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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen
Autoren: Aufbau
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erwiderte der Krieger. »Aber die Mönche von Lios Mhór haben mir das Lesen beigebracht. Die Nachricht war in der neuen Schrift geschrieben, die wir jetzt lernen, und in dicken Buchstaben.«
    »Was geschah dann?« fragte Brehon Dathal.
    »Kurze Zeit darauf kehrte das Kind durch das Tor zurückund erwiderte nichts auf meinen Gruß. Daraus schloß ich, daß es nicht nur stumm, sondern auch schwerhörig war. Es tauchte im Dunkel unter, und ich nahm an, daß es den Hügel abwärts in die Stadt eilte. Ein wenig später lief Sárait mit einem Baby auf den Armen durchs Tor und erklärte mir, daß ihre Schwester sie dringend zu sich gebeten hätte. Sie würde bald zurück sein, falls sich jemand nach dem Kind erkundigen sollte. Sie sagte mir, daß sie das Kind bei niemandem sonst in Obhut geben könne, also nähme sie es mit. Das ist alles, was ich darüber wußte, bis dann jemand auf Befehl von Capa aus der Siedlung zu mir kam und mich informierte, daß man Sáraits Leiche gefunden hatte.«
    »Wann war das?« fragte Eadulf.
    »Gegen Ende meiner Dienstzeit, kurz vor Mitternacht.«
    »Sárait hatte dir aber gesagt, daß sie bald zurück sein würde, und bis Mitternacht war sie noch nicht wieder da. Hast du dir keine Sorgen um sie gemacht?«
    Caol schüttelte den Kopf. »Sie hatte mir gesagt, daß sie ihre Schwester besucht. Jeder kennt Gobnat. Ihr Mann, der Befehlshaber der königlichen Leibgarde, befindet sich auch hier; Capa hätte sie sicher bis ins Schloß zurückgeleitet.«
    Schweigen trat ein. Colgú entließ den Krieger und wandte sich an Capa.
    »Du kannst deine Frau hereinholen.«
    Die Frau, die nun hereinkam, war offenbar ein wenig eingeschüchtert durch die versammelten Männer. Sie war attraktiv, auch wenn man sie nicht schön nennen konnte. Vielleicht waren ihre Züge ein wenig zu hart und kantig. Eadulf konnte eine gewisse Ähnlichkeit mit Sárait feststellen. Doch in Gobnats Gesicht lag eine gewisse Energie, beinahe eine Art Trotz, der der toten Amme fremd gewesen war. Sáraitwar weicher gewesen, dachte Eadulf. Gobnat wirkte viel entschlossener. Rasch blickte sie ihren Mann an, als wolle sie sich bei ihm rückversichern, dann blieb sie steif vor dem König stehen.
    »Du mußt nicht aufgeregt sein, Gobnat.« Colgú lächelte. »Du kennst uns alle, und wir haben uns in den letzten Tagen schon mehrmals mit dir unterhalten. Du weißt auch, daß wir an deiner Trauer über den Tod deiner Schwester Anteil nehmen.«
    Es schien, als wolle die Frau einen Knicks machen.
    »Ja, mein König. Vielen Dank.«
    Brehon Dathal war strenger als der König.
    »Wir wollen, daß du hier als Zeugin über die Vorgänge um Sáraits Tod aussagst. Wie wir erfahren haben, hat sie eine Nachricht erhalten, daß sie dich dringend aufsuchen soll. Da sie niemand anderen für das Baby fand, nahm sie es mit und machte sich auf den Weg zu dir.«
    Gobnat schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Ich kann nur bestätigen, daß Conchoille zu mir kam und mir mitteilte, daß man die Leiche meiner Schwester gefunden hatte«, erklärte sie mit bebender Stimme. »Das wollte ich nicht glauben, da sie hier im Schutz der Burg lebte und arbeitete. Conchoille sagte noch, daß sie im Wald außerhalb der Stadt lag. Mein Mann schickte einen Boten zur Burg und begleitete Conchoille, um die Leiche zu bergen. Sie trugen meine Schwester in mein Haus.«
    »Du hast an jenem Abend deiner Schwester nicht die Aufforderung zukommen lassen, dich zu besuchen?« fragte Bischof Ségdae ein wenig freundlicher als der alte griesgrämige Richter.
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Du hast nichts von einem Kind überbringen lassen?« meldete sich Brehon Dathal mit barschem Ton wieder. Er wollte nicht ausgeschlossen werden.
    »Das habe ich schon gesagt. Nein.« Gobnat rang die Hände. Sie war empört über den Ton des alten Richters.
    »Und du kennst auch jenes Kind nicht, das angeblich die Nachricht überbracht haben soll?« Brehon Dathal wollte das Verhör anscheinend allein in die Hand nehmen.
    »Diese Frage ist falsch«, warf Bischof Ségdae schroff ein. »Die Zeugin war nicht anwesend, als Caol uns das Kind beschrieb.«
    Brehon Dathal errötete, da griff Colgú rasch ein, um einen Streit zu verhindern.
    »Hier tagt nicht das Gericht, also müssen wir nicht so formal vorgehen. Ich glaube, wir können Gobnats Aussage, daß sie zum fraglichen Zeitpunkt keine Nachricht an ihre Schwester sandte, so akzeptieren.«
    »Wie spät war es, als du von Sárait erfuhrst?« wollte Eadulf
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