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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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setzen; die große Chance dürfe nicht verspielt werden. Mit einer wegwerfenden Gebärde hatte er hinzugefügt, »man müsse sich immer wieder vor Augen halten, daß bei einem Verlust sowieso alles im Buddel sei«. Er wußte, daß er die Brücken zur Welt abgebrochen hatte. Doch machte er sich aus den unvergeßlichen Schocks, die von ihm ausgegangen waren, ein Verdienst zurecht. Die Folgen darüber hinaus kümmerten ihn nicht.
      Seine Umgebung und viele der Mitlebenden dachten zunächst offenbar nicht anders. Jedenfalls glaubten sie, mit seinem Abgang sei Hitler aus der Welt. Am Abend des 30. April, als die Leiche zu einem Aschehaufen verbrannt war, kam der Angehörige des Reichssicherheitsdienstes Hermann Karnau noch einmal zum Turm des Gartenausgangs hinter der Reichskanzlei, wo der Rottenführer Erich Mansfeld Wache hielt. Er rief ihm zu, sein Dienst sei beendet, er solle herunterkommen. Und dann: Es sei »ja nun alles vorbei«.
      In Wahrheit war nichts vorbei. Vielmehr trat erst allmählich ins Bewußtsein, was genau genommen schon mit dem Aufstieg Hitlers dahingegangen und mit seinem Ende unwiederbringlich geworden war. Weit mehr jedenfalls als das Wahrnehmbare: die Toten, die Trümmerberge und die Verwüstungsspuren über den Kontinent hin. Womöglich eine Welt. Wie bei den wirklichen Untergängen stets mehr verlorengeht als das, was allen sichtbar vor Augen liegt.

    Bibliographie

      Die Darstellung enthält keine Anmerkungen. Das heißt aber keinesfalls, daß nicht jedes Zitat oder jedes erwähnte Vorkommnis belegbar wäre. Vielmehr geht der Verzicht auf Quellenangaben auf das oftmals heillose und großenteils nicht mehr aufklärbare Durcheinander der Zeugenaussagen zurück. Allzu häufig müßten einem Quellenhinweis eine und nicht selten auch mehrere abweichende Äußerungen oder Verlaufsbeschreibungen gegenübergestellt werden.
      Im Vorwort ist bereits die überaus widersprüchliche Überlieferung selbst bei einem so wichtigen und für die unmittelbar Beteiligten auch einprägsamen Vorgang wie dem Selbstmord Hitlers vermerkt worden. Nicht einmal über die Frage, ob Hitler, als sein Kammerdiener Heinz Linge und Martin Bormann, dicht gefolgt von Hitlers persönlichem Adjutanten Otto Günsche, am Nachmittag des 30. April 1945 den Wohnraum des »Führers« betraten, auf dem Sofa neben Eva Braun angetroffen wurde oder auf dem danebenstehenden Sessel, hat sich Übereinstimmung gewinnen lassen. Vermehrt wird die Konfusion noch durch den Umstand, daß gelegentlich dieselben Personen in ihren Auskünften einen bestimmten Hergang unterschiedlich geschildert haben. So etwa bleiben Örtlichkeit und Ablauf des Empfangs zu Hitlers 56. Geburtstag im Ungewissen, desgleichen die genaue Ereignisfolge anläßlich der dramatischen Konferenz vom 22. April und anderes mehr. Die Abweichungen betreffen meist nur Nebensachen. Der Chronist jedoch muß sie zur Kenntnis nehmen und strenggenommen jede noch so geringe Unstimmigkeit verzeichnen. Um die Darstellung nicht mit einem ausufernden Anmerkungsapparat zu belasten, wird hier jeweils der Version gefolgt, die von dem oder den glaubwürdigsten Zeugen stammt oder der Wahrscheinlichkeit am nächsten kommt. Wo immer sich in gewichtigeren Fragen gleichwohl Zweifel ergaben, ist im
    Text darauf hingewiesen.
      Es dient gewiß der Orientierung des Lesers, wenn den im folgenden genannten Titeln der verwendeten Literatur einige Bemerkungen vorangestellt werden.
      Die früheste, schon im Sommer 1946 unter dem Titel »Hitlers letzte Tage« publizierte Darstellung stammt von dem britischen Historiker Hugh R. Trevor-Roper. Sie stützt sich auf zahlreiche, noch im Sommer und Herbst 1945 vom Autor selbst vorgenommene Zeugenbefragungen. Zwar befanden sich viele denkbare Auskunftgeber zu jener Zeit bereits in sowjetischer Gefangenschaft; andere waren untergetaucht, und einige von ihnen hat Trevor-Roper selber ausfindig gemacht. Unvermeidlicherweise enthält seine Darstellung jedoch die eine und andere Lücke oder, da Quervergleiche mit Aussagen Dritter damals noch kaum möglich waren, von den Befragten auch irreführend gemeinte Angaben. Diese vergleichsweise geringfügigen Mängel des Buches werden aber vollauf wettgemacht durch den souveränen Überblick des Verfassers, seine Urteilssicherheit und seinen glanzvollen Stil.
      Erst annähernd zwanzig Jahre später erschien eine Anzahl weiterer, im Unterschied zu Trevor-Ropers Darstellung historisch auch Wochen oder Monate früher
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