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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Vince Flynn
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Verfügung stand. Dennoch musste er nahe genug herangehen, um zu sehen, wann die Limousine genau auf gleicher Höhe mit dem Minivan war.
    Gazich kam an einem jungen Paar vorbei; die beiden saßen auf einer Bank und aßen Bagels. Zwei Blocks voraus sah er die orange Stehleiter, die er am Dach des Vans befestigt hatte. Die Idee war ihm im letzten Augenblick gekommen, als ihm auffiel, dass solche weißen Vans häufiger waren, als er gedacht hatte. Die Farbe der Leiter würde es ihm außerdem erleichtern, den richtigen Zeitpunkt für die Detonation zu erwischen. Er wollte nicht zu nahe an den Van herangehen und blieb schließlich vor dem Schaufenster eines Immobilienbüros stehen, wo er so tat, als würde er sich die Angebote ansehen.
    Er spürte das Vibrieren des Treo-Handys in seiner Tasche und zog es hervor.
    »Hallo?«
    »Zwei Uhr ist okay für mich. Für Sie auch?«
    »Zwei Uhr ist okay.« Gazich beendete das Gespräch, atmete erleichtert durch und steckte das Handy ein.
    Er schlenderte weiter die Straße entlang und warf immer wieder einen Blick in ein Schaufenster. Einige Minuten später hörte er das kurze Aufheulen einer Polizeisirene. Etwas weiter vorne sah er ein Motorrad der Metro Police, das in die Straße einbog und eine Fahrspur der Wisconsin Avenue sperrte. Gazich krümmte und streckte seine Finger mehrere Male und fragte sich, wie nahe er noch herangehen sollte. Die Kolonne würde in Kürze auftauchen. Etwas weniger als einen Block von der Stelle entfernt stand ein stämmiger Baum, über einen Meter breit. Auch wenn die ganze Wucht der Explosion in die andere Richtung gehen würde, musste man dennoch mit einer mächtigen Erschütterung und herumfliegenden Trümmern rechnen, die absolut tödlich sein konnten, wenn man nicht rechtzeitig in Deckung ging.
    Gazich erreichte den Baum und zog das Telefon hervor. Mit einem kleinen Stylus-Stift tippte er auf das Web-Browser-Symbol auf dem Display. Wenige Sekunden später war er auf der gewünschten Website. Er tippte das Passwort ein und blickte zu dem Polizisten mit dem Motorrad auf, der mitten auf der Straße stand. Jetzt brauchte er nur noch auf die Sendetaste zu drücken, und die Explosion würde fast im selben Augenblick erfolgen. Der Cop würde sicher nicht überleben, und die Leute in den ersten Fahrzeugen, die er anhielt, hatten kaum größere Chancen. Auf der anderen Straßenseite befanden sich Geschäfte und Wohnungen. Es bestand die Möglichkeit, dass die Limousine einen gewissen Schild darstellen würde, doch das war nicht allzu wahrscheinlich. Eine Zweihundert-Kilo-Ladung Plastiksprengstoff würde die Limousine möglicherweise quer über die Straße und in das Gebäude schleudern.
    Gazich versuchte sich daran zu erinnern, wie es jener amerikanische General einst ausgedrückt hatte, als eine ihrer Neunhundert-Kilo-Bomben ihr Ziel verfehlt und stattdessen das Haus eines seiner Landsleute dem Erdboden gleichgemacht hatte. Der erste Polizeiwagen bog um die Ecke und kam mit Blinklicht und Sirenengeheul auf Gazich zu. Fußgänger blieben stehen und betrachteten den imposanten Konvoi, der sich aus der Seitenstraße auf die Wisconsin Avenue schob.
    Die Worte des amerikanischen Generals fielen ihm ein, als die erste Limousine um die Ecke bog. »Kollateralschaden«, murmelte er lächelnd.
     
    Rivera wusste, dass ihre Leute so gut ausgebildet waren, dass sie das Manöver im Schlaf beherrschten. Die Kandidaten traten auf die Veranda heraus und warteten, dass die ehemaligen Spitzenpolitiker, Geheimdienstleute und Generäle für ein letztes gemeinsames Foto herauskamen. Rivera blieb nahe bei der Gruppe, achtete aber darauf, dass sie nicht mit auf das Bild kam. Ihre gesamte Truppe war nun in Bewegung. Sie bildeten eine schützende Hülle, die sich mit den Kandidaten mitbewegte. Im obersten Stockwerk waren mehrere Scharfschützen postiert, die schon vor Sonnenaufgang ihren Posten bezogen hatten, um die Fenster der Häuser auf der anderen Straßenseite abzusuchen, sich einen Überblick über die Umgebung zu verschaffen und jene Plätze ausfindig zu machen, von denen aus am ehesten ein Attentäter zuschlagen konnte.
    Rivera trug ihre getönte Sonnenbrille, die ihre dunklen Augen verbarg, während sie sich unentwegt umblickte. Sie war wie eine Radarantenne, die den Himmel nach einem feindlichen Angreifer absuchte – nur dass ihr Job noch viel schwieriger war. Die Medienvertreter, die sich hinter der behelfsmäßigen Absperrung drängten, knipsten unermüdlich
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