Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
sichersten Verstecke. Kalte Luft wehte aus einem Teil der Welt, in dem es Morgen und nicht früher Abend war. Am besten war sie vorsichtig. Am besten, sie ergriff die Flucht. Und doch …
    Sie zögerte. Er muss Schmerzen erleiden …er muss Enttäuschungen erleiden …er muss Seelenqualen erleiden. Verschaffe sie ihm. Du wirst belohnt werden.
    Aran’gar war aus ihrer Anstellung bei den Aes Sedai geflohen, weil sie dummerweise zugelassen hatte, dass jemand mitbekam, wie sie Saidin lenkte. Sie trug noch immer an der Strafe für ihr Versagen. Falls Graendal nun ging und auf die Gelegenheit verzichtete, al’Thor das Leben schwerzumachen, würde man sie auf ähnliche Weise bestrafen?
    »Was ist los?«, ertönte Aran’gars Stimme vor der Tür. »Lasst mich durch, ihr Narren. Graendal? Was tut Ihr da?«
    Graendal zischte leise, dann schloss sie das Tor und atmete tief durch. Mit einem Nicken erlaubte sie, dass man Aran’gar einließ. Die schlanke Frau trat ein, betrachtete Ramshalan und schätzte ihn ein. Graendal hätte besser darauf verzichtet, ihr ihre Schoßtiere zu schicken; das hatte vermutlich ihr Misstrauen geweckt.
    »Al’Thor hat mich gefunden«, sagte Graendal knapp. »Er schickte den da, um ein ›Bündnis‹ mit mir zu schmieden, verriet ihm aber nicht, wer ich bin. Vermutlich will er, dass ich glaube, dass dieser Mann zufällig auf mich kam.«
    Aran’gar schürzte die Lippen. »Also flieht Ihr? Verdrückt Euch wieder aus dem Mittelpunkt der Aufregung?«
    »Das sagt gerade Ihr?«
    »Ich war von Feinden umgeben. Flucht war meine einzige Möglichkeit.« Es klang wie auswendig gelernt.
    Solche Worte waren eine Herausforderung. Aran’gar würde ihr dienen. Vielleicht…
    »Was weiß Eure Aes Sedai über den Zwang?«
    Aran’gar zuckte mit den Schultern. »Man hat sie darin ausgebildet. Ihre Fertigkeiten sind ganz passabel.«
    »Holt sie.«
    Aran’gar hob eine Braue, nickte dann aber fügsam und verschwand, um sich selbst darum zu kümmern - vermutlich um Zeit zu gewinnen, gründlich darüber nachzudenken. Graendal beauftragte einen Diener damit, einen ihrer Taubenkäfige zu holen. Der Vogel kam, bevor Aran’gar wieder da war, und Graendal webte sorgfältig mit der Wahren Macht - sie zu halten war erneut ein süßer Rausch - und erschuf ein kompliziertes Gewebe aus Geist. Konnte sie sich noch genau daran erinnern, wie man das machte? Es war so lange her.
    Sie legte das Gewebe auf den Verstand des Vogels. Ihre Sicht schien zu zerreißen. Einen Augenblick lang sah sie zwei Bilder vor sich - die Welt, wie sie sie wahrnahm, und eine schattenhafte Version dessen, was der Vogel sah. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie ihre Aufmerksamkeit von der einen zur anderen wechseln.
    Es bereitete ihr Kopfschmerzen. Das Sehvermögen eines Vogels unterschied sich völlig von dem eines Menschen: die Tiere hatten ein viel größeres Sichtfeld, und die Farben waren so intensiv, dass sie sie fast schon blendeten, aber dafür war alles verschwommen, und es fiel Graendal schwer, die Entfernungen richtig einzuschätzen.
    Sie drängte die Vogelsicht in den Hinterkopf. Eine Taube würde nicht weiter auffallen, aber sie war viel schwieriger zu benutzen als ein Rabe oder eine Ratte, die bevorzugten Augen des Dunklen Königs. Bei ihnen funktionierte das Gewebe besser als bei den meisten anderen Tieren. Allerdings musste das meiste Ungeziefer, das für den Dunklen König Dinge beobachtete, zuerst Bericht erstatten, bevor er wusste, was sie gesehen hatten. Warum das so war, vermochte sie nicht genau zu sagen - die Feinheiten der besonderen Gewebe der Wahren Macht hatten für sie noch nie viel Sinn ergeben. Zumindest bei Aginor war das anders gewesen.
    Aran’gar kehrte mit ihrer Aes Sedai zurück, die neuerdings immer verzagter wirkte. Sie machte einen tiefen Knicks vor Graendal und verharrte in der unterwürfigen Position. Graendal löste vorsichtig ihren Zwang bei Ramshalan, was ihn benommen und desorientiert machte.
    »Was soll ich tun, Erhabene Lady?«, fragte Delana, sah zuerst Aran’gar an und dann Graendal.
    »Einen Zwang erschaffen«, befahl Graendal. »So kompliziert du es kannst.«
    »Was soll er ausrichten, Erhabene Lady?«
    »Er soll sich so verhalten wie immer«, sagte Graendal. »Aber entferne sämtliche Erinnerungen an die Geschehnisse hier. Ersetze sie durch die Erinnerungen an das Gespräch mit einer Kaufmannsfamilie und die Zusicherung ihrer Unterstützung. Füge noch ein paar zufällige Einzelheiten hinzu, was dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher