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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Falschheit überrollte sie, verzerrte die Luft. Das Muster selbst krümmte sich. Das nannte man auch Baalsschrei - ein Augenblick, in dem die Schöpfung selbst vor Schmerzen gequält aufschrie.
    Am ganzen Körper zitternd, rang sie keuchend nach Luft. Aber sie musste es sehen. Sie musste es wissen. Sie stand auf. Der linke Knöchel war verstaucht. Sie humpelte zum Waldrand und schaute nach unten.
    Natrins Hügel war weg - der ganze Palast. Aus dem Muster gebrannt. Sie konnte al’Thor auf seinem fernen Hügelkamm nicht sehen, aber sie wusste, wo er war.
    »Du«, knurrte sie. »Du bist viel gefährlicher geworden, als ich je gedacht hätte.«
    Hunderte schöner Männer und Frauen, die besten, die sie je um sich geschart hatte - weg. Ihre Festung, Dutzende Gegenstände der Macht, ihr bester Verbündeter unter den Auserwählten. Weg. Das war eine Katastrophe.
    Nein, dachte sie. Ich lebe. Sie war ihm zuvorgekommen, wenn auch nur knapp. Jetzt würde er sie für tot halten.
    Plötzlich war sie viel sicherer als je zuvor, seit sie aus dem Gefängnis des Dunklen Königs entkommen war. Allerdings hatte sie gerade den Tod eines Auserwählten verschuldet. Der Große Herr würde nicht erfreut sein.
    Sie hinkte vom Kamm und plante bereits ihren nächsten Zug. Das würde man alles sehr sorgfältig in die Wege leiten müssen.
     
    Galad Damodred, Kommandierender Lordhauptmann der Kinder des Lichts, zog seinen Stiefel mit einem schmatzenden Laut aus dem knöcheltiefen Schlamm.
    Mücken summten in der feuchtwarmen Luft. Der Gestank nach Schlamm und stehendem Wasser drohte ihn bei jedem Atemzug würgen zu lassen, während er sein Pferd auf trockeneren Boden zog. Hinter ihm schleppte sich eine lange, vier Männer breite Marschreihe dahin, von denen jeder genauso dreckig, verschwitzt und müde wie er war.
    Sie befanden sich an der Grenze zwischen Ghealdan und Altara, in einem sumpfigen Feuchtland, in dem Eichen Lorbeerbäumen und spinnenhaften Zypressen gewichen waren, deren knorrige Wurzeln sich wie Knochenfinger spreizten.
    Trotz des Schattens und der dichten Wolkendecke war die stinkende Luft heiß und dick. Als würde man eine faulige Suppe einatmen. Unter seinem Brustpanzer und Kettenhemd dampfte Galad förmlich; der konisch geformte Helm hing am Sattel. Seine Haut juckte von Dreck und salzigem Schweiß.
    So elendig dieser Weg auch war, es war die beste Route. Asunawa würde nicht damit rechnen. Galad fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und bemühte sich für die Männer hinter ihm um einen aufrechten Gang mit hoch erhobenem Haupt. Siebentausend Männer, die sich für ihn statt für die seanchanischen Eindringlinge entschieden hatten.
    Mattgrünes Moos hing von den Ästen wie Fleischfetzen von verfaulenden Leichen. Hier und da lockerten Farbexplosionen aus sich um dahinplätschernde Bäche drängende rosafarbene oder violette Blüten das kränklich erscheinende Grau und Grün auf. Die plötzlichen bunten Flecken kamen unerwartet, als hätte jemand wahllos Farbe auf dem Boden verspritzt.
    Es war seltsam, an diesem Ort Schönheit zu finden. Konnte er auch in seiner eigenen Situation Licht finden? Das war vermutlich nicht so einfach, wie er befürchtete.
    Er zog stärker an Stämmigs Zügel. Ihm entgingen keineswegs die besorgten Unterhaltungen in seinem Rücken, unterstrichen von gelegentlichen Flüchen. Dieser Ort mit seinem Gestank und den blutsaugenden Insekten stellte auch die besten Männer auf die Probe. Die ganze Welt verwandelte sich in einen Ort, der diejenigen, die sich Galad angeschlossen hatten, nervös machte. Eine Welt, in der dunkle Wolken ständig den Himmel verbargen, in der seltsame Verzerrungen des Musters guten Männern den Tod brachten und in der Valda - vor Galad der Kommandierende Lordhauptmann - sich als Mörder und Vergewaltiger entpuppt hatte.
    Galad schüttelte den Kopf. Die Letzte Schlacht würde bald da sein.
    Klirrende Kettenglieder verkündeten, dass jemand aus der Reihe nach vorn trat. Galad schaute über die Schulter, als Dain Bornhaid eintraf, salutierte und neben ihm weiterging. »Damodred«, sagte Dain leise, während ihre Stiefel im Schlamm versanken, »vielleicht sollten wir umkehren.«
    »Der Rückweg führt bloß in die Vergangenheit«, erwiderte Galad und musterte den Weg vor ihnen. »Ich habe viel darüber nachgedacht, Kind Bornhaid. Dieser Himmel, das verkümmernde Land, so wie die Toten umherwandeln … Es ist keine Zeit mehr, um Verbündete zu finden und gegen die Seanchaner zu
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