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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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minervazugewandte Seite war. Folglich ist jetzt klar, wa-

    rum der größte Teil des Meteoritensturms auch dort herunterkam.
    Charlie scheint sich auf der Mondoberfläche auf andere Himmelsrichtungen als wir bezogen zu haben, was auf eine andere Nord-Süd-Achse hindeutet. Jetzt wissen wir, warum. Einige Leute haben gefragt, wie es kommen konnte, daß der Mond einem solch ausgedehnten Bombardement ausgesetzt war, auf der Erde aber zu jener Zeit keine Zeichen für ein Ansteigen der Meteoritenaktivität zu finden sind. Auch das ergibt nun einen Sinn: Als Minerva aus-einanderplatzte, war der Mond in ihrer unmittelbaren Nähe, nicht aber die Erde. Und zum Schluß noch die Beschaffenheit des Mondes: Wir wissen seit einem halben Jahrhundert, daß der Mond aus Felsgestein besteht, dessen chemische Zusammensetzung sich von dem der Erde unterscheidet. Es ist arm an volatilem und reich an Schamottematerial. Wissenschaftler haben lange Zeit spekuliert, daß der Mond möglicherweise in einem anderen Teil des Sonnensystems entstand. Dies ist tatsächlich der Fall, wenn meine Behauptungen richtig sind.
    Einige Erklärungen haben die Meinung nahegelegt, daß die Lunarier auf unserem Mond vorgeschobene Brückenköpfe errichteten. Dadurch kann ihre offensichtliche Anwesenheit dort mit einem evolutionären Ursprung auf Minerva in Einklang gebracht werden, aber es wirft gleichfalls eine problematische Frage auf: Warum sollten sie versuchen, die Technologie der interplanetaren Raumfahrt zu entwik-keln, wenn sie sie doch offensichtlich bereits beherrschten?
    In der von mir beschriebenen Erklärung verschwindet dieses Problem. Sie hatten ihren eigenen Mond erreicht, waren aber immer noch weit davon entfernt, große Bevöl-

    kerungsgruppen zu einem so entfernten Ort wie der Erde bringen zu können. Auch besteht keine Notwendigkeit, die unbestätigte Annahme hinzuzufügen, auf Mond und Erde hätten lunarische Kolonien existiert. Das würde in jedem Fall die gleiche Frage aufwerfen.
    Und schließlich ergibt ein ungelöstes Rätsel der Ozeano-grafie in diesem Licht betrachtet ebenfalls einen Sinn.
    Untersuchungen der Gezeitenmechanik haben ergeben, daß es ungefähr zu dieser Zeit zu katastrophalen Umwälzungen im weltumspannenden Maßstab auf der Erde kam. Sie resultierten in einer abrupten Zunahme der Tageslänge und der Rate, mit der der Tag durch Gezeitenreibung weiter verlängert wird. Nun, die Ankunft des minervianischen Mondes hätte ganz bestimmt zu gewaltigen Gravitations-und Gezeitenstörungen geführt. Obgleich die genaue Mechanik bis jetzt noch nicht ganz klar ist, scheint die vom Minervamond durch den Fall auf die Sonne erlangte kinetische Energie dadurch absorbiert worden zu sein, indem sie einen Teil der Rotationsenergie der Erde neutralisierte, was einen längeren Tag verursachte. Auch kann dadurch ab diesem Zeitpunkt eine erhöhte Gezeitenreibung erwartet werden. Bevor der Mond auftauchte, war die Erde nur Sonnen-Gezeiten ausgesetzt, wohingegen es von dieser Zeit an bis heute solare und lunare Gezeiten waren.«
    In einer abschließenden Geste hob Hunt seine leeren Hände und lehnte sich wieder in seinen Sessel zurück. Er ordnete den Stapel aus Notizen auf seinem Schreibtisch, bevor er schloß:
    »Das wär's. Wie ich vorher schon sagte, ist es in diesem Stadium nicht mehr als eine Hypothese, die alle Fakten berücksichtigt. Aber wir haben einige Möglichkeiten, ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
    Zuerst einmal haben wir einen großen Batzen minervianischen Materials, das sich auf der Mondrückseite auftürmt. Dieses jüngere Material ähnelt dem ursprünglichen Mondgestein so sehr, daß es dreißig Jahre gedauert hat, bevor irgend jemand feststellte, daß es erst vor kurzer Zeit hinzugefügt worden war. Dies erhärtet die Vermutung, daß der Mond und die Meteoriten aus dem gleichen Teil des Sonnensystems stammen. Ich möchte vorschlagen, einen detaillierten Vergleich zwischen der Zusammensetzung des Mondrückseitenmaterials und der der Asteroiden durchzuführen. Wenn die Ergebnisse nahelegen, daß beides aus dem gleichen Stoff besteht und gemeinsamen Ursprungs zu sein scheint, dann wäre die ganze Hypothese gut abgestützt.
    Weiterhin müßte man sich mit der Erarbeitung eines mathematischen Modells über den Prozeß des gegenseitigen Einfangens von Mond und Erde beschäftigen. Wir wissen eine ganze Menge über die ursprünglichen Bedingungen, die vorher existiert haben müssen – und natürlich eine Menge mehr über
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