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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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früher Waldlauf dazu, doch das ist lange her. Franziska aber geht nicht nur laufen, sie trainiert. Sie arbeitet besessen bis fanatisch auf einen Marathon hin. Es täte ihr gut, sagt sie.
    «Hallo», rufe ich ihr zu.
    «Hi», kommt aus den Tiefen einer Kniebeuge zurück.
    «Wollten wir nicht zusammen abendessen?», frage ich mit Blick auf die Uhr und den nicht gedeckten Tisch.
    «Du wolltest was kochen, hast du heute Morgen gesagt», ergänze ich und bemühe mich, dabei nicht vorwurfsvoll zu klingen.
    «Kann sein», kommt es aus Franziskas Mund, der trotz gestreckter Beine fast den Boden berührt. «Ich habe mich halt anders entschieden.»
    Das tut sie derzeit häufig, sich anders entscheiden. Sie möchte nie mehr in diese Mühle von früher geraten, sagt sie immer. Sie müsse einen neuen Rhythmus finden. Es sei alles eine Übergangsphase.
    Franziska beendet ihren Dehnfirlefanz, läuft schwungvoll auf mich zu, setzt mir einen Kuss auf die Wange und sagt: «Ich geh noch schnell unter die Dusche, würdest du das Abendbrot machen? Das wäre super. Adrian isst auch mit.»
    Schon ist sie im Badezimmer verschwunden, und ein paar Sekunden später höre ich Wasser auf den Duschboden prasseln.
    Adrian isst auch mit. Tolle Wurst. Käse decke ich auch noch auf. Dann noch Butter, Radieschen, ein paar Tomaten, fünf Teller, fünf Gläser und fertig.

    Es klingelt. Dann hämmert gleich jemand an die Tür und ruft:
    «Machen Sie sofort auf! Dann passiert Ihnen nichts.»
    «Wer ist da?», frage ich.
    «Das tut nichts zu den Dingen!»
    «Zur Sache», korrigiere ich.
    «Was?», brüllt es von der anderen Seite.
    « Zur Sache , heißt es. Das tut nichts zur Sache , nicht zu den Dingen .»
    «Mir doch egal. Machen Sie sofort die Tür auf, sonst muss ich schießen.»
    «O.k. …» Ich berühre vorsichtig die Türklinke.
    «Und Hände hoch. Sonst kann ich gegen nichts garantieren.»
    Ich öffne die Türe, erhebe die Hände und wimmere: «Ich bin unschuldig, ich habe nichts getan.»
    Ein ein Meter dreißig großer Polizist hält mir seinen Dienstausweis vor die Nase.
    «Versuchen Sie nicht zu fliehen. Sie haben keine Chance. Das ganze Gebiet ist umzingelt. Los, an die Wand.»
    Ich stehe breitbeinig vor der Fotowand mit der Nase am vergilbten Busen von Franziskas verstorbener Großmutter, spüre etwas Waffenähnliches an meinem Rücken und werde abgetastet.
    «Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun», jammere ich.
    «Hah», ruft er. «Was haben wir denn hier?» Er zieht mir eine Plastiktüte aus der Hosentasche.
    «Oh, wie, was?», stammele ich panisch. «Das ist nicht von mir. Das muss mir jemand zugesteckt haben.»
    Der Mann zeigt sich ungerührt. «Das können Sie Ihrem Richter erzählen. Ich verhafte Sie hier jetzt … sofort, wegen äh … Mord und Drogen und außerdem … Hey!»
    Während der seltsame Polizist nach Worten ringt, löse ich mich aus der Umklammerung und fliehe Richtung Küche.
    «Halt! Stehen bleiben, sonst habe ich nichts anderes übrig, als zu schießen!», brüllt er durchs Haus.
    «Es bleibt , es bleibt Ihnen nichts übrig, muss es heißen …», rufe ich zurück.
    Dann werde ich getroffen. Zwei Schüsse. Einer trifft mich am Bein, der andere an der Hüfte. Ich breche zusammen und sterbe.
    Über mich gebeugt, legt er mit den Worten «Sie haben es ja nicht anders gewollt» einem toten Mann die Handschellen an.
    So oder ähnlich begrüßen mein sechsjähriger Sohn Laurin und ich uns in den letzten Wochen recht häufig.

    Wenig später brülle ich ins Kellergeschoss: «Äähssen!»
    Eine Weile ist nichts zu hören. Dann rufe ich noch einmal den gleichen Text. Jetzt kommt von meiner Tochter Melina ein eher verhuschtes «Gleich».
    Melina wohnt neuerdings unten. Sie wollte das. Hat in ihrem Kellerzimmer zwar kaum Tageslicht, dafür aber ihre Ruhe, genügend Abstand zu den Eltern und vor allem einen eigenen Eingang. Was ich manchmal schwierig finde. Ich verweile immer noch auf der Kellertreppe und höre von unten albernes Gekichere und betriebsames Flüstern.
    «Komm, Henning, lass uns doch anfangen», ruft mir Franziska, inzwischen frisch geduscht und mit hässlichen Leggins bekleidet, zu.
    «Was machen die denn so lange da unten?», frage ich, ohne meinen Blick von Melinas Zimmertür abzuwenden.
    « Mensch ärgere dich nicht spielen, vermute ich mal», antwortet Franziska trocken. Ich finde das nicht witzig.
    «Muss der Typ jetzt immer hier mitessen?», zische ich nach oben. «Hat der kein Zuhause? Gehört der
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