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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Sarah Rees Brennan
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erstrahlte. Doch die Form, die das Licht um seinen Kopf bildete, war zerrissen und ähnelte nicht im Mindesten einer Krone.
    Â»Diese Frau, Helen«, sagte er. »Ich hätte sie auf der Brücke in London töten können.Aber ich habe es nicht getan. Ich dachte … Ich hielt es für eine menschliche Geste, einen Feind zu verschonen. Gnade zu zeigen.Aber das habe ich wohl falsch verstanden. Ich wünschte, ich hätte sie getötet. Dann wäreAnnabel noch am Leben.«
    Ihren Namen zu hören war für Mae wie ein Schlag in eine offeneWunde.Am liebsten wäre sie blind gewesen, taub und stumm und blind, damit man nicht mit ihr darüber sprechen konnte, damit sie nicht darüber sprechen musste und damit sie nie dieAugen ihrer Mutter hätte sehen müssen, die leer in den Himmel starrten.
    Â»Es war nicht deine Schuld«, murmelte sie.
    Â»Nein«, antwortete Nick. »Aber ich wünschte, sie lebte noch. Nicht nur für dich und Jamie. Ich … ich habe sie gemocht, glaube ich.«
    Annabel, die auf ihren hohenAbsätzen immer fehlerfrei lief, die im mitternächtlichen Garten ihr Schwert aufblitzen ließ.
    Â»Geh einfach«, sagte Mae und wandte sich ab von seinem Gesicht, das immer perfekt und kalt und verständnislos war.
    Â»Mavis«, begann Nick, hielt dann aber inne.
    Annabel hatte gemeint, Mavis, dieser grässlicheAlbtraum von einem Namen, sei schön. Sie hatte Mae diesen Namen gegeben, weil sie ihn für schön hielt. Maes Gesicht spannte, ihreAugen brannten und schwammen und dann liefen sie über und auch ihre Nase lief ein wenig.
    Â»Geh«, wiederholte sie fast ein wenig unwirsch.
    Es war alles still, daher dachte sie schon, er sei gegangen. Doch dann hörte sie ihn leise und sehr nahe sagen: »Nein.«
    Nick legte dieArme um sie. Er tat es langsam und ungeschickt, doch als er fertig war, hielten sie starkeArme an seine Brust gepresst. Er war groß und fest und warm, und sie hielt sich mit beiden Fäusten an seinem T -Shirt fest, sodass es aussah, als wolle sie auf ihn einschlagen. Sie stand auf Zehenspitzen, doch er trug sie fast, und sie presste ihr Gesicht an sein Schlüsselbein. Es wäre in Ordnung, ihn zu schlagen, zu schreien oder sonst irgendetwas zu tun, wonach ihr war.
    Gestern um diese Zeit hatteAnnabel noch nichts von Magie gewusst. Sie hatte einenTag gehabt, um zu lernen, um Furcht und Mut zu zeigen, doch mehr Zeit hatte sie nicht bekommen.
    Mae heulte, schrie durch die Zähne und verteilte Rotz undTränen auf Nicks T -Shirt. Man würde ihre Mutter beim Haus von Mezentius begraben, denn dieAlternative wäre gewesen, sie in den Fluss zu werfen.
    NicksArme lagen wie Stahlklammern um sie herum. Er flüsterte keine beruhigendenWorte und streichelte ihr nicht über den Rücken, nicht wie der Dämon in ihremTraum, nicht so, wie es ein Mensch an seiner Stelle getan hätte, aber er ließ sie auch nicht los.
    Â»Mavis. Mae«, sagte er schließlich. »Ich weiß nicht. Du musst es mir sagen. Mache ich das richtig?«
    Â»Ja«, schluchzte Mae in sein T -Shirt. Sie weinte, ohne zu schreien, lehnte sich nur an ihn und roch Baumwolle und Stahl. Es war schrecklich und herzzerreißend. Sie war genau da, wo sie sein wollte, hier bei ihm, in seinenArmen und in keinen anderen. Plötzlich verstand sie, warum sie immer wieder zurückgekommen war, sich aufgeführt hatte wie eineVerrückte, warum ihre Pläne immer in sich zusammenfielen und nichts einen Sinn ergab. Jetzt verstand sie es.
    Sie liebte ihn.
    Es war ihr noch nie zuvor passiert, und er würde nicht einmal die geringsteAhnung haben, wie er sie ebenfalls lieben sollte.
    Sie war zu müde und erschöpft, um sich jetzt damit auseinanderzusetzen. Sie blieb einfach stehen, schloss dieAugen und lehnte sich an ihn, kraftlos und beinahe froh. Sie liebte ihn und er war da.
    Es war verlockend, einfach stehen zu bleiben und so einzuschlafen, seinAtem im Gleichklang mit ihrem. Doch sie war jetzt ruhig genug und sie schuldete es ihm, zurückzutreten.
    Â»Danke«, sagte sie. Es klang sehr formell. »Ich gehe Sin suchen. Sieh du nachAlan.«
    Er sah auf sie herunter und nickte. Sie betrachtete diese seltsamenAugen, den grausamen Mund, und ihr Herz schien sich in ihrer Brust zu überschlagen, als hätte er es wie eine Münze umgedreht.
    Â»Wir kriegen das wieder hin«, versprach sie ihm. »Wir werden Jamie zurückbekommen und wir
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