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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist
Autoren: Deon Meyer
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den Sätzen von Gesicht zu Gesicht, aber er selbst sagte nichts. Still, so kannten sie ihn. Selbst vor
     Laras Tod war er kein großer Redner gewesen.
    Die Stimmen der Kinder wurden leiser, die der Männer lauter. Stoffberg schickte einen Botschafter aus, um die Gäste zu rufen.
     Das Tempo der Party veränderte sich. Die Frauen riefen die Kinder und gingen dann mit Tellern voller Beilagen zu Stoffberg
     hin, der begonnen hatte, das Lamm zu tranchieren.
    Joubert nippte an einem Castle, während er wartete, bis er drankam. Der Alkohol hatte seine Sinne betäubt. Er war nicht |14| hungrig, er aß nur aus Gewohnheit und Höflichkeit mit ein paar anderen Männern an einem Gartentisch.
    Drinnen spielte jemand Musik, die Teenager tanzten. Joubert bot wieder Zigaretten an. Frauen holten ihre Männer, um auch mit
     ihnen zu tanzen. Die Musik wurde immer älter, aber nicht leiser. Joubert stand schließlich auf, um nicht draußen allein zu
     bleiben, und auf dem Weg ins Wohnzimmer holte er sich noch ein Bier.
    Stoffberg hatte die normalen Glühbirnen im Wohnzimmer durch farbige ersetzt. Zuckende Körper badeten in gedämpftem Rot, Blau
     und Gelb. Joubert saß im Eßzimmer und schaute hinüber zu den Tänzern. Wessels’ kleiner Körper zuckte spastisch, während er
     tat, als sei er Elvis. Die Bewegungen der Teenager waren gekonnter. Als Storridges hübsche, schlanke Frau an einem roten Licht
     vorbeitanzte, wurde ihr Körper illuminiert. Joubert schaute weg. Die Tochter des Hauses, Yvonne Stoffberg, ließ ihre Brüste
     jugendlich unter einem engen T-Shirt hopsen. Joubert zündete sich eine weitere Zigarette an.
    Myburghs fette Frau bat Joubert um einen traditionellen Walzer. Er erklärte sich einverstanden. Sie führte ihn geschickt um
     die anderen Paare herum. Als das nächste Stück begann, lächelte sie mitleidig und ließ ihn los. Er holte sich noch ein Castle.
     Die Musik wurde langsamer. Die Tänzer näherten sich einander, ein neuer Abschnitt des Abends begann.
    Joubert ging hinaus. Das Licht im Garten war ausgeschaltet worden. Die Kohlen unter den Überresten des Lammes glühten noch
     rot. Er ging in eine Ecke des Gartens, erleichterte sich und kehrte zurück. Eine Sternschnuppe blitzte über dem dunklen Dach
     des Hauses auf. Joubert blieb stehen und schaute zum Himmel hoch, sah aber nur Dunkelheit.
    »Hi, Mat.«
    |15| Sie tauchte plötzlich neben ihm auf, ein nymphenhafter Schatten der Nacht.
    »Ich kann Sie doch so nennen, oder? Ich bin mit der Schule fertig.« Sie bildete eine Silhouette vor der hellen Hintertür,
     ihre runden, jungen Kurven modellierten T-Shirt und Hose.
    »Natürlich«, sagte er zögernd, überrascht. Sie trat näher, hinein in den Schutzraum seiner Einsamkeit.
    »Du hast nicht einmal mit mir getanzt, Mat.«
    Er stand wie erstarrt da, unsicher, entgeistert durch sieben Castles und zahllose Monate seelenzerfetzender Selbstbetrachtung.
     Er verschränkte schützend die Arme.
    Yvonne Stoffberg legte ihre Hand auf seinen Arm. Ihre linke Brust streifte seinen Ellenbogen.
    »Du bist der einzige richtige Mann hier heute abend, Mat.«
    Großer Gott, dachte er, das ist die Tochter meines Nachbarn. Er erinnerte sich daran, was die Teenager auf der
stoep
getrunken hatten.
    »Yvonne …«
    »Alle nennen mich Bonnie.«
    Zum ersten Mal schaute er ihr ins Gesicht. Sie starrte ihn an, ihre Augen leuchteten, leidenschaftlich und entschlossen. Ihr
     Mund war wie eine Frucht, reif, leicht geöffnet. Sie war nicht mehr länger ein Kind.
    Joubert verspürte die Angst vor der Demütigung in sich.
    Dann sprach sein Körper leise zu ihm, ein rostiger Augenblick kam und ging. Sein Schritt erinnerte sich an die aufsteigenden
     Vergnügungen der Vergangenheit, aber seine Angst war zu groß. Er wußte nicht, ob dieser Teil des Lebens in ihm abgestorben
     war. Es war mehr als zwei Jahre her … Er wollte ihr Einhalt gebieten. Er löste seine Arme voneinander und wollte sie wegschieben.
    |16| Sie jedoch interpretierte seine Bewegung anders, sie trat zwischen seine Hände, sie zog ihn zu sich heran und preßte ihren
     feuchten Mund auf seinen. Ihre Zunge zwängte sich zwischen seine Lippen, sie flatterte. Sie drückte ihren Körper an ihn, ihre
     Brüste waren warme Hügel.
    In der Küche rief jemand ein Kind, und der besorgte Klang durchbrach Mat Jouberts Aufstieg ins Leben. Er löste sich von ihr
     und ging sofort in Richtung Küche.
    »Tut mir leid«, sagte er über die Schulter, ohne daß er genau wußte, warum
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