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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman
Autoren: Sabine Ebert
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diese grausame Tat muss die anderen Ministerialen gegen Albrecht aufgebracht haben, denn sie unterstützten Dietrich nachweislich, wobei nicht belegt ist, ob die dabei von mir ins Feld geführten Personen, die alle zu jener Zeit lebten und wirkten, tatsächlich in Röblingen dabei waren. Es gibt dazu keine namentliche Überlieferung. Aber sie hätten dort sein können, vielleicht waren sie es sogar.
    Fakt ist, das Albrecht nach der Niederlage von Röblingen dem Kaiser bis nach Sizilien folgte, dort aber nicht mehr vorgelassen wurde. Und danach muss er wohl den verhängnisvollen Entschluss gefasst haben, den auch die Chroniken wiedergeben: sich in Leipzig zu verschanzen und alles andere (in einer abweichenden Fassung: alles bis auf Meißen, Camburg und Freiberg) niederzubrennen.
    Er kam nicht mehr dazu, weil er in Freiberg vergiftet wurde. Die Überlieferung nennt einen Diener namens Hugold, der ihm das Gift verabreicht haben soll – in wessen Auftrag, bleibt unklar. Albrecht starb qualvoll auf dem Weg nach Meißen, an der Krummenhennersdorfer Mühle nahe Freiberg, die später zum Dank für die Aufnahme des Todkranken Steuern erlassen bekam. Der Legende nach soll sein Leichnam dermaßen gestunken haben, dass die Anwesenden dies als letztes Zeichen seiner Schlechtigkeit deuteten.
    Sicher gab es sehr viele Leute, die sich Albrecht zum Feind gemacht hatte.
    Aber rätselhaft ist, dass Sophia vier Wochen später auf die gleiche Art umgebracht wurde. Weshalb vier Wochen später? Wenn sie den Mörder hätte verraten können, wäre sie gleich getötet worden.
    Die klassische Frage in einem Mordfall – Wem nützt es? – verleitete mich dazu, dem Kaiser diese Giftmorde anzulasten. Albrecht hatte zu sehr über die Stränge geschlagen und war auch für den Kaiser ein einziges Ärgernis geworden. Mit der Mark Meißen konnte er tun, was ihm mit Thüringen nicht gelungen war: sich das Land zu holen. Doch wenn Sophia tatsächlich schwanger war? Ein potenzieller legitimer Erbe hätte diesen Plan zunichtegemacht.
    Vielleicht war alles ganz anders. Aber vielleicht bin ich gar nicht so weit von der Wahrheit weg. Wer weiß?
    Dass Dietrich beim Kaiser offenbar gar nicht erst vorgesprochen und um Belehnung mit der Mark Meißen gebeten hatte, zeigt, wie schlecht er seine Chancen einschätzte und welche Risiken er dahinter lauern sah. Das erklärt möglicherweise auch, warum er sich nach dem Desaster des Dritten Kreuzzugs noch einmal auf eine derartige Unternehmung einließ: Vielleicht wurde ihm das wirklich als demonstrative Geste abverlangt, um zu zeigen, dass er nichts tun würde, um Anspruch auf das Land seines Vaters zu erheben?
    Ich danke den Historikern Dr. André Thieme und Stefan Auert-Watzik dafür, diese und viele andere Fragen, auf die die Quellen keine klare Antwort geben, ausgiebig mit mir diskutiert zu haben.
    Ein Rätsel hingegen, für das sich keine logische Lösung finden lässt, gibt ein Grabungsfund auf dem Meißner Burgberg auf. Dort wurde ein gewaltiger Brandhorizont freigelegt. Irgendwann zwischen 1190 und 1200 ist der markgräfliche Palas nicht nur niedergebrannt worden, sondern die Grundmauern wurden sogar auseinandergerissen. Geringere Brandspuren finden sich im burggräflichen Bereich, dem vorderen Abschnitt.
    Wer damals den Palas geschliffen hat, dafür gibt es keine Angaben und keine einleuchtende Erklärung.
    Im Kampf zwischen Otto und Albrecht? Die wollten beide dort herrschen, sie hätten ihr Machtzentrum nicht zerstört. Der Kaiser nach der Vereinnahmung der Mark Meißen würde ihn auch nicht schleifen lassen, sondern Wert darauf legen, dass sein Statthalter genau von dieser Stelle aus regiert. Und auch Dietrich hätte bei der Rückeroberung der Mark Meißen den Palas nicht vernichtet, in dem er Einzug halten wollte. Zumal er dabei wohl gar nicht so viel kämpfen musste: Die Bewohner der Mark Meißen, insbesondere der Adel, standen auf seiner Seite, und er hatte ja seinen Handel mit Philipp von Schwaben wahrscheinlich schon gemacht oder zumindest angebahnt.
    Da der Palas nun aber einmal genau in jenen Jahren niedergebrannt wurde, konnte ich ihn nicht stehen lassen und hoffe, Sie sind mit diesem Erklärungsversuch einigermaßen zufrieden. Immerhin hat mir der Schlossleiter von Schloss Albrechtsburg dabei völlig freie Hand gelassen. Danke dafür, Uwe Michel!
    Was den Deutschen Kreuzzug angeht, so folge ich mit meiner Schilderung erneut dem, was wir über den Verlauf wissen. Die Zusammenstöße gleich
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