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Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Titel: Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
Autoren: Sebastian Niedlich
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und sie mir auf den Mund drückt.
    Ich kann mein Herz nicht mehr hören. Ich fühle mich so leicht.

Kapitel 54
    Nein, ich starb nicht. Ich könnte sonst schlecht davon erzählen, oder?
    Als ich das erste Mal wieder die Augen aufschlug, musste ich mich zunächst einmal an die Helligkeit gewöhnen. Dann diese Schwere. Ich fühlte ich mich wie ein Betonklotz in einem Krankenhausbett. Meine Beine waren eingegipst, und auch meine Brust war von Verbänden umwickelt. Mein Atemgeräusch dröhnte durch den Schlauch in meinem Hals.
    Tod stand am Fußende meines Bettes und schaute mich an.
    „Ganz ruhig. Dir geht es gut. Na ja, nicht gut, aber den Umständen entsprechend.“
    Ich wollte etwas sagen, aber der Tubus in meinem Hals hinderte mich daran. Tod lächelte ein wenig
    „Ich werde die Gelegenheit einfach für einen Augenblick nutzen, immerhin kannst du mich ja nicht unterbrechen.“ Er zeigte auf den Schlauch und stützte sich dann wieder auf den Kescher.
    „Erst mal tut es mir leid, dass du jetzt gerade Schmerzen hast. Ehrlich gesagt, war es ein recht kurzfristiger Entschluss, dich nicht sterben zu lassen. Na ja, stimmt so auch nicht. Gestorben bist du schon.“
    Ich runzelte die Stirn, und er bemerkte das.
    „Ich hatte etwas Hilfe“, gestand er.
    Bibi tauchte in meinem Blickwinkel auf und machte einen Knicks. Sie lächelte erst mich an und dann sogar Tod. Sie strahlte noch mehr als gewöhnlich. Sie warf mir eine Kusshand zu, drehte eine Pirouette und war dann plötzlich weg.
    Ich versuchte, mich verständlich zu machen, indem ich die Augen aufriss und die Schultern nach oben bewegte, obwohl mir das sehr weh tat.
    „Irgendwie schaffst du es trotzdem, mich zu unterbrechen, oder? Wie auch immer. Du willst wissen, warum? Weil ich über deine Worte nachgedacht habe. Ich glaube tatsächlich, dass du vermutlich nicht gestorben wärst, wenn du mich nicht kennengelernt hättest. Irgendwie erschien mir das … nicht richtig.“
    Ich runzelte wieder die Stirn. Es gab ja kaum andere Möglichkeiten, meine Fragen zu formulieren.
    „Keine Sorge, ich bin immer noch der Meinung, dass alle sterben müssen. Ich bin der Fortschritt, wie du weißt.“ Er zwinkerte. „Außerdem hat Bibi dir einfach deine Seele wieder reingepustet, oder wie auch immer man das nennen will, was sie da macht. Wenn du also nach den 34 Jahren sterben solltest, dann werden wir uns vermutlich in 34 Jahren wieder irgendwo finden. Wer weiß das schon. Mir sagt ja auch keiner was.“
    Er stampfte seinen Kescher auf den Boden auf. „Also, dann wünsche ich dir noch einen netten Abend!“
    Er wollte verschwinden, aber es gelang mir, laut genug zu stöhnen, um auf mich aufmerksam zu machen.
    „Hm?“, machte Tod und schaute mir in die Augen.
    Ich blinzelte einmal lang.
    Er lächelte. „Gern geschehen. Ganz uneigennützig war es nicht, weißt du. So viele Freunde habe ich ja auch nicht auf der Welt.“
    Er verschwand in dem Moment, als die Krankenschwester das Zimmer betrat und mich bei Bewusstsein vorfand. Sie holte einen Arzt, und gemeinsam befreiten sie mich von dem Tubus und erklärten mir, was vorgefallen war.
    Offenbar hatte ein japanischer Tourist von allen Zuschauern als erster reagiert und mich aus dem Wasser geholt, während seine Frau das Ganze auf Video für die Nachwelt festhielt. Die Polizisten, die mittlerweile die flüchtigen Personen aus dem Auto festgenommen hatten, halfen bei der Wiederbelebung, bis der Krankenwagen eintraf. Mir war hingegen klar, dass es hauptsächlich Tods und Bibis Verdienst war, dass mein kleiner Schmetterling mich nicht verlassen hatte.
    Am nächsten Tag ließen die Ärzte endlich Anja und Tobias zu mir ins Zimmer. Sie warnten sie, dass ich noch ziemlich angeschlagen sei, aber das hielt Anja nicht davon ab, mir um den Hals zu fallen. Eine der Schwestern musste einschreiten, weil Anja nicht aufhören wollte, mich zu küssen. Selbst Tobias hatte sich schon umgedreht und gesagt, dass er das eklig fand. Ich selbst hingegen sah das ganz und gar nicht so.
    Es dauerte noch etliche Tage, bis ich endlich das Krankenhaus im Rollstuhl verlassen konnte, aber die Ärzte machten mir Mut, dass mit mir nach einiger Zeit wieder alles in Ordnung sein würde. In den Tagen zuvor und während mich Anja durch die Glastüren des Krankenhauses schob, gingen mir die Sätze, die Tod an meinem Bett gesprochen hatte, durch den Kopf. Hatte ich wirklich noch einmal 34 Jahre? Weniger? Mehr? Wusste es überhaupt irgendwer?
    Auf einem der breiteren
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