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Der Vormacher

Der Vormacher

Titel: Der Vormacher
Autoren: Ferdinand Decker
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Lachen hören. Der Chef schultert seinen Rucksack und schreitet zur Tür. Da dreht er sich noch einmal um.
    »Meine letzte Amtshandlung«, sagt er schmunzelnd. »Ich gebe Ihnen den Tag frei. Setzen Sie sich in den Park und schauen Sie sich die Bäume an.« Dann ist er verschwunden.
    »Was hast du ihm erzählt?«, fragt mich Linda fassungslos.
    »Keine Ahnung«, sage ich kopfschüttelnd. »Wirklich nicht.«
    Emil und Theodora stellen sich zu uns.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagt Emil und reicht mir die Hand. Ich kann keinen Neid in seinen Augen erkennen, keine Missgunst, sein Händedruck ist warm und trocken, er meint es ernst.
    »Total durchgeknallt, der Alte«, sagt Theodora, als sie mir ebenfalls gratuliert.
    »Mir gefällt er so besser als früher«, sagt Emil.
    Einer nach dem anderen kommen die Kollegen zu uns und gratulieren mir. Ich lächle, ich schüttle Hände und bin froh, als sie endlich alle aus dem Zimmer sind. Nur Linda ist geblieben.
    »Du siehst müde aus«, sagt sie. »Warst du wieder im Krankenhaus?«
    Ich nicke.
    »Die ganze Nacht«, sage ich.
    Linda seufzt.
    »Es tut mir so leid, das mit Jana«, sagt sie. »Hängst du sehr an ihr?«
    »Ja, wahrscheinlich«, antworte ich. »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Doch. Hängen ist genau der richtige Ausdruck.«
    »Du Armer«, sagt sie mitfühlend. Vorsichtig kommt sie etwas näher. »Immerhin bist du jetzt Chef. Das ist doch was!«
    Ja, das ist was. Erst ist Emil an mir vorbeigezogen, ich dachte schon, ich müsste mir einen neuen Job suchen, und jetzt bin ich Chef. Warum? Weil der Chef glaubt, etwas von mir gelernt zu haben. Weil er glaubt, dass ich ihn erleuchtet habe. Und so wie es aussieht, wie er heute Morgen aussah bei seiner Bergpredigt, habe ich ihn wirklich erleuchtet.
    »Ich bin Chef, das stimmt«, gebe ich zu. »Trotzdem habe ich das Gefühl, als ob der Chef mich reingelegt hätte. Als ob ich von jetzt an sein Los tragen müsste, in genau dem Moment, in dem er begriffen hat, dass es ein beschissenes Los ist.«
    »Es liegt doch an dir, was du daraus machst«, sagt Linda leise. »Du brauchst nicht so ein Tyrann zu sein. Du musst keine Sechzigstundenwochen machen. Du brauchst nicht kinderlos zu bleiben. Der Chef hat dir keine Bedingungen gestellt. Du kannst machen, was du willst!«
    »Kinderlos?«, wiederhole ich.
    »Obwohl es beinah so aussah, als wollte er dich adoptieren, vorhin«, kichert Linda.
    »Willst du Kinder?«, frage ich geradeheraus.
    Linda wird rot.
    »Irgendwann schon«, sagt sie verschämt. »Mit dem richtigen Mann.«
    Ihr verliebter Blick trifft mich ins Mark. Ich kenne diesen Blick. Ich habe diesen Blick so oft ertragen in den letzten Jahren. Es ist Janas Blick. Der Blick einer Frau, der man den kleinen Finger gibt und die einen daraufhin ganz auffressen will, mit Haut und Haaren, Feierabend, Familienfeiern, Kindergeburtstagen und gemeinsamen Kaffeefahrten im Rentenalter.
    »Was ist denn?«, fragt sie erschrocken.
    Ich beiße die Zähne zusammen. Ich laufe Gefahr, erneut in die Falle zu geraten, in die ich schon einmal getappt bin, vor acht Jahren, und aus der ich nie wieder herausgekommen bin. Ich spüre, wie ich den Boden unter den Füßen verliere. Wenn ich jetzt nicht zum Befreiungsschlag aushole, bin ich verloren.
    »Zieh dich aus«, sage ich grob.
    Sie sieht mich schockiert an.
    »Ficken«, befehle ich, »sofort.«
    »Aber –«
    Ich hole meinen neuen Schlüssel hervor und gehe zur Tür.
    »Du kannst gehen, wenn du willst«, erkläre ich. »Oder bleiben, aber dann wird gefickt.«
    Sie öffnet den Mund, als wollte sie etwas sagen, dann schließt sie ihn wieder. Stattdessen beginnt sie, ihre Bluse aufzuknöpfen. Ich schließe die Tür ab, öffne meinen Gürtel und lasse die Hosen runter.
    » Lass die Bluse«, sage ich. »Zieh dein Höschen aus und knie dich hin. Nein, andersherum, ja, genau so.«
    Mein Schwanz ist ganz hart und dünn, er schmerzt, ich bin nicht geil, mein Schwanz ist krank, wie ein steifes Knie, das einen beim Laufen hindert. Ich sehe von Linda nur ihren bleichen Hintern, nicht ganz so, wie ich ihn mir vorgestellt habe, ovaler, unter dem Rock sah er anders aus.
    Linda stöhnt, sie schreit beinah. Wenn Jana das jetzt sehen könnte. Sie wollte mich betrügen. Ich tu’s. Wenn ich das aufnehmen könnte!
    »Du tust mir weh!«, ruft Linda. »Ich bin noch zu trocken –«
    »Du wolltest doch bleiben«, unterbreche ich sie und stoße weiter, noch fester, genau so, wie Emil es getan hat, ich will es klatschen hören,
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