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Der verbotene Kuss (German Edition)

Der verbotene Kuss (German Edition)

Titel: Der verbotene Kuss (German Edition)
Autoren: Johanna Marthens
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bearbeiteten sie die Werbekampagne für einen französischen Autohersteller und würden danach wahrscheinlich die Vermarktung des neuen Produktes eines italienischen Getränkefabrikanten übernehmen. Die Verhandlungen liefen bereits. Die Meyerhoff GmbH konnte man als äußerst erfolgreiches Unternehmen bezeichnen, und Franz Meyerhoff regierte es mit straffer Hand. Er bestimmte die Budgets, legte die Strategien fest und entschied ganz allein, für welchen Kunden er arbeiten wollte und für welchen nicht. Oft blieb den Mitarbeitern nicht allzu viel Platz für Kreativität, weil ihre Ideen exakt den Vorstellungen des Chefs zu entsprechen hatten. Nicht, dass das Lara betraf, sie mischte sich in diese Dinge überhaupt nicht ein, auch wenn sie manchmal mit Franz Meyerhoffs Entscheidungen nicht einverstanden war, aber sie hatte auf dem Flur oft das Klagen der Designer aufgeschnappt, die sich mehr Freiheit wünschten. Lara war mit ihrer Aufgabe eigentlich ganz zufrieden. Sie regelte das dienstliche Leben ihres Chefs, verabredete Termine oder sagte sie in seinem Namen ab, erinnerte ihn daran, seiner Frau Blumen zum Hochzeitstag zu schicken und dem Enkel zum Geburtstag etwas ganz Besonderes zu schenken. Meyerhoff liebte sie dafür. Als Meyerhoffs Frau zum zweiten Geburtstag ihres Enkels Fabian eifrig nach ferngesteuerten Flugzeugen oder selbstlenkenden Rennautos Ausschau hielt , dachte Herr Meyerhoff daran, etwas »Richtiges« schenken, etwas, das Bestand hatte und das Kind seines ältesten Sohnes Lukas bis ins Erwachsenenalter begleiten würde. Da der Junge definitiv noch zu jung für goldene, mit Diamanten besetzte Krawattennadeln war und er die goldene Rolex bereits zum ersten Geburtstag bekommen hatte, war guter Rat teuer. Da kam Lara, gerade frisch in ihrem Job, mit der Idee, für ihn die Aktie eines renommierten Unternehmens mit garantiert guter Rendite zu erwerben. Und prompt erhielt der Junge nun zu jedem Geburtstag ein Wertpapier geschenkt, was allerdings auch seine Eltern freute. Lara lächelte, sie hatte den Jungen schon auf Fotos gesehen. Er war ein süßer Bursche und schien sehr aufgeweckt. Sie wusste, dass Konstanze, die Schwiegertochter, das zweite Kind erwartete.
    Sie legte den Kalender auf den Schreibtisch ihrs Chefs. Für heute waren nur wenige Termine vorgesehen, schließlich würde Herr Meyerhoff auch erst am späten Vormittag aus Amsterdam zurückkehren.
Auf dem Weg hatte sie frische Blumen geholt und stellte diese nun in einer Kristallvase auf das Schränkchen an der Wand. Sie machte das regelmäßig, um dem nüchtern eingerichteten Büro eine freundlichere Note zu geben, aber er schien es nicht zu bemerken. Jedenfalls hatte er noch nie etwas darüber gesagt, auch nicht, wenn sie die Blumen mal vergessen hatte. Gegenüber der Tür stand ein Regal mit DVDs und altmodischen Videobändern voller Werbespots, die die Agentur gedreht hatte, und an der Wand am anderen Ende des Zimmers hing ein großes, schwarz-weißes Gemälde, das Lara an einen riesigen Mozzarella im Weltall erinnerte. Sie wusste nicht, was es darstellen sollte, das wusste wohl keiner. Offenbar auch nicht Herr Meyerhoff, der sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wie es hieß. Nur, dass sich sein Schöpfer nach der Vollendung des Werkes umgebracht hatte. Erst hatte das Bild Lara belustigt, aber als sie von dem Selbstmord erfuhr, deprimierte sie das Bild nur noch. Sie hatte es daraufhin schon einmal näher auf Blutspuren in der Farbe untersucht, aber nichts gefunden. Zum Glück.
    Draußen klappte die Eingangstür, die ersten Mitarbeiter kamen. Lara verließ das Chefbüro und setzte sich an ihren Schreibtisch im Vorraum. Die Ablage war über das Wochenende leider nicht kleiner geworden, wie sie bedauernd feststellte. Sie schaltete den Computer ein und wollte gerade anfangen, die Unterlagen abzuarbeiten, als es an ihre Tür klopfte und ein Mann eintrat. Lara sah auf und verschluckte sich fast an ihrem »Guten Morgen«, denn der Mann kam ihr sehr bekannt vor. Nur war er jetzt rasiert, sein Haar gewaschen und geschnitten und über seiner linken Schläfe klebte ein Pflaster. Seine Hand, die auf der Türklinke lag, zierte ebenfalls ein Verband. Lara wurde blass. Sie fühlte, wie es ihr heiß und kalt den Rücken hinunterlief und eine Übelkeit in ihren Magen kroch. War er aus dem Gefängnis geflohen und suchte jetzt nach ihr, um sich zu rächen? Was machte der Einbrecher der vergangenen Nacht in ihrem Büro?
    Blitzschnell suchten Laras Augen
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