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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
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ihm zuvor; er trat einen Schritt auf mich zu und sah mir in die Augen.
    »Wir wollen, daß Ihr Euch der Sache annehmt und den Mörder findet.«
    »Was?« platzte ich heraus. »Wie kommt Ihr nur auf so etwas?«
    Der Kanzler sagte vollkommen gelassen: »Weil wir verhindern wollen, daß die seit einem Jahr geplante Hochzeit zwischen dem Sohn unseres Herzogs und der polnischen Prinzessin abgesagt wird.«
    Ich starrte ihn an.
    »Herr Moniwid hier ist außer sich über den Vorfall.« Der Kanzler nickte in die Richtung des Polen. »Er will den Tod der Gräfin seinem König melden. Das ist sein gutes Recht. Er und seine Begleiter sind erst seit wenigen Tagen in der Stadt; sie haben den Geleitzug der Prinzessin in Wittenberg verlassen und sind eilends nach Landshut gekommen, um bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen, und es wird ihnen mit einem Mord gedankt. Aber wir dürfen nicht außer acht lassen, daß die Prinzessin Jadwiga in diesem Moment schon auf dem Weg nach Landshut ist, um den jungen Herzog Georg zu ehelichen. Ich brauche nicht zu erklären, was diese Verbindung für Seine Durchlaucht, für die Stadt und für das Herzogtum bedeutet. Ein Vorfall wie dieser könnte die ganze Hochzeit in Frage stellen.«
    »Welche niemals eine gute Idee war«, brummte Moni wid. Der Kanzler warf ihm einen kurzen Blick zu.
    »Welche immerhin die Zustimmung Eures Königs fand«, sagte er sanft, und der Pole fuhr auf: »Wollt Ihr mich an meine Loyalität erinnern, Kanzler?«
    »Natürlich nicht«, sagte Doktor Mair. »Verzeiht, Herr Moniwid. Wir sind alle ein wenig angespannt.«
    »Das will ich auch meinen«, knurrte der Ritter. »Schließlich ist hier ein Verbrechen geschehen. Die Gräfin war äußerst beliebt am Hof zu Krakau. Die Nachricht ihres Todes wird sehr ernüchternd auf meinen König wirken. Ich sollte sofort einen Boten losschicken.«
    »Aber wir haben doch vereinbart zu warten … !« rief Hanns Altdorfer, und zum ersten Mal glaubte ich so etwas wie Hysterie in seiner Stimme zu hören. Ich warf ihm einen überraschten Blick zu. Der Kanzler des Herzogs machte eine herrische Handbewegung in Altdorf er s Richtung.
    »Herr Moniwid«, sagte er. »Wir haben bereits besprochen, daß …«
    »Wir haben gar nichts besprochen. Ihr habt mich aus dem Schlaf geholt und hierher gezerrt in Eure lächerliche Kirche, um die sich die Wappner scharen und das Volk draußen abhalten, wie die Schafe überall herumzulaufen; Ihr habt auf mich eingeredet und mir weiszumachen versucht, ich müsse diesen widerlichen Vorfall vertuschen, damit es nicht zu einem Skandal kommt und Euer prahlerischer Herzog vor aller Welt ohne seine Hosen dasteht.«
    »Wir haben besprochen«, sagte der Kanzler hart, »daß, wenn dieser Vorfall bekannt würde, die Folgen sowohl für das Herzogtum als auch für das Königreich Polen unabsehbar wären und wir nichts überstürzen dürfen.«
    Moniwid schwieg einen Moment, und Doktor Mair wandte sich wieder an mich.
    »Seht«, sagte er. »Herr Moniwid hat uns die Gelegenheit gegeben, den Mörder zu finden und seiner gerechten Strafe zu überführen. Sollte uns dies nicht gelingen, wird er König Kasimir in Polen unterrichten lassen und vorschlagen, die Hochzeit der Prinzessin mit dem Sohn unseres Herzogs abzusagen.«
    »Vielleicht sollte die Hochzeit überhaupt nicht stattfinden«, sagte der polnische Ritter böse. »Wer weiß, welches Schicksal unserer Prinzessin droht angesichts der Verhältnisse in Eurer Stadt.«
    »Es ist nicht erwiesen, daß es ein Bürger dieser Stadt war«, rief Hanns Altdorf er, und der Kanzler gebot ihm mit einer weiteren Handbewegung zu schweigen.
    »Ihr werdet verstanden haben, daß nichts über diese Geschichte publik werden darf, bevor sie restlos geklärt ist«, sagte er wieder zu mir. »Sollte der Pöbel draußen etwas davon erfahren, wird der Klatsch schneller um sich greifen als ein Feuer. Deshalb bitten wir Euch, sich der Sache im Verschwiegenen anzunehmen und zu versuchen, den Mörder zu finden.«
    »Aber das ist lächerlich«, rief ich. »Weshalb gerade ich?«
    »Der Stadtkämmerer hat Euch empfohlen«, antwortete der Kanzler. Ich drehte mich zu Hanns Altdorfer um und sah ihn fassungslos an. Er hob beide Arme und machte eine entschuldigende Geste.
    »Peter«, sagte er drängend. »Du bist unsere einzige Hoffnung.«
    »Ich verstehe nicht, was in dich gefahren ist«, sagte ich aufgebracht.
    Der Kanzler ergriff wieder das Wort.
    »Herr Bernward, Ihr habt als Assistent des Bischofs von
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