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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: P. D. James
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sie jedoch immer in aller Ruhe mit den Bingleys verbrachten, die am selben Tag geheiratet hatten. Der Anlass war ihnen zu intim und kostbar, als dass sie ihn mit öffentlichen Festlichkeiten begehen wollten, und der Herbstball, der in der Grafschaft als das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres galt, blieb auf Elizabeths Wunsch hin nach Lady Anne benannt.
    Mr. Darcy hatte zwar seine Besorgnis geäußert, dass es diesmal womöglich nicht passend sei, den Ball abzuhalten – war doch der erwartete Krieg gegen Frankreich bereits erklärt worden, weswegen im Süden des Landes, wo man täglich mit dem Einmarsch Bonapartes rechnete, die Angst wuchs. Außerdem war die Ernte schlecht ausgefallen, was sich stets stark auf das Landleben auswirkte. Einige Herren hatten den besorgten Blick von den Rechnungsbüchern gehoben und erwogen, den Ball in diesem Jahr nicht zu besuchen, waren jedoch angesichts der Empörung, die ihnen seitens ihrer Gattinnen entgegenschlug, und aufgrund der Gewissheit, mindestens zwei Monate häuslichen Unfriedens erdulden zu müssen, schließlich darin übereingekommen, dass nichts der Moral zuträglicher sei als ein wenig harmlose Unterhaltung – und dass Paris womöglich in Jubel ausbrechen und erstarken würde, sollte diese unbedarfte Stadt erfahren, dass man den Ball in Pemberley abgesagt habe.
    Belustigung und jahreszeitlich bedingter Zeitvertreib sind auf dem Land weder häufig noch verlockend genug, als dass die gesellschaftlichen Verpflichtungen eines großen Hauses den Nachbarn, die daran teilhaben dürfen, gleichgültig sein könnten.
    Als sich das Erstaunen über Mr. Darcys Wahl gelegt hatte, ließ seine Verheiratung zumindest hoffen, dass er sich nun häufiger als zuvor zu Hause aufhalten und seine junge Frau sich ihrer Verantwortung stellen würde. Nach der Rückkehr von ihrer Hochzeitsreise, die sie nach Italien geführt hatte, mussten Elizabeth und Darcy die unvermeidlichen offiziellen Besuche absolvieren und die üblichen Gratulationscouren und Plaudereien mit aller aufbietbaren Höflichkeit durchstehen. Darcy, der seit seiner Kindheit wusste, dass Pemberley stets mehr zu geben hatte, als es erhielt, ertrug die Zusammenkünfte mit bewundernswertem Gleichmut, während Elizabeth sich dabei heimlich amüsierte, weil die Nachbarn ständig ihre Neugier zu stillen versuchten, ohne Zweifel an ihren Umgangsformen aufkommen zu lassen. Und die Besucher kamen in den Genuss doppelter Freude, denn nach der vorgeschriebenen halben Stunde in Mrs. Darcys elegantem, behaglichem Wohnzimmer konnten sie sich mit den Nachbarn um ein einmütiges Urteil über das Kleid, die Liebenswürdigkeit und die Eignung der Braut bemühen sowie über die Aussichten des Paares auf häusliches Glück spekulieren. Binnen eines Monats herrschte Einigkeit: Die Herren zeigten sich von Elizabeths Schönheit und Scharfsinn beeindruckt, ihre Ehefrauen von ihrer Eleganz, ihrer Freundlichkeit und der Qualität der gereichten Erfrischungen. Pemberley, darin war man sich einig, gab trotz der ungünstigen Vorgeschichte der neuen Herrin nunmehr allen Anlass zu der Hoffnung, es werde wieder, wie zu Zeiten Lady Anne Darcys, seinen rechtmäßigen Platz im gesellschaftlichen Leben der Grafschaft einnehmen.
    Elizabeth war Realistin genug, um zu wissen, dass man diese Vorgeschichte nicht vergessen hatte und keine neue Familie in die Gegend ziehen konnte, ohne mit der Erzählung von Mr. Darcys wundersamer Brautwahl unterhalten zu werden. Schließlich kannte man ihn als einen stolzen Mann, für den Tradition und Ruf der Familie an erster Stelle standen und dessen Vater das gesellschaftliche Ansehen der Familie durch seine Heirat mit der Tochter eines Earls erhöht hatte. Obwohl es ganz danach ausgesehen hatte, als wäre keine Frau gut genug, um Mrs. Fitzwilliam Darcy zu werden, war seine Wahl auf die zweite Tochter eines Gentlemans gefallen, dessen Besitz, auf dem die Last eines die eigenen Kinder ausschließenden Erbschaftsvertrags ruhte, nur wenig größer als die Lustgärten von Pemberley war. Die junge Frau verfügte angeblich über ein Privatvermögen von nur fünfhundert Pfund und hatte zwei unverheiratete Schwestern sowie eine Mutter, die wegen ihrer schrillen Gewöhnlichkeit als nicht gesellschaftsfähig gelten musste. Zu allem Übel hatte eine der jüngeren Töchter George Wickham geheiratet, den in Ungnade gefallenen Sohn des Verwalters zu Zeiten von Mr. Darcys Vater, und zwar unter Umständen, über die, wollte
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