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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen
Autoren: Aufbau
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können …«, sie zögerte, »und sie stimmten.«
    Nun herrschte betretenes Schweigen in der Halle.
    »Ein wenig später«, fuhr sie fort, »bedrängte Calladas Mörder Sárait aufs neue. Sárait mißtraute inzwischen diesem Mann sehr. Sie hatte unterdessen aber Trost bei einem anderen Mann gefunden, und das trieb den Mörder zur Weißglut.
    Es verging ein wenig Zeit, bis der Mörder seine Gefühle nicht länger im Zaum halten konnte und Sárait vergewaltigte. Ich glaube, daß er damals sogar mit seiner Tat geprahlt hat – ich sage, es geschah aus purer Begierde, obwohl er das Gegenteil behauptete. Sárait war von dem Mann angewidert. Das Wort ist noch viel zu milde für den Ekel, den sie empfand. Als sie bemerkte, daß sie als Folge der Vergewaltigung ein Kind erwartete, war sie ganz kopflos, denn sie verabscheute den Gedanken an ein Kind von diesem Mann. Sie suchte Della auf, denn Della war angeblich in diesen Dingen bewandert. Sie vertraute sich ihr an, verschwieg aber den Namen des Mannes, der sie ins Unglück gestürzt hatte.
    Außerdem hatte sie Della gesagt, daß sie das Kind nicht austragen wollte. Sie probierte vieles aus, aber das Kind kam zur Welt. Doch irgendwie waren ihre Gebete erhört worden, denn das arme Wesen wurde tot geboren. Als Sárait in die Burg kam und Arbeit suchte, nahm ich sie als Amme für meinen Sohn Alchú. Hier muß ich gestehen, daß ich damals irrtümlich glaubte, daß das Kind, daß sie ausgetragen hatte, von ihrem Mann Callada stammte.
    Eadulf hat mich aber später darauf hingewiesen, daß Calladaunmöglich Vater des Kindes gewesen sein konnte. Sie hatte es viele Monate nach Calladas Tod zur Welt gebracht. Da wurde mir klar, daß wir ein weitaus größeres Rätsel zu lösen hatten.« Sie sah zu Della hin. »Sárait war nicht Dellas einzige Vertraute. Auch Gormán hatte sich ihr anvertraut – er hatte ihr gegenüber preisgegeben, daß er in Sárait verliebt war.«
    Della war blaß geworden und schwankte ein wenig auf dem Stuhl hin und her, wobei sie sich an Gormáns Hand klammerte.
    »Ich habe gesehen, daß Gormán eines Abends ihr Haus verließ und sie vertraut umarmte. Manchmal sprechen Taten deutlicher als Worte zu uns, nicht wahr?«
    Della riß sich zusammen. »Gormán hat Sárait nicht umgebracht. Er war in sie verliebt, und sie sagte mir, daß sie sein freundliches Wesen sehr mochte. Er gehört nicht zu den Männern, die Frauen vergewaltigen.«
    Gobnats haßerfüllte Augen schauten zu Della hinüber.
    »Diese Hure sollte nicht hier unter uns sein!« rief sie. »Wie scheußlich! Sie ist doppelt so alt wie Gormán. Ich schätze, daß sie ihn dazu angetrieben hat, meine Schwester umzubringen.«
    Fidelma ignorierte ihren Zwischenruf.
    »Ja, es gab einen Plan, Sárait umzubringen. Der war nicht einfach, denn derjenige, der sie umgebracht hat, wollte jeglichen Verdacht von sich ablenken. Das Motiv für den Mord war Haß, denn Saráit war unabsichtlich für den Krieger zum Objekt der Lust und für den Mörder zum Objekt der Eifersucht geworden.« Sie blickte Della rasch an. »Hinter diesem Plan steckte eine Frau.«
    Della erwiderte ihren Blick, sie war ganz bleich. Gormán stöhnte erneut auf. Totenstille herrschte in der Halle.
    »Der Plan sah vor, eines Abends Sárait aus der Burg zu locken und sie zu töten. Aber wie sollte man das machen, ohne daß ihr Mörder die Aufmerksamkeit auf sich zog? Die Frau, die das Ganze schlau eingefädelt hat, stellte sich in den Schatten des Gasthauses, um nicht erkannt zu werden. Sie fragte ein Kind, ob es für sie zur Burg laufen und die Nachricht überbringen würde, daß Gobnat unbedingt ihre Schwester zu sehen wünschte. Nur solch eine Nachricht würde Sárait bei Anbruch der Dunkelheit hinauslocken. Aber das Kind konnte diesen Gang nicht übernehmen, weil sein Vater gerade das Gasthaus verlassen und so viel
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getrunken hatte, daß er ohne Hilfe den Weg nach Hause nicht schaffte. O ja« – Fidelma lächelte in die Menge – »ich habe dieses Kind gefunden und mich mit ihm unterhalten.«
    Sie schwieg einen Moment; doch in der großen Halle war es ganz still.
    »Die Frau hatte aber Glück«, erklärte Fidelma weiter. »Ein Fremder näherte sich dem Gasthaus, ein Schauspieler aus einer Wandertruppe – ein
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–, der die Stadt erkunden wollte, weil sie beabsichtigten, hier eventuell eine Vorstellung zu geben. Es war ein Zwerg namens Forindain. Die Frau bot ihm einen
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an, wenn er die Botschaft zur Burg brächte. Forindain
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