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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Stephen Leather
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und Zucker, so weiß und süß wie du«, sagte er.
    »Wohingegen du natürlich ein cooles Schwarz bevorzugst«, erwiderte ich und er lachte.
    »Ihr Engländer seid nicht auf den Mund gefallen«, sagte er. »Da wünsche ich mir fast, wir wären nie unabhängig geworden.«
    »Lustig, lustig, tralalala«, sagte ich. »Können wir bitte weitermachen?«
    »Klar«, sagte De’Ath. Er sah zu dem Mädchen hinüber. »Professor Van Helsing hat sich Ihnen schon vorgestellt?«, fragte er sie. »Dieser Mann hier wird uns verraten, ob Sie normal sind oder nicht; sagen Sie ihm also die Wahrheit, okay?«
    Sie nickte mit großen Augen.
    »Ist sie schon angeklagt?«, fragte ich.
    »Kommt noch«, sagte er. »Der Papierkram dauert. Heute Nacht ist da draußen der Teufel los. Wenn du mit ihr fertig bist, wartet in Zimmer B ein Mann, der sich einbildet, Satan habe ihm befohlen, einen Schnapsladen zu überfallen und der Frau des Inhabers ins Gesicht zu schießen.« Er lehnte sich an die Wand und trank ein Schlückchen Kaffee.
    »Schön, ich komme dann, wenn ich hier durch bin.« Ich drückte den Pausenknopf des digitalen Aufzeichnungsgeräts und saß da und sah De’Ath an, denn auf keinen Fall würde ich mit der Befragung des Mädchens anfangen, während er noch im Zimmer war. Endlich begriff er und ließ uns allein. Soll heißen: allein mit der Polizistin.
    »Er hat Sie Van Helsing genannt«, sagte Terry.
    »Er findet das witzig.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Professor Van Helsing. Der Vampirjäger. Der hinter Dracula her war. In dem Buch. Von Bram Stoker.«
    »Ach so, ja«, sagte sie, und ihre gefesselten Hände flogen an ihren Mund und berührten den verschmierten Lippenstift. Allerdings fiel mir auf, dass es kein Lippenstift war – sondern getrocknetes Blut. Ich startete erneut das Aufzeichnungsgerät.
    »Terry, ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen, okay? Entspannen Sie sich, es sind keine Fangfragen – ich stelle Ihnen keine Fallen oder so was. Vertrauen Sie mir, ja?«
    »Sicher. Schießen Sie los. Treffen Sie mal ins Schwarze.«
    »Welcher Tag ist heute, Terry?«
    »Freitag.«
    »Welcher Monat?«
    »August.«
    »In welchem Jahr sind Sie geboren?«
    Sie lächelte. »Was soll das sein,
Glücksrad
?«, fragte sie.
    »Helfen Sie mir einfach, Terry. Beantworten Sie die Fragen, dann kann ich nach Hause und ins Bett. Wann sind Sie geboren?«
    »Vor fünfundzwanzig Jahren«, sagte sie. »Oder so um den Dreh.« Sie war viel älter, als sie aussah.
    »Wer ist Präsident der Vereinigten Staaten?«
    »Keine Ahnung, ist mir schnurz. Ich gehe nie wählen – das macht die bloß übermütig.« Sie kicherte und hielt die Hände wieder an den Mund. Auch an den Händen hatte sie getrocknetes Blut.
    »Wie heißt die Hauptstadt der Vereinigten Staaten?«
    Sie grinste. »Los Angeles«, sagte sie. Sie beobachtete mich, wie ich ihre Antwort ins Notizbuch kritzelte, und fuchtelte abwehrend mit der Hand. »Das sollte ein Witz sein, Jamie. Okay? Das war ein Scherz. Washington ist die richtige Hauptstadt. Washington, D.C.«
    Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und musterte sie streng. Versuchte es zumindest. Sie sollte mich nicht einfach mit meinem Vornamen anreden. Das zeugte doch von Respektlosigkeit. »Das hier ist eine ernste Angelegenheit, Terry«, sagte ich.
    »Ja, klar«, seufzte sie. »Sicher doch.« Sie beugte sich vor und sah mich intensiv mit ihren kohlschwarzen Augen an. »Der Schwarze, der ist ernst, Jamie. Der versucht wirklich mir eins reinzuwürgen, aber Sie? Sie, Jamie, sind ein Schmusekater.« Sie lächelte und zwinkerte mir zu. »Schießen Sie los.«
    »Können Sie drei Städte nennen, die mit dem Buchstaben D anfangen?«
    »Detroit, Dallas, Durham.«
    »Durham?«
    »Ja, Durham. Das ist in England.«
    »Ich weiß, aber komisch, dass Ihnen ausgerechnet diese Stadt einfällt.«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Waren Sie schon mal da?«, fragte ich.
    »Na klar«, seufzte sie, und ich war nicht sicher, ob sie scherzte oder nicht.
    »Was essen Sie am liebsten?«
    »Ist das jetzt so ein Anmachspruch?«, fragte sie kokett.
    »Nein«, sagte ich.
    »Lasagne. Was sollen denn diese Fragen?«
    »Sie helfen mir bei der Beurteilung Ihres Geisteszustands. Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?«
    Sie starrte an die Decke und grübelte. Sie hatte getrocknetes Blut an der Unterseite des Kinns, einen dünnen Streifen, als wäre sie mit einem Finger darübergefahren. Sie senkte denBlick und merkte, dass ich auf ihren Hals starrte. »Im Fernsehen oder
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