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Der umstrittene Turm

Der umstrittene Turm

Titel: Der umstrittene Turm
Autoren: Michaela Bindernagel
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Körper und keiner weiß, wann er das nicht mehr aushalten kann und an welcher Stelle zuerst die Erkrankung auftritt.“

    Die Frage konnte ihm keiner beantworten. Der Hase machte sich also am kommenden Morgen auf den Weg zum Elefanten. Dem erzählte er von seinem Vetter und sie beschlossen, dem alten König zu schreiben, er möge auf den Turm verzichten. Die Sicherheit im Wald ließe sich auch anders gewährleisten. Außerdem schrieben sie dem Affenoberst, dass besonders seine Untergebenen betroffen sein würden, weil sie ständig mit diesen Geräten arbeiten müssten.
    Beide Briefe sorgten für einige Unruhe. Der alte Löwenkönig befahl seinen Sohn, den alten Schakal und den Affenoberst zu sich. Sie sollten sich zu den Briefen äußern.
    „Hochwohlgeborener Herrscher, für mein Affenheer ist das alles gar kein Problem. Die Schwachen, welche die Strahlung nicht abkönnen, gehen vielleicht zu Grunde. Doch die Starken überleben und damit werden die Affen immer stärker und gesünder. Das ist natürliche Auslese, nur etwas beschleunigt. Was macht das schon?“, trug der Affenoberst vor.
    Der alte Schakal bestätigte ihn und ergänzte: „Für unseren ganzen Wald wird es nur Vorteile haben. Die Schwachen werden krank. Doch die Starken überleben! Damit wird in Zukunft unser Wald nur noch von gesunden und starken Tieren bewohnt. Das wollen wir doch!“
    Der alte Löwenkönig brummte vor sich hin: „Und was ist mit den Pflanzen? Weiß einer von euch, wie die auf die Strahlen reagieren?“

    Die drei anderen schauten sich an. Der Königsohn schüttelte mit dem Kopf und antwortete: „Das wissen wir im Moment nicht. Doch ich kann einen Herold in den anderen Wald schicken und fragen lassen. Und bis der wieder hier ist, bauen wir schon einmal den Turm.“
    „Was machen wir mit dem Turm, falls es doch schwerwiegende Schäden gibt?“, fragte der alte König nach.
    „Was steht, das steht! Letztendlich trifft doch auf die Pflanzen das Gleiche zu, wie auf uns Tiere. Der Wald wird sich vielleicht verändern. Doch natürliche Auslese ist natürliche Auslese, egal ob Pflanze oder Tier. Den Herold sollten wir trotzdem entsenden. Das beruhigt die anderen Tiere“, meinte sein Sohn.
    Der König ließ sich überzeugen und stimmte den Vorschlägen zu. Der Schakal erhielt den Auftrag, dem Elefanten und dem Hasen zu antworten.
    Das Antwortschreiben hielten beide am Folgetag in der Hand. Sie waren empört über so viel Unverstand. Den Hasen ärgerte vor allem die Ignoranz, mit welcher über die Gesundheit anderer entschieden wurde. So etwas hatte es bisher im Wald noch nicht gegeben. Es widersprach der Waldethik, dass jedes Leben wertvoll sei. Der Elefant wackelte wieder mit seinem mächtigen Haupt. Viele Tiere verstanden gar nicht, um was es hier geht. Was sollte man tun?
    Sorgenvoll lief der Hase ganz in Gedanken durch den Wald. Da begegnete ihm die Schwester des alten Königs. Sie lag in der Sonne und bewachte ihre Enkel, insgesamt 6 an der Zahl. Er hielt sich in sicherer Entfernung und näherte sich ihr erst, als er sicher war, dass ihm keiner etwas zu Leide tun würde. Die alte Löwin freute sich über die Gesellschaft. Sie kamen ins Gespräch und der Hase berichtete ihr von seinen Sorgen und den Briefen. Die Löwin streckte sich in der Sonne aus und es schien fast so, als ob sie schliefe.
    Doch sie fing an zu sprechen: „Mein Bruder ist alt, Affe und Schakal dumm und mein Neffe leider machtbesessen. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, dass sie selbst vielleicht gar nicht so stark sind, wie sie meinen. Sie könnten selbst zu den Kranken gehören und sterben, früher oder später. Hase, du solltest zum alten Raben laufen. Er ist weise und seine Untertanen kommen überall herum. Sie können die Tiere unseres Waldes aufklären über die Gefahren und die verachtende Haltung von Affe, Schakal und Königsohn. Ich kenne meinen Bruder. Er ist im Grunde gutmütig, nur inzwischen zu bequem, um noch selbst zu entscheiden. Wenn die klugen Tiere des Waldes sich zusammen tun, dann ändert er sicher seine Meinung. Jeden Turm kann man zum Einsturz bringen.“
    So hoppelte der Hase weiter zum Raben und besprach mit ihm, was die Löwin empfohlen hatte. Der alte Rabe machte sich auch gleich auf den Weg. Als er nach mehreren Tagen zurück kehrte, gab es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute war, dass die Raben ihre Botschaft überall verteilten. Die Schlechte war, dass der Turmbau voran ging und auch die ersten Affen bereits mit
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