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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition)
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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braucht der Kommissar gerade mal zwei Stunden, um einen Fall zu lösen. Ich habe mich schon zu weit aus dem Fester gelehnt. Der Gammelfleisch-Faustus, wie Sie ihn nennen, ist ein persönlicher Freund meines Chefs und der hat mich ganz schön zusammengefaltet. Wir mussten ihn auch aus der Untersuchungshaft entlassen. Ein Mordauftrag ist ihm nicht nachzuweisen. Nochmals, Frau Wälchli, in Deutschland darf die Polizei einen angesehenen Bürger nicht einfach des Mordes bezichtigen, wenn sie keine Beweise hat. Und die haben wir nun mal nicht!«
    »Aber«, wandte Lena ein. Die Kommissarin seufzte.
    »Damit Sie endlich Ruhe geben; wir haben zwei Typen aus dem Milieu verhaftet. Die haben Hundekämpfe organisiert, ich …«
    »Und? Haben die Andy auf dem Gewissen?«, platzte Lena dazwischen.
    »Wie bereits erwähnt, wir sind dran, und ab jetzt wäre ich Ihnen wirklich verbunden, wenn Sie mich meine Arbeit erledigen ließen. Auf kein Wiedersehen!«
    Lena starrte auf den Hörer und lauschte dem Summton. Verdammt, alles lief schief. Sie warf sich aufs Bett, und Trixi kuschelte sich in ihren Arm.
    »Wir irren uns nicht, was Trixi?«
    Das Hündchen wedelte begeistert. »Okay, Trixi, wir müssen halt doch wieder aktiv werden. Gleich morgen machen wir uns auf die Socken. Irgendein verräterisches Papier wird sich sicher finden lassen. Egal ob in seiner Villa oder im Büro. Mir wird schon was einfallen, wie wir da reinkommen.«

39
    Lena zappte sich durch das Fernsehprogramm.
    Trixi schlief leise schnarchend neben ihr. Der regionale Fernsehsender brachte einen Bericht über die Verhandlung gegen die beiden Kinderpornohändler und erwähnte die außerordentlich gute Arbeit des führenden Richters Jan von Lindenberg. Seinen Ermittlungen war es zu verdanken, dass es der Polizei am Schluss gelungen war, kinderpornografische Seiten im Internet zu knacken und den Boss der Bande zu verhaften. Lena kraulte ihr Hündchen. »Das ist ein Mann, was, Trixi?«
    Das Hündchen seufzte wohlig. Der Reporter berichtete über die glänzende Laufbahn des Richters.
    Sie hörte aufmerksam zu …
    »Oh mein Gott!« Lena war es, als ob eine Eisenfaust nach ihrem Herzen griff. Sie begann zu keuchen. Dann sprang sie aus dem Bett, rannte ins Bad und übergab sich.
    ***
    Der Tag zog sich hin wie Kaugummi. Die meiste Zeit, nur kurz unterbrochen vom Gassigang, saß Lena auf dem Stuhl und sinnierte. Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Dann wechselte sie zum Bett, warf sich darauf und blickte an die Decke. Ihr war übel. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Der Sekundenzeiger schien träge dahinzuschleichen. Endlich ging das Zwielicht in Dunkelheit über.
    Zu Fuß marschierte Lena mit Trixi im Schlepptau los. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie musste sich einfach irren! Sie war immer stolz auf ihre Menschenkenntnis gewesen, hatte in ihrem Beruf damit viel Erfolg gehabt. Nur einmal hatte sie sich geirrt.
    »Man kann Menschen halt doch nur vor das Gehirn schauen. Wenn sie sich verstellen, ist man machtlos.Also ist es wohl doch nicht so weit her mit meiner Erfahrung und mit dem Einschätzen von Menschen. Ich habe wieder versagt«, murmelte sie verzweifelt.
    Konnte sie sich nun in einem Menschen dermaßen täuschen? Letzte Nacht hatte sie von ihm geträumt, sein einnehmendes Lächeln gesehen, in seine blauen Augen geblickt. Gab es eine harmlose Erklärung?
    Die unverbesserliche Trixi jagte wieder die Gänse auf den See hinaus. Ein heftiges Geschnatter war die Antwort. Über dem Silbersee lag ein Nebelstreifen und verwandelte ihn in ein verwunschenes Gewässer.
    Sie nahm den Weg durch den Park, querte die Bayernstraße, ging an der Ehrenhalle vorbei. Dann stand sie vor dem Haus des Richters. Es war hell illuminiert. Feierte er eine Party?
    »Natürlich«, sagte Lena leise, »natürlich, der feiert seinen Erfolg in dieser Kinderpornogeschichte.«
    Sie hörte Stimmen, Gelächter. Es schien einiges los zu sein. Das Tor war geöffnet und eine Limousine nach der anderen fuhr vor. Warum marschierte sie nicht einfach in die Villa hinein? Warum meldete sie sich nicht bei ihm? Stattdessen schlich sie an einem roten Ferrari vorbei auf den Rasen zu.
    Den Hundezwinger umging sie großzügig, obwohl er leer war. Wo war Astor? Lief er frei herum?
    »Sicher nicht«, sagte sie sich selbst, »das würde Jan sicher nicht machen, wenn er das ganze Haus voller Gäste hat.«
    Was hoffte sie eigentlich zu finden? Ob da wieder ihre berüchtigte Berner Sturheit durchbrach?
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