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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene
Autoren: Jason Dark
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dieser Situation zu entwischen, als Kamuel den Kopf schüttelte und dabei fast traurig aussah.
    »Ich spüre schon, dass du nicht bereit bist. Du hast dich noch nicht umgestellt. Du wehrst dich gegen mich, und das ist nicht gut, mein Freund. Nicht für dich…«
    »Warum denn nicht…?«
    »Ich brauche Helfer, auf die ich mich verlassen kann. Entweder ganz oder gar nicht.«
    Elam begriff den Sinn der Worte nicht. Es konnte auch sein, dass er sie nicht begreifen wollte, denn für ihn persönlich hatten sie sich nicht optimistisch angehört.
    »Ich komme zu meinem Ziel, Sam. So oder so…«
    Was Kamuel damit meinte, erfuhr Elam in den nächsten Sekunden.
    Der Fremde öffnete seinen Mund. Da Sam dicht vor ihm saß, konnte er den Blick einfach nicht zur Seite drehen. Er schaute genau zu und rechnete damit, zwei Zahnreihen zu sehen, möglicherweise auch eine Zunge.
    Es war anders, ganz anders. Kaum hatte Kamuel seinen Mund geöffnet, da sah Sam die rote Beleuchtung innerhalb des Mundes. Das konnte nicht wahr sein, denn das ging einfach nicht.
    Feuer! Im Mund des Mannes loderte Feuer. Er hatte ihn jetzt ziemlich weit geöffnet, und er kam Sam vor wie die kleine Klappe eines Feuerofens. Das war nicht zu begreifen. Das konnte er sich nicht erklären, und er spürte auch keine Hitze. Das Feuer loderte im Mund. Es sah rot aus, auch gelb, und es verschwand, als Kamuel den Mund wieder schloss. Er sah jetzt normal aus. Nichts erinnerte mehr daran, was in seinem Innern loderte.
    Sam saß fassungslos auf seinem Platz. Er fühlte sich wie festgeklebt.
    Zugleich wünschte er sich, einen bösen Traum erlebt zu haben, aber es war nicht so. Er hatte nicht geträumt. Dieser Kamuel existierte in der Realität, und er war kein normaler Mensch mehr.
    Auch Sam hatte sich nie als einen der üblichen normalen Menschen bezeichnet, weil er genau wusste, dass etwas Fremdes in ihm steckte, für das er selbst keine Erklärung gehabt hatte. Erst jetzt war es erweckt worden, und er wusste genau, dass er sein weiteres Dasein nicht mehr allein bestimmen konnte. Davor stand Kamuel…
    »Bist du bereit?«
    »Wozu?«
    »Mit mir den Weg zu gehen. Dafür zu sorgen, dass sich meine Dankbarkeit erfüllt.«
    Elam schnaufte. Er wusste genau, dass er in dieser Sekunde eine Entscheidung treffen musste. Die Antwort drang wie von selbst in ihm hoch. Sie war nicht einmal gesteuert. Er hatte sich einfach zu sehr an sein Menschsein gewöhnt.
    »Nein, ich bin nicht bereit. Ich will, dass du wieder gehst. Such dir einen anderen aus. Es gibt ja nicht nur mich, das weißt du, das weiß auch ich.«
    »Stimmt.«
    »Dann geh.«
    Kamuel tat, als hätte er die Aufforderung nicht gehört. Er schüttelte den Kopf. Er zeigte dabei ein ärgerliches Gesicht und räusperte sich.
    »Nein, Sam, nein, das tue ich nicht. Ich will dir auch den Grund sagen. Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass man mich abweist. Nicht mich, nicht den Mächtigen. Du hast dich entschlossen, und ich werde dich auch nicht noch einmal fragen. Deshalb musst du die Folgen selbst tragen.«
    »Folgen?« flüsterte Elam.
    »Genau«, erwiderte Kamuel ernst.
    »Was willst du tun?« Er lachte blechern auf. »Willst du mich vielleicht umbringen?«
    Kamuel sagte nichts, aber er lächelte, und dieses Lächeln konnte Sam einfach nicht gefallen. Bevor es ihm gelang, eine Frage zu stellen, erhielt er bereits die Antwort.
    »Ich werde dich küssen!«
    Sam Elam sagte nichts. Er konnte nicht mehr sprechen. Er hatte mit allem gerechnet. Mit einer Morddrohung. Mit Einzelheiten, wie er sterben sollte, aber nicht damit.
    Küssen! Elam schüttelte den Kopf. Er hätte auch lachen können, doch dazu war er nicht in der Lage. Tief in seinem Innern wusste er, dass dies kein normaler Kuss war. Nicht weil er zwischen zwei Männern ausgetauscht wurde, nein, das war etwas anderes. Da ›brannte‹ die Luft zwischen ihnen. Plötzlich spürte er den Druck.
    Kamuel hatte wieder zugepackt. Er hielt Elams Handgelenk fest und zog ihn zu sich herüber. Elam hatte keine Chance, sich zu wehren. Der andere war einfach zu stark. Ihm reichte schon die Ausstrahlung, um Sam in seinen Bann ziehen zu können.
    Elam wehrte sich nicht, als er auf Kamuel zugezogen wurde. Er kam sich verlassen vor. Er war degradiert worden und hatte das verloren, was einen Menschen ausmachte. Zugleich stellte er sich die Frage, ob er jemals ein Mensch gewesen war und das andere in ihm nicht überwogen hatte.
    Ein kurzer, aber heftiger Ruck! Sam Elam verlor die Balance. Er
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