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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß
Autoren: Agatha Christie
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komische Gedanken bringen.«
    Rosamund Shane zog gerade angelegentlich den Schwung ihrer Lippen nach. »Was eine solche Schlampe sagt, darauf gibt doch sowieso niemand was«, murmelte sie. »Mit den Klamotten und den kilometerlangen Jett-Ketten…«
    »Man sollte ihr den Mund stopfen«, sagte George.
    »Also gut, Süßer«, lachte Rosamund, steckte ihren Lippenstift weg und betrachtete selbstgefällig ihr Spiegelbild. »Stopf du ihr doch den Mund.«
    »Ich finde, George hat Recht«, warf unerwartet ihr Mann ein. »Es ist so leicht, die Gerüchteküche in Gang zu setzen.«
    »Wäre das so schlimm?« Rosamund dachte über ihre Frage nach. Die geschwungenen Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Das könnte doch lustig sein.«
    »Lustig?«, fragten vier Stimmen unisono.
    »Ein Mord in der Familie«, sagte Rosamund. »Spannend!«
    Gregory Banks kam der Gedanke, dass Susans Cousine, von ihrem anziehenden Äußeren einmal abgesehen, eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrer Tante Cora besaß. Ihre nächsten Worte bestärkten diesen Eindruck noch.
    »Wenn er wirklich ermordet wurde – wer könnte es gewesen sein?«, fragte Rosamund.
    Ihr Blick wanderte nachdenklich durchs Abteil.
    »Sein Tod kommt uns doch allen sehr gelegen«, fuhr sie langsam fort. »Michael und ich sind absolut pleite. Mick hat eine wirklich fantastische Rolle am Sandbourne Theatre angeboten bekommen, müsste aber noch eine Weile darauf warten. Jetzt, wo wir im Geld schwimmen, können wir’s uns leisten. Wir könnten sogar selbst ein Stück produzieren, wenn wir Lust dazu haben. Ich denke da auch schon an eins, das eine wunderbare Rolle hat…«
    Niemand achtete auf Rosamunds begeisterte Ausführungen. Alle waren ganz mit ihrer eigenen unmittelbaren Zukunft beschäftigt.
    »Gerade noch davongekommen«, dachte George. »Jetzt kann ich das Geld zurückgeben, ohne dass jemand davon erfährt… Aber es stand Spitz auf Knopf.«
    Gregory schloss die Augen und legte den Kopf an die Rückenlehne. Der Sklaverei entkommen.
    Susan brach das Schweigen mit ihrer klaren, eher spröden Stimme. »Natürlich tut es mir Leid um den armen Onkel Richard, aber schließlich war er doch schon sehr alt, und Mortimer ist tot, und er hatte nichts mehr, wofür sich noch zu leben lohnte. Und es wäre schrecklich für ihn gewesen, noch jahrelang todkrank weiterzuleben. Für ihn war’s viel besser, so plötzlich abzudanken, ohne viel Aufhebens.«
    Ihre harten, zuversichtlichen jungen Augen wurden weicher, als sie die versunkene Miene ihres Mannes betrachtete. Sie liebte Greg über alles. Unbewusst ahnte sie, dass sie Greg weniger bedeutete als er ihr – aber das steigerte ihre Leidenschaft nur noch. Greg gehörte ihr, für ihn würde sie alles tun. Wirklich alles…
     
     

III
     
    Während Maude Abernethie sich zum Abendessen in Enderby umkleidete (sie würde dort übernachten), fragte sie sich, ob sie Helen hätte anbieten sollen, länger zu bleiben, um ihr mit dem Ausräumen des Hauses zu helfen. Da waren Richards persönliche Gegenstände… vielleicht auch Briefe… Die wichtigen Unterlagen hatte Mr Entwhistle wahrscheinlich schon an sich genommen. Außerdem musste sie wirklich so bald wie möglich zu Timothy zurück. Es brachte ihn immer völlig aus der Fassung, wenn sie nicht da war, um ihn zu pflegen. Sie hoffte, dass er sich über das Testament freuen und nicht ärgerlich werden würde. Allerdings wusste sie, dass er erwartet hatte, den Großteil von Richards Vermögen zu erben. Schließlich war er der einzige noch lebende Abernethie. Richard hätte sich wirklich darauf verlassen können, dass er sich um die jüngere Generation kümmern würde. Doch, sie fürchtete, dass Timothy wütend sein würde… Und das war gar nicht gut für seine Verdauung. Und wenn er sich ärgerte, konnte Timothy auch sehr uneinsichtig sein. Gelegentlich verlor er alles Augenmaß… Ob sie mit Dr. Barton darüber sprechen sollte? Die Schlaftabletten – in letzter Zeit hatte Timothy viel zu viel davon genommen… und er wurde wütend, wenn sie das Fläschchen aufbewahren wollte. Aber die Tabletten waren so gefährlich… das hatte Dr. Barton auch gesagt… man wurde benommen und vergaß, dass man sie schon genommen hatte… und nahm noch mal welche. Und dann konnte alles Mögliche passieren! In dem Fläschchen waren auf jeden Fall viel weniger Tabletten, als noch da sein sollten… Timothy war mit Medikamenten wirklich sehr unvorsichtig. Aber er wollte nicht auf sie hören… Manchmal war er
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