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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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und Fort Worth führte. Hunt tippte seine Bestätigung ein. Einige Sekunden später summte der Aircar in Richtung Südosten los und gewann rasch an Höhe, um die vor ihnen aufragenden Blauen Berge zu überfliegen.
    Den ersten Teil der Reise verbrachte Hunt damit, per Computerverbindung zu Metadyne einige unerledigte Akten aufzuarbeiten, die er dort zurückgelassen hatte. Als der Große Salzsee glitzernd vor ihnen auftauchte, war er gerade mit den Kalkulationen für die Berichte über seine letzten Experimente fertig geworden und fügte nun seine Schlußfolgerungen hinzu. Eine Stunde später, sechstausend Meter über dem Colorado River, schaltete er sich in das MIT*-
    Datennetz ein und studierte einige der neuesten Veröffentlichungen. Nachdem sie in Santa Fé aufgetankt hatten, kreuzten sie im Manuellflug einige Zeit über der Stadt, bis sie ein geeignetes Plätzchen für das Mittagessen gefunden hatten. Später, im Luftraum über New Mexico, erreichte sie

    * MIT: Massachusetts Institute of Technology (d. Übers.) ein Anruf der IDCC, und die folgenden zwei Stunden be-rieten sie mit einigen von Borlans Technikern über technische Details des Trimagniskops. Als Fort Worth hinter ihnen lag und die Sonne tief im Westen stand, entspannte sich Hunt und sah sich einen Krimi an. Gray schlief währenddessen im Sessel rieben ihm – ziemlich geräuschvoll.
    Hunt sah mit mäßigem Interesse zu, wie der Bösewicht entlarvt, der Held die Schöne, die er zuvor noch vor einem Schicksal schlimmer als der Tod errettet hatte, in die Arme schließen durfte und endlich der Epilog die heutige Moral von der Geschicht' verkündete. Er gähnte und betätigte die Taste am Monitor, die den Bildschirm blind werden und die Kennmelodie der Sendung mittendrin verstummen ließ.
    Dann streckte sich Hunt, drückte seine Zigarette aus und setzte sich aufrecht, um festzustellen, wie es um den Rest des Universums stand.
    Weit rechts von ihnen schlängelte sich der Brazos River dem Golf von Mexiko entgegen, ein goldener Seidenfaden im Blaugrau des Abenddunstes. Voraus konnte Hunt bereits die halbbogenförmige Wolkenkratzerskyline von Houston erkennen, die an die dichtgeschlossenen Reihen einer Infanterieabteilung im Feld erinnerte. Im Vordergrund unter ihnen nahm die Bebauung nun sichtlich zu.
    Hier und da ragten dazwischen nicht näher zu identifizie-rende Konstruktionen heraus – planlose Konglomerate aus Gebäuden, Kuppeln, Traggerüsten und Lagerhallen, die durch ein Wirrwarr aus Straßen und Pipelines lose miteinander verbunden waren. Zu ihrer Linken, etwas weiter entfernt, erhob sich aus einer Barackenstadt aus Stahl und Beton etwa ein halbes Dutzend schlanker, silberner Türme.
    Er erkannte sie als die gewaltigen, bereits auf den Startrampen befindlichen Wega-Fähren. Sie erinnerten an Posten, die die Zugänge zu jenem Ort bewachten, der zum Mekka des Raumfahrtzeitalters geworden war.
    Es war eine elementare Manifestation des uralten Dranges der Menschheit, die ihr gesetzten Grenzen zu überwin-den. Die Anlage erstreckte sich unter ihm in allen Richtungen, und während Victor Hunt hinunterstarrte, entstand irgendwo tief in ihm eine merkwürdige Unruhe.
    Hunt war in New Cross geboren worden, jenem schä-bigen Viertel im Osten Londons, südlich der Themse. Sein Vater hatte die meiste Zeit seines Lebens streikend oder in der Kneipe an der Ecke zugebracht, wo er mit anderen Arbeitern über Mißstände diskutiert hatte, die vielleicht einen weiteren Streik wert waren. Als Mißstände und Geld zur Neige gingen, schuftete er in den Docks von Deptford. Victors Mutter arbeitete den ganzen Tag in einer Flaschenfa-brik, um das Geld zu verdienen, das sie abends beim Bingo wieder verlor. Victor verbrachte seine Zeit damit, Fußball zu spielen und in den nahen Surrey-Kanal zu fallen. Einmal besuchte er für eine Woche seinen Onkel in Worcester, einen Mann, der jeden Tag im Anzug zur Arbeit ging, wo er mit Computern zu tun hatte. Und dieser Onkel zeigte Victor, wie man mit einem binären Rechner umgeht.
    Kurz danach begann eine Zeit, in der sich zu Hause alle häufiger als gewöhnlich anschrien, und Victor zog daraufhin zu seiner Tante und seinem Onkel in Worcester. Dort entdeckte er eine neue, traumhafte Welt, in der alles, was man sich wünschte, Wirklichkeit werden konnte, und in der Magie eine alltägliche Sache war – in Form von seltsamen Symbolen und mysteriösen Diagrammen auf den Seiten der Bücher, die in den Regalen seines Onkels standen.

    Als er
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