sollte, kam ihr dabei nicht einmal in den Sinn. Sie war Feuer und Flamme für die Idee, auf die sie der Ritter unbeabsichtigt gebracht hatte.
    „Wenn Ihr es nicht mehr weit habt, und ich bis zum Abend wieder zu Hause sein kann, könnte sich die Sache durchaus machen lassen.“
    Was sie damit sagen wollte, war Aaron leider nur zu klar. Aber er wäre verrückt auf so ein Angebot einzugehen. Und die Erwiderung, die er ihr gab, war deshalb auch ironisch gemeint.
    „Ja, ganz sicher könnte so eine Sache klappen.“
    Das Mädchen war für Ironie scheinbar nicht empfänglich. Sie klatschte begeistert in die Hände und strahlte.
    „Wusste ich doch, dass in Euch ein echter Abenteurer steckt. Mich als mögliche Braut vorzuschieben, verschafft Euch eine Atempause.“
    Aaron schloss ergeben kurz die Augen. Noch hatte er es nicht aufgegeben, mit Ironie das Fräulein darauf zu stoßen, dass ihre Idee undurchführbar sein könnte.
    „Ja, darauf hinzuweisen, dass Ihr besseres Benehmen lernen müsst, bevor es zu einer Vermählung kommt, verschafft mir ganz bestimmt eine sehr, sehr lange Atempause.“
    Wie sollte er dieser kleinen Verrückten nur erklären, dass er ihre zweifelhafte Hilfe nicht wünschte? Mit oder ohne Braut, sein Vater konnte ihm kaum den Kopf abbeißen, wenn er auf lange Sicht darauf hoffte, dass ihm sein Sohn Enkel schenkte. Das Einzige, was passieren konnte war, das sein Vater einen Tobsuchtsanfall bekam, weil er ihm etwas versprochen hatte, das er noch nicht einhalten konnte; ihm nämlich genau heute seine Braut zu präsentieren.
    Er hätte sich nicht dazu hinreißen lassen
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