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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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nachdem sie gestorben sind, normalerweise nicht. Ich weiß nicht, wo sie hingehen, wenn sie gehen.
    Perrin betrachtete Arams Leichnam. »Ich hätte diesem Narren das Schwert in dem Moment abnehmen sollen, indem er es ergriff. Ich hätte ihn zu seiner Familie zurückschicken sollen.«
    Verdient ein Welpe nicht seine Reißzähne?, fragte Springer offensichtlich verwirrt. Warum solltest du sie ihm ziehen?
    »Das ist eine Sache unter Menschen«, sagte Perrin.
    Eine Sache der Zweibeiner, der Menschen. Tür dich ist es immer eine Sache der Menschen. Was ist mit der Sache der Wölfe?
    »Ich bin kein Wolf.«
    Springer trottete in die Schmiede, und Perrin folgte ihm zögernd. Das Fass brodelte noch immer. Die Wand bildete sich neu, und Perrin trug wieder Lederweste und Schürze, die Zange in der Hand.
    Er beugte sich darüber und holte eine weitere Figur heraus. Es war die Gestalt von Tod al’Caar. Als sie abkühlte, entdeckte Perrin, dass das Gesicht nicht so wie bei Aram verzerrt war, auch wenn die untere Hälfte noch immer ein umgeformter Eisenblock war. Die Figur glühte weiterhin leicht rötlich, nachdem Perrin sie auf dem Boden abstellte. Er stieß die Zange zurück ins Wasser und holte eine Figur von Jori Congar hervor, dann eine von Azi al’Thone.
    Immer wieder trat Perrin zu dem brodelnden Fass und holte eine Figur nach der anderen heraus. Wie in Träumen üblich nahm es nur eine kurze Sekunde in Anspruch, sie alle zu holen, kam ihm aber wie Stunden vor. Als er fertig war, standen Hunderte von Figuren auf dem Boden und schauten ihn an. Beobachteten ihn. In jeder Stahlfigur brannte ein winziges Feuer, als warteten sie darauf, den Schmiedehammer zu spüren.
    Aber derartige Figuren schmiedete man nicht; man goss sie. »Was bedeutet das?« Perrin ließ sich auf einen Hocker nieder.
    Bedeuten? Springer öffnete den Rachen zu einem Wolfslachen. Es bedeutet, dass viele kleine Männer auf dem Boden stehen, von denen man keinen essen kann. Deine Art hat viel zu viel für Steine übrig und dem, was sie enthalten.
    Die Figuren schienen ihn anzuklagen. Um sie herum lagen Arams Scherben, die größer zu werden schienen. Bewegung kam in die zersplitterten Hände, und sie krallten über den Boden. Sämtliche Scherben verwandelten sich in kleine Hände, die sich auf Perrin zuarbeiteten und nach ihm griffen.
    Perrin keuchte auf und sprang auf die Füße. In der Ferne hörte er Gelächter, das immer näher kam und das Gebäude erzittern ließ. Springer sprang auf und krachte gegen ihn. Und dann …
    Perrin fuhr in die Höhe. Er war zurück in seinem Zelt, auf dem Feld, wo sie nun schon seit ein paar Tagen lagerten. Eine Woche zuvor waren sie einer Blase des Bösen begegnet, die überall im Lager wütende rote ölige Schlangen aus dem Boden hatte kriechen lassen. Ihre Bisse hatten mehrere Hundert Menschen krank gemacht; die Aes Sedai hatten die meisten von ihnen mit ihrer Fähigkeit des Heilens am Leben halten können, sie aber nicht vollständig kuriert.
    Faile schlummerte friedlich neben Perrin. Draußen schlug einer seiner Männer gegen einen Pfosten, um die Stunde zu schlagen. Drei Schläge. Noch Stunden bis zur Morgendämmerung.
    Perrins Herz pochte leise, und er legte eine Hand auf die nackte Brust. Fast erwartete er, dass ein Heer winziger Eisenhände unter seinem Bettzeug hervorkroch.
    Schließlich zwang er sich dazu, die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Dieses Mal wollte der Schlaf nur langsam kommen.
     
    Graendal nippte an ihrem Wein, der in einem mit Silbernetzen verzierten Kristallpokal funkelte. Der Pokal war mit Blutstropfen geschmückt, die innerhalb des Kristalls ein Ringmuster bildeten. Winzige hellrote Blasen, die für alle Ewigkeit erstarrt waren.
    »Wir sollten etwas tun«, sagte Aran’gar, der sich auf dem Diwan fläzte und eines von Graendals männlichen Schoßtieren, das gerade vorbeiging, mit raubtierhaftem Hunger anstarrte. »Ich weiß nicht, wie Ihr das ertragen könnt, sich so weit abseits von den wichtigen Ereignissen aufhalten zu müssen, wie ein Gelehrter, der sich in eine staubige Ecke verkriecht.«
    Graendal hob eine Braue. Ein Gelehrter? In einer staubigen Ecke? Verglichen mit einigen der Paläste, die sie im vorherigen Zeitalter kennengelernt hatte, war Natrins Hügel bescheiden, aber es war kaum eine Elendsbehausung. Die Möbel waren kostbar, die Wände mit einem Bogenmuster aus dickem, dunklen Hartholz versehen, der Bodenmarmor funkelte mit eingelegten Perlmutt- und
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