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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
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Ecke direkt neben dem Eingang. Der Inhalt seines Kopfes floss zäh an der Tür hinab. In seinem Gürtelbund steckte eine Waffe, zu seinen Füßen lag eine schwarze Sporttasche aus Leder. Der andere Mann – deutlich älter – lag hinter dem Tresen, eine verchromte.44 Magnum in der Hand und eine frische, noch blutende Schusswunde in der Brust.
    »Der Täter hat den Inhaber aus nächster Nähe niedergeschossen, wahrscheinlich nachdem er gekriegt hatte, was er wollte«, sagte Officer Alonzo Penabaz nüchtern, als er von dem alten Mann zu der offen stehenden, leeren Registrierkasse schaute. »Nur dass er ihn nicht ganz erledigt hat, der Inhaber hatte noch Zeit, Rache zu nehmen.«
    Penabaz hatte die Schüsse gehört. Er und sein Partner Otis Mandel hatten im Streifenwagen an der Ecke zur 54th Street gestanden und zugesehen, wie die Demonstration unaufhörlich gewachsen war wie eine gigantische, siedende Amöbe. Sie waren Teil einer absichtlich klein gehaltenen Alibi-Polizeipräsenz, die den Anwohnern – nach der harschen Kritik der Presse am Tod von Evans Ducolas – den Respekt und die Sensibilität der Polizei vermitteln sollte. Dennoch kreisten zwei Hubschrauber über dem Viertel, an den Grenzen zu Lemon City standen Sondereinheiten, die Nationalgarde war alarmiert und konnte innerhalb kürzester Zeit einmarschieren, sollten die Proteste in Gewalt ausarten.
    »Was hat er erbeutet?«, fragte Penabaz seinen Partner, der mit großen Augen in die offene Sporttasche glotzte, wie er sonst nur heißen Weibern hinterherglotzte: mit offenem Mund und halb heraushängender Zunge.
    Mandel hielt zwei Packen Geldscheine in die Höhe.
    »Das ist längst nicht alles. Da sind mindestens zehn bis fünfzehn Riesen drin. In Hundertern und Zwanzigern«, verkündete er, während er die Tasche durchwühlte.
    Penabaz stieß einen Pfiff aus und grinste.
    »Und was haben Sie jetzt vor, Officer?«, fragte er Mandel.
    »Die Tasche zu den Asservaten nehmen natürlich.«
    »Nach Ihnen.« Penabaz grinste.
    »Und was ist mit denen?« Mandel zeigte auf die Toten.
    »Das melden wir der Zentrale, sobald wir wieder beim Wagen sind. Die schicken sowieso erst Leute, wenn hier wieder Frieden herrscht – oder Krieg. Also los.«
    Sie spazierten aus dem Laden und schmiedeten beide bereits Pläne, was sie mit dem Geld anstellen würden. Mandel dachte an die extrem schnucklige Schnitte, die bestimmt einen Tausender kostete und vielleicht auch ein paar schicke Klamotten, zur Feier des Tages. Penabaz wollte die Schulden bei seinen beiden Buchmachern begleichen und ein paar neue Wetten abschließen.
    Die Sonne schien, aber die Wolken stahlen dem Himmel schon wieder sein Blau. Der Sommer in Miami war immer so: maßlose Hitze und dann maßloser Regen, der nicht im Geringsten dazu beitrug, die Luft zu reinigen, sondern die Hitze nur schlimmer machte.
    Vor ihnen strömten die Menschen in die 54th Street, und ein paar zu viele hatten sich um ihren verlassenen Streifenwagen versammelt, doch der Sensor der beiden Männer für bevorstehende oder eingebildete Gefahren war von ihren Tagträumen vom Geldausgeben außer Funktion gesetzt.
    »Hey!«
    Sie nahmen die Frauenstimme hinter sich wahr, drehten sich aber nicht um.
    »Hey! Polizei! Hallo! Hier!«
    Sie blieben stehen und drehten sich um.
    Eine große, korpulente Frau in einem knallgelben Kleid rannte mit rudernden Armen auf sie zu.
    »Roro ist tot! Roro ist tot! Boulette hat ihn erschossen! Ich habe alles gesehen! Ich habe alles gesehen!«, platzte es keuchend aus ihr heraus, als sie zu ihnen aufgeholt hatte.
    »Wer wurde erschossen, Ma‘am?«, fragte Penabaz.
    »Roro!«, kreischte die Frau. Sie war Mitte zwanzig, hellhäutig, das Gesicht hochrot, die Augen weit aufgerissen, kurz vor der Hysterie. »Da hinten im Eisenwarenladen! Sie müssen mitkommen, sofort!«
    »Wer ist Roro?«
    »Roro, der Besitzer. Mein Chef! Er ist tot! Er wurde erschossen!«
    »Um welchen Laden handelt es sich, Ma‘am?« Penabaz sprach ruhig und sehr langsam, um Zeit und Raum zum Nachdenken zu gewinnen – nur dass ihm rein gar nichts einfiel und er ohne jeden Bezugspunkt dastand: So etwas war noch nie passiert. Bisher waren sie immer unbehelligt davongekommen.
    »Da hinten!« Die Frau zeigte in die Richtung.
    »Und Sie sagen, da wurde jemand erschossen?«, fragte Penabaz.
    »Ja doch!« Sie packte ihn beim Arm. »Kommen Sie schnell!«
    Penabaz befreite seinen Arm und bedachte sie mit einem gestrengen Blick. Die Frau schrumpfte ein klein wenig
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