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Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Titel: Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast
Autoren: Friedrich Ani
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ununterbrochen.
    Von der viel befahrenen Ingolstädter Straße bog ein Lastwagen auf den Parkplatz ab. Rincke winkte dem Fahrer.
    »Das war’s?«, fragte er kauend.
    »Danke, dass Sie mir geholfen haben, den Fall besser zu verstehen.«
    »Sehr gern. Wie gesagt: Anruf genügt.«
    »Halten Sie Richard Leimer für selbstmordgefährdet?«
    Rincke war bereits zwei Schritte weggegangen. Mit ausdruckslosem Gesicht drehte er sich noch einmal um. »Den? Auf jeden Fall. Isar, würd ich sagen. Oder er hat sich im Forstenrieder Park aufgehängt, bei den Wildschweinen. Schauens mal nach. Womöglich baumelt der da irgendwo.«
    Im Weitergehen zog er sein Handy aus der Kitteltasche.
    Süden holte seinen kleinen Spiralblock hervor.

5
    Auf dem Rückweg ins Dezernat – Süden fuhr, wie meist, wenn er es eilig hatte, mit dem Taxi, das er aus eigener Tasche bezahlte – machte er einen Schlenker zu dem italienischen Restaurant in der Herzogstraße, das Jost Rincke erwähnt hatte. Ungefähr gegen 22 Uhr, meinte der Kellner, habe »Frau Leimer mit ihrem Begleiter« das Lokal verlassen. Er könne sich nicht erinnern, die beiden schon einmal zusammen gesehen zu haben, früher sei Frau Leimer regelmäßig mit ihrem Mann gekommen, gelegentlich auch allein oder mit einer Freundin.
    Freunde und Bekannte von Karla Leimer waren noch nicht vernommen worden, bisher hatten die Kommissare ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Umfeld des Verschwundenen gerichtet.
    Im Taxi saß Tabor Süden auf der Rückbank hinter dem Beifahrersitz, in die Ecke gezwängt, schweigend, mit verschränkten Armen.
    Er dachte an das Augenfällige bei dieser Vermissung, an das Naheliegende, an das Wahrscheinliche, an das Mögliche.
    Karla Leimer log ihn an, ebenso wie Jost Rincke. Hielten sie ihn für so dumm? Oder waren sie so dumm zu glauben, er durchschaue ihre schlecht abgesprochenenoder schlecht abgegebenen Erklärungen nicht?
    Das war das Augenfällige an dieser Vermissung: Sowohl die Ehefrau als auch deren Geliebter wussten mehr als sie zugaben, aber warum gaben sie überhaupt etwas zu? Angenommen, dachte Süden, Richard Leimer habe Selbstmord begangen. Wieso sollten sie darüber schweigen? Oder wieso sollten sie seine Leiche beseitigen? Kein Grund. Angenommen, er wäre tödlich verunglückt und sie wären Zeugen gewesen?
    Wieso darüber schweigen und die Leiche beseitigen? Wieso sich dem Verdacht eines Kapitalverbrechens aussetzen?
    Wieso verhielten sie sich leichtsinnig und unvorsichtig?
    »Warum?«, fragte Volker Thon, der Leiter der Vermisstenstelle, nachdem er Süden dringend aufgefordert hatte, ihm den aktuellen Stand der Ermittlungen in der Sache Leimer darzulegen. Eigentlich würde er den Kommissar als Sachbearbeiter für eine neue Vermissung benötigen, bei der es um eine vierzehnjährige Schülerin ging, die nach dem Unterricht nicht nach Hause gekommen war. Bei den ersten Befragungen der Mitschüler hatten sich einige seltsame, durchaus beunruhigende Ungereimtheiten ergeben.
    »Der Mann ist nicht freiwillig verschwunden«, sagte Süden in Thons Büro, wo es – im Gegensatz zum Kabuff im Einkaufsmarkt – nach teurem Eau de Toilette duftete. Der fünfunddreißigjährige Erste Hauptkommissar – der jüngste Kommissariatsleiter Bayerns – neigte auch bei der Kleidung zu eher exquisitenModellen, was in der Gegenwart von Tabor Süden besonders ins Auge stach.
    »Wir können nicht beweisen, wann Richard Leimer tatsächlich verschwunden ist. Die Ehefrau sagt, am Sonntagabend, aber am Samstag war er nicht in seiner Stammkneipe, eine absolute Ausnahme, meint der Wirt.«
    »Das hab ich verstanden«, sagte Thon. »Soll ich einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung beantragen?«
    »Noch nicht. Oben wartet die Ehefrau, und ich habe einen Streifenwagen zum Einkaufszentrum geschickt. Rincke soll merken, dass wir ihn beobachten.«
    »Und deiner Einschätzung nach ist diese andere Frau auch in den Fall verwickelt?«
    »Ja«, sagte Süden. »Aber ich weiß noch nicht, wie. Mit Rincke und Karla hat Margret Grotwohl vermutlich nichts zu tun.«
    »Du bist dir aber nicht sicher.«
    »Nein«, sagte Süden.
    »Dann gehst du nach oben, und ich kümmere mich selber um diese Schülerin. Ich geh davon aus, dass wir es mit einer Hupfauf-Sache zu tun haben.«
    Als Hupfauf-Vermissung bezeichneten die Kommissare einen Fall, bei dem ein Vermisster fast so schnell wieder auftauchte wie ein Kind einmal mit einem Seil springen konnte.
    In dem Vernehmungsraum mit dem niedrigen Fenster im
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