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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden
Autoren: David A. Gemmell
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Euch so?«, erkundigte er sich.
    Talaban erwiderte das Lächeln und beschloss, ehrlich zu antworten. » Um ganz offen zu sein, Ser, weil ich hier bin, um über Eure geistige Gesundheit zu entscheiden. Es kommt mir unangebracht vor, dies in Gegenwart eines Idioten zu tun.«
    » Eine überaus interessante Streitfrage, Talaban. Was macht einen Mann zum Idioten? Togen kann sich nicht allein ankleiden und würde vermutlich verhungern, überließe man ihn sich selbst. Er versteht nichts von Politik, und schickte ich ihn auf den Markt, würde er sich vermutlich verirren, bevor er auch nur das erste Geschäft erreicht hätte. Dennoch… Sagt, Talaban, auf welche Wissenschaft gründet sich unsere Zivilisation?«
    » Auf die Mathematik«, antwortete der Offizier prompt.
    » Allerdings. Nun, hier habe ich ein Rätsel für Euch: Wie lautet die Quadratwurzel aus vier Millionen achthundertneunundsiebzigtausendsechshundertfünfundzwanzig?«
    Bevor Talaban sich auch nur eine Methode hätte ausdenken können, um die Antwort zu berechnen, ergriff der Schwachsinnige das Wort. Er sah weder auf, noch änderte sich seine Miene. » Zweitausendzweihundertacht Komma neun acht sieben drei zwei vier fünf vier fünf.«
    Anu klatschte in die Hände. » Und wie lautet die Quadratwurzel davon, Togen?«
    Wieder antwortete der Idiot prompt. » Vierzig Komma sechs neun neun acht.«
    » Wie macht er das?«, wollte Talaban wissen.
    » Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber er ist mir in diesen letzten sechs Jahren ungeheuer nützlich gewesen. Also, ist er nun ein Idiot oder ein Genie, Talaban?«
    » Ganz offensichtlich ist er beides. Lassen wir die Frage seines Geisteszustandes eine Weile außer Acht und wenden uns stattdessen Eurem zu.«
    » Wie Ihr wünscht.«
    » Ihr predigt Häresie, Questor. Wie rechtfertigt Ihr das?«
    » Meine Handlungen bedürfen keinerlei Rechtfertigung. Greifen wir dafür auf die Mathematik zurück. Ich habe diese Wissenschaft fast achthundert Jahre lang studiert. Durch sie habe ich den Avatar geholfen, Größe zu erlangen, und zwar mittels Architektur, Reisen und Handel.«
    » Das stellt niemand in Abrede, Questor. Ich selbst habe Eure Sternenkarten auf meinen Reisen benutzt. Doch das steht hier nicht zur Diskussion.«
    » Das tut es sehr wohl. Hinter uns liegen tausend Jahre Geschichte, Talaban. Doch was liegt vor uns? Eine Katastrophe. Basierend auf meinen Studien bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Erde selbst eine Reihe von regelmäßigen Kataklysmen durchläuft. Während dieser Zeiten rollt die Erde oder sie fällt, wenn Euch das lieber ist. Ich habe uralte Aufzeichnungen studiert. Ein solches Ereignis ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor etwa elftausend Jahren eingetreten. Und ich bin überzeugt, dass es sich innerhalb der nächsten zwei Jahre wiederholen wird. Mit Togens Hilfe bin ich dabei, diese grobe Schätzung genauer einzugrenzen. Aber wir müssen uns auf das Ende von allem vorbereiten, was wir kennen, sogar auf das Ende von vielem, was wir lieben. Schon innerhalb weniger Jahre wird dieser kleine Garten unter einem gewaltigen Berg aus Eis begraben sein. Wenn wir keine Vorbereitungen treffen, wird die Zivilisation, die wir diesem Planeten geschenkt haben, dem Vergessen anheimfallen.«
    » Ich habe von Euren Vorhersagen gehört, Ser. Euer Ruf ist so groß, dass sogar die Mystiker der Vagaren mittlerweile das Ende aller Dinge predigen.«
    Anu schüttelte den Kopf. » Jetzt geht Ihr am Thema vorbei. Diese Mystiker haben den Kataklysmus schon prophezeit, lange bevor ich meine Berechnungen überhaupt begonnen habe. Ihre Vorhersagen und die Faszination, die sie auf mich ausübten, waren es überhaupt erst, die mich dazu veranlassten, mein Wissen und mein Können dieser Frage zu widmen.«
    » Aber sie widersprechen der vorherrschenden Weisheit, Ser, und was noch schlimmer ist, den Ansichten des Avatar Primu selbst. Könnt Ihr nicht hinnehmen, dass Ihr Euch möglicherweise irrt?«
    » Ich irre mich nicht, Talaban«, antwortete Anu traurig. » Ich würde alles dafür geben, was ich besitze, sogar mein Leben, wenn dem nur so wäre. Doch ich weiß sogar, wie es sich vollziehen wird. Die Sonne wird im Westen aufgehen, die Meere werden sich erheben, und kein einziger Stein wird auf dem anderen bleiben.« Der Questor seufzte und lächelte traurig. » Der Avatar Primu wird mich entweder töten lassen oder mich zum Ausgestoßenen erklären. In letzterem Fall wird man mir meine Privilegien und mein
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