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Der und kein anderer Roman

Der und kein anderer Roman

Titel: Der und kein anderer Roman
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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nicht mehr sehen konnte. Sie tastete nach einem der zerknüllten Taschentücher in ihrem Schoß. Ob sie wohl den ganzen Weg bis nach San Antonio weinen würde? Gestern Abend hatte sie so unter Schock gestanden, dass keine einzige Träne geflossen war. Ray hatte sie zu ihrem Apartment gefahren, wo sie ihre Sachen zusammengepackt hatte. Danach hatte er sie für die Nacht in ein Motel gebracht. Doch hatte sie kein Auge zugemacht. Im Bett liegend waren ihr Bobby Toms verletzende Worte wieder und wieder und wieder durch den Kopf gegangen.
    Wir wissen doch beide, dass ich dir lediglich einen Gefallen erweisen wollte... Warum in aller Welt sollte ich dich heiraten wollen? … Komm mir nur nie wieder unter die Augen!
    Was hatte sie erwartet? Sie hatte ihn vor allen, die ihm wichtig waren, gedemütigt. Und er hatte böse, wild und geifernd zurückgeschlagen.
    Sie presste das Taschentuch unter ihre Sonnenbrille und betupfte ihre geschwollenen Augen. Der neue Besitzer von Shady Acres würde jemanden zum Flughafen in Columbus schicken, der sie dann nach New Grundy bringen würde. Shady Acres war der Ort, wo sie hingehörte. Um die Zeit am nächsten Morgen würde sie bereits so beschäftigt sein, dass sie überhaupt keine Zeit mehr zum Grübeln haben würde.
    Es war ihr von Anfang an klar gewesen, dass die Sache irgendwie enden musste. Doch hatte sie sich nicht träumen
lassen, dass es so schlimm werden würde. Ihrer Vorstellung nach hätte er sich an sie als an die Frau erinnern sollen, die niemals etwas von ihm hatte haben wollen. Der gestrige Abend hatte dadurch einen Strich gemacht. Nicht nur hatte sie sein Geld genommen, sondern unabsichtlich etwas viel Wichtigeres zerstört: seinen Ruf. Sie versuchte, sich mit der Tatsache zu trösten, dass es seiner eigenen Arroganz zuzuschreiben gewesen war, dass sich alles so zugespitzt hatte. Doch sie liebte ihn leider immer noch, und sie konnte einfach keine Genugtuung über seine Verletzung empfinden.
    Hinter sich hörte sie eine Sirene. Als sie in den Rückspiegel sah, entdeckte sie das Blaulicht eines Polizeiwagens, der schnell herannahte. Ein Blick auf das Tachometer bestätigte ihr, dass sie nicht zu schnell fuhr. Sie fuhr etwas weiter rechts, um den Wagen vorbeizulassen. Als er sich jedoch näherte, überholte er nicht, sondern fuhr dicht auf.
    Die Sirene machte einen Höllenlärm und eine Kelle forderte sie auf, rechts ranzufahren. Beunruhigt sah sie noch einmal in den Rückspiegel und traute ihren Augen kaum. Der Mann hinter dem Steuer war Bobby Tom! Sie nahm ihre Sonnenbrille ab. Bisher hatte sie sich dank ihrer Willenskraft zusammenreißen können, doch einer erneuten Auseinandersetzung mit ihm würde sie nicht standhalten. Sie biss die Zähne zusammen und drückte aufs Gas. Bobby Tom tat das Gleiche.
    Ein alter Transporter tauchte vor ihr auf. Ihre Knöchel stachen weiß hervor, so fest umklammerte sie das Lenkrad, als sie auf die linke Spur fuhr, um ihn zu überholen. Das Tachometer kletterte auf sechzig Meilen, und Bobby Tom blieb unmittelbar hinter ihr.
    Wie konnte er das tun? Was für eine Stadt würde einem seiner Bürger ein Polizeiauto zur Verfügung stellen, um damit eine unschuldige Person zu verfolgen? Die Tachometernadel erreichte die fünfundsechzig. Sie hasste es, schnell zu
fahren. Schweiß brach ihr aus. Wieder ertönte die Sirene und versetzte sie noch mehr in Panik. Sie stieß einen Schrei aus, als er so dicht hinter ihr auffuhr, dass sie befürchtete, er könne die Stoßstange berühren. Lieber Gott, er wollte sie von der Straße abdrängen!
    Sie hatte keine Wahl. Er war von Natur aus ein Draufgänger, der es im Gegensatz zu ihr offensichtlich in Ordnung fand, bei dieser Geschwindigkeit Stoßstange an Stoßstange zu fahren. Mit zusammengebissenen Zähnen nahm sie den Fuß vom Gas und verlangsamte allmählich, um schließlich rechts anzuhalten. Sobald der Wagen stand, riss sie die Tür auf.
    Kurz darauf kletterte er mühsam aus dem Polizeiwagen, und sie verlangsamte ihren Schritt. Was war mit ihm geschehen? Eines seiner Augen war zugeschwollen, das andere machte ebenfalls einen ziemlich lädierten Eindruck. Seine Kleidung war zerrissen, und sein immer präsenter Stetson fehlte. Eine hässliche offene Wunde über seiner Schläfe begann gerade Schorf anzusetzen und ließ ihn primitiv und gefährlich aussehen. Sie rief sich ins Gedächtnis, was sie ihm angetan hatte. Zum ersten Mal, seit sie einander begegnet waren, hatte sie Angst vor ihm.
    Er humpelte auf sie
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