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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter
Autoren: E. Snyder
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sowieso nur auf der Tasche. »
    « Ja, vielleicht mach ich das sogar! », schrie Simone zurück, während ihr ein Sturzbach Tränen über die Wangen lief.
    « Na dann aber bald! Jeder Tag kostet mich nur mehr Geld! » Jennys Mutter knallte die Tür wieder zu und stapfte an Jenny vorbei Richtung Wohnzimmer. Als sie Jenny aus dem Augenwinkel bemerkte, blieb sie erschrocken stehen und hielt sich die Hand vor die Brust. « Meine Güte! Musst du dich so reinschleichen! », pflaumte sie Jenny an.
    Ja, ungefähr so leise, wie ein Nashorn durch die Wand bricht.
    « Euer Geschrei ist nicht zu übertönen », erwiderte Jenny mit verächtlichem Unterton.
    « Werd du nicht auch noch frech! Deine große Schwester hat meine Nerven für heute schon genug strapaziert. »
    « Was ist denn wieder los? »
    « Geh und frag sie mal, wie egoistisch sie ist! Madame, möchte ihren Ferienjob nämlich nur machen, wenn sie euch davon nichts abgeben muss! »
    Natürlich!
    Simone kam auf den Flur gestürmt. « Das stimmt überhaupt nicht! Du willst das ganze Geld einsacken. »
    « Halt deine freche Gosch und verschwind in dein Zimmer, ich will dich nicht mehr sehen! »
    Jenny ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. Durch die Wand konnte sie Simone schluchzen hören. Ihre Mutter im Wohnzimmer schrie unüberhörbar ins Telefon, wie sehr die Kinder ihre Nerven strapazierten. Natascha war wach geworden und stand weinend im Flur.
    « Toll, jetzt hast du deine kleine Schwester aufgeweckt! », hallte die Stimme ihrer Mutter durch die Wohnung.
    Simones Schluchzen erhob sich erneut.
    Jennys Tränen blieben aus. Eine Art Taubheit hatte sie überkommen. Sie fühlte sich schwer wie ein Stein.
    Ach Rene!
    Sie seufzte. Wie gern sie jetzt bei ihm wäre. In seiner Nähe, in seinen Armen. Plötzlich sah sie wieder das Bild vor Augen: Rene zusammen mit Stefanie. Jetzt kamen auch ihr die Tränen.

    Spät in der Nacht schlüpfte Jenny zu Simone ins Bett. Sie hatte sich, wie so oft, in den Schlaf geweint.
    « Alles wird gut, Schwesterherz. » Jenny strich ihr die Haare aus der feuchten Stirn.
    « Es stimmt nicht, was Mama gesagt hat. Ich hätte gerne mit euch geteilt », sagte Simone.
    « Ich weiß! Sie hat nur Angst, dass das Geld bis Monatsende nicht reicht. »
    « Warum sagt sie es dann nicht so? Sie geht so oft aus und gestern hat sie sich drei neue Hosen gekauft. Dafür hat es auch gereicht. Aber nein, nur wir kosten Geld! Ständig hält sie uns vor, dass wir ihr Leben versaut haben, weil sie so jung Mutter geworden ist. Was sie alles verpasst hat. Hätte sie mich halt nicht bekommen! »
    Jenny strich Simone übers Haar. « Weißt du, Simone: Im Streit sagt man manchmal dummes Zeug. So wie du gerade eben. »
    Simone weinte noch eine Weile. Dann schliefen die beiden Mädchen erschöpft ein.

3. Kapitel

    Wie Nina vermutet hatte, waren Rene und Stefanie tatsächlich nicht gemeinsam auf die Faschingsfeier gekommen, sondern nur gleichzeitig eingetroffen. Jenny tröstete das wenig. Sie hatte gespürt, dass Stefanie auf Rene stand und sie war überzeugt davon, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die ihn erobert haben würde. Ein Horror-Szenario für Jenny.
    Ich muss ihn aus meinem Kopf bekommen!
    Die Gefühle für Rene schmerzten sie inzwischen mehr, als dass sie sie glücklich machten. Unverzüglich begann sie eine Rene-Entzugs-Kur. Sie vermied die Orte, die sie vorher immer, um ihn zu sehen, aufgesucht hatte, wartete morgens nicht mehr in der Vorhalle, bis er eintraf, benutzte die Treppe, die nicht an seinem Klassenzimmer vorbeiführte, und in den großen Pausen ging sie mit Nina an ihrer Seite zu Simone ins Rauchereck der Realschule. Der Gestank dort war übel, aber eine gute Möglichkeit Rene aus dem Weg zu gehen. Zu Jennys Verwunderung verirrte sich Konrad auch immer häufiger dorthin. Er kam dann mit einem seiner Klassenkameraden, der sich zu seiner Freundin und deren Clique aus der Realschule gesellte. Zum Glück brachte er Rene nicht mit. Es vergingen Wochen, ehe Jenny sich in der Lage sah, Rene nicht mehr stur aus dem Weg zu gehen. Nach und nach sparte sie sich den Umweg und ging wieder den kürzeren Gang über die Treppe, vorbei an seinem Klassenzimmer. Im Nachhinein wünschte sie sich, sie hätte noch einige Zeit damit gewartet, denn als sie Rene das erste Mal wieder sah, lächelte er sie an und winkte ihr zu, als würde er sich freuen sie nach so langer Zeit wiederzusehen.
    Oh wie süß!
    In Jenny flammten erneut alte Hoffnungen auf.
    Er mag mich! Er
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