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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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kämpfen. Wir müssen zur Letzten Schlacht marschieren.«
    »Aber dieser Sumpf«, sagte Bornhaid und schaute zur Seite, wo sich eine große Schlange durch das Unterholz schlängelte. »Unseren Karten zufolge müssten wir ihn schon lange hinter uns gelassen haben.«
    »Dann befinden wir uns sicherlich an seiner Grenze.«
    »Vielleicht«, sagte Dain. Schweiß floss von seiner Stirn über die Seite seines schmalen Gesichts, das zuckte. Glücklicherweise hatte er vor ein paar Tagen den letzten Vorrat seines Branntweins getrunken. »Falls die Karte nicht irrt.«
    Galad antwortete nicht. Einst verlässliche Karten erwiesen sich in diesen Tagen als falsch. Offene Felder verwandelten sich in zerklüftete Hügel, Dörfer verschwanden, Weidegründe waren an einem Tag noch anbaufähig, um unvermutet von Schlingpflanzen und Pilzen überwuchert zu werden. Durchaus vorstellbar, dass der Sumpf größer geworden war.
    »Die Männer sind erschöpft«, sagte Bornhaid. »Es sind gute Männer - das wisst Ihr genau. Aber sie fangen an zu murren.« Er zuckte zusammen, als würde er eine Zurechtweisung erwarten.
    Vielleicht hätte Galad einst auch so reagiert. Die Kinder ertrugen ihre Strapazen mit Stolz. Aber da gab es Erinnerungen an Lektionen, die Morgase ihm beigebracht hatte - Lektionen, die er in seiner Jugend nicht begriffen hatte - und die nun an ihm nagten. Führe, indem du ein Beispiel gibst. Verlange Stärke, aber zeige sie zuerst selbst.
    Galad nickte. Sie näherten sich einer trockenen Lichtung.
    »Holt die Männer zusammen. Ich spreche zu denen, die vorn sind. Lasst meine Worte notieren und sie dann an die hinten weitergeben.«
    Bornhaid sah überrascht aus, gehorchte aber. Galad trat zur Seite und erklomm einen kleinen Hügel. Er legte die Hand auf den Schwertgriff und musterte seine Männer, während sich die vorderen Kompanien versammelten. Zusammengesunken standen sie da, die Beine schlammverschmiert. Hände schlugen nach Mücken oder kratzten an Kragen.
    »Wir sind die Kinder des Lichts«, verkündete Galad, nachdem sie sich versammelt hatten. »Das sind die dunkelsten Tage der Menschheit. Tage, in denen die Hoffnung schwach ist, Tage, in denen der Tod herrscht. Aber in den dunkelsten Nächten ist das Licht am wunderbarsten. Am Tag kann ein strahlend helles Leuchtfeuer schwach erscheinen. Aber wenn alle anderen Lichter versagen, wird es führen!
    Wir sind dieses Leuchtfeuer. Dieser Sumpf ist eine Heimsuchung. Aber wir sind die Kinder des Lichts, und unsere Heimsuchungen sind unsere Stärke. Wir werden von jenen gejagt, die uns lieben sollten, und andere Wege führen zu unseren Gräbern. Und so werden wir vorwärtsgehen. Für die, die wir beschützen müssen, für die Letzte Schlacht, für das Licht!
    Wo liegt der Sieg dieses Sumpfes? Ich weigere mich, seinen Biss zu spüren, denn ich bin stolz. Stolz, in diesen Tagen zu leben, stolz, ein Teil dessen zu sein, was auf uns zukommt. Sämtliche Leben, die uns in diesem Zeitalter vorangingen, warteten auf unseren Tag, den Tag, an dem die Menschheit geprüft wird. Sollen andere ihr Schicksal bejammern. Wir werden das nicht, denn wir stellen uns dieser Prüfung erhobenen Hauptes. Und sie wird beweisen, dass wir stark sind!«
    Keine lange Rede, er wollte nicht ihre Zeit im Sumpf verlängern. Aber sie schien ihren Zweck zu erfüllen. Die Männer hielten sich aufrechter, und sie nickten. Vorher ausgewählte Kinder schrieben die Worte nieder und gingen dann los, um sie jenen vorzulesen, die sie nicht hatten hören können.
    Als sich die Truppe wieder in Bewegung setzte, waren die Schritte nicht länger schleppend und die Haltung nicht länger zusammengesunken. Galad blieb auf seinem Hügel, nahm ein paar Berichte entgegen und stellte sich den Blicken seiner Männer, als sie ihn passierten.
    Als die letzten der Siebentausend vorbei waren, entdeckte er eine kleine Gruppe am Fuß des Hügels. Kind Jaret Byar stand dabei und schaute zu ihm hoch, ein fanatisches Funkeln in den tiefliegenden Augen. Er war hager und hatte ein schmales Gesicht.
    »Kind Byar«, sagte Galad und kam von dem Hügel herunter.
    »Das war eine gute Rede, mein Kommandierender Lordhauptmann«, sagte Byar andächtig. »Die Letzte Schlacht. Ja, die Zeit dafür ist gekommen.«
    »Sie ist unsere Last«, sagte Galad. »Und unsere Pflicht.«
    »Wir reiten nach Norden«, sagte Byar. »Männer werden sich uns anschließen, und unsere Zahl wird wachsen. Eine gewaltige Streitmacht der Kinder, Zehntausende Männer.
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