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Der Traum des Highlanders

Der Traum des Highlanders

Titel: Der Traum des Highlanders
Autoren: Janet Chapman
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Truck. Der Motor lief und die Lichter brannten noch, seine kleine Diebin allerdings war nirgendwo zu sehen.
    Dann hatte die junge Dame also ein Gewissen. Sie hatte seinen Wagen nicht gestohlen, sondern nur geborgt, um einen gewissen Abstand zu ihm zu bekommen. Auch seine Eier hatte sie im Grunde nicht gestohlen, sondern eher gekauft.
    Robbie sah sich suchend um, marschierte dann zu seinem Truck, öffnete die Fahrertür, legte den Rucksack ab, griff hinter den Sitz, schob das Schwert zur Seite, schnappte sich die Taschenlampe und beleuchtete den Weg, über den sie weiter Richtung Berg geflohen war.
    Wo zum Teufel steckt sie?
    Robbie warf die Taschenlampe in den Wagen, schwang sich auf den Fahrersitz, schaltete die Innenbeleuchtung ein, legte sich den Rucksack in den Schoß und zog abermals die Brieftasche der jungen Frau daraus hervor.
    »Catherine Daniels«, las er ihren Namen auf dem in Arkansas ausgestellten Führerschein.
    Arkansas? Das war nicht gerade um die Ecke, überlegte er.
    Sie war einen Meter achtundsechzig groß, wog achtundfünfzig Kilo, hatte braune Augen, braunes Haar, war seit dem fünften Januar dieses Jahres neunundzwanzig Jahre alt und zur Organspende bereit.
    Robbie betrachtete das Foto auf dem Führerschein. Mit ihrem scheuen Lächeln, ihrer Stupsnase und ihren großen Rehaugen war sie ein wahrlich hübsches kleines Ding. Sie hatte eine Haut wie Porzellan, ein Gesicht wie eine Puppe sowie weich glänzendes Haar, das inzwischen etwas länger war als auf dem Bild.
    »Nun, Catherine, was kannst du mir sonst noch über dich erzählen?« Neugierig blätterte er in der Brieftasche herum.
    Er fand ein abgegriffenes Foto, auf dem er eine noch jüngere Catherine mit zwei kleinen Kindern sah. Den kleinen Jungen schätzte er auf höchstens vier und das Baby, das sie in den Armen hielt, auf höchstens eins. Er drehte die Aufnahme herum und entdeckte ein fünf Jahre altes Datum sowie die Worte Nathan, drei, und Nora, eins.
    Dann waren sie inzwischen also acht und sechs.
    Robbie hob den Blick in Richtung des dunklen Bergs. Verdammt. Waren sie etwa alle drei dort draußen? Wehrlos? Hungrig? Frierend? Bestimmt hatten sie eine Heidenangst. Zumindest Catherine Daniels hatte Angst, sonst wäre sie doch sicher nicht gleich zweimal derart in Panik ausgebrochen, als sie ihm begegnet war. Doch wovor oder vor wem hatte sie eine solche Angst?
    Robbie schob das Foto wieder in die Brieftasche zurück und zog zweihundertachtundsechzig Dollar aus dem nächsten Fach. Nicht gerade viel für einen Menschen, der über viertausend Kilometer fahren müsste, bis er wieder zu Hause war.
    »Los, Catherine, erzähl mir mehr von dir«, wisperte er leise, zog den Rucksack noch ein bisschen weiter auf, schob die Lebensmittel und die Mützen an die Seite und entdeckte einen Stoß Papiere, der zuunterst in dem Beutel lag.
    Er nahm den Stapel eilig in die Hand, löste das Gummiband, das ihn zusammenhielt, und blätterte ihn durch.
    Er fand die Geburtsurkunden ihrer beiden Kinder sowie drei Jahre alte Belege für die Scheidung ihrer sechsjährigen Ehe und für die Erteilung des alleinigen Sorgerechts an sie. Am Interessantesten jedoch war das letzte Dokument. Es war ein Schreiben der Leitung eines Gefängnisses in Arkansas, das sie darüber informierte, dass ihr Exmann Ronald Daniels am vierzehnten Januar dieses Jahres nach drei Jahren auf Bewährung aus der Haft entlassen würde. Auf dem Briefkopf stand das Datum fünfter Januar. Was für ein Geburtstagsgeschenk hatten die Behörden ihr damit wohl gemacht. In dem Brief stand nicht, wofür der Mann verurteilt worden war, sondern nur, dass er nach Ansicht des Bewährungsausschusses für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft bereit war.
    Robbie blickte abermals in Richtung des dunklen Bergs. Teilte Catherine die Ansicht des Bewährungsausschusses vielleicht nicht? Versteckte sie sich vielleicht deshalb hier auf diesem Berg und wich allen Menschen aus? Aber weshalb ausgerechnet hier in Maine? Weshalb gerade hier auf diesem Berg? Allein das Wetter machte es ihr ganz bestimmt nicht leicht, vor allem, wenn sie in Begleitung zweier kleiner Kinder war. Kinder ohne Mützen, Handschuhe und Abendbrot.
    Vielleicht waren sie ja auf der Durchreise und legten hier nur eine kurze Pause ein. Oder vielleicht hatte Catherine Verwandte in der Gegend oder wollte über die Grenze hinauf nach Kanada.
    Verdammt. Je mehr er über sie erfuhr, umso geheimnisvoller wurde sie für ihn.
    Robbie faltete die
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