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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: P. D. James
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gerade, als Mr. Darcy dorthin zurückkehrte. Selbstverständlich wurde das Ehepaar Gardiner, wie es die Höflichkeit gebot, vorgestellt und die ganze Gesellschaft zum Dinner in Pemberley eingeladen, und sollte Miss Elizabeth irgendwelche Zweifel gehegt haben, ob ihr Plan, sich Mr. Darcy zu sichern, klug war, so hatte der Anblick von Pemberley ihre Entschlossenheit, sich bei der erstbesten Gelegenheit in ihn zu verlieben, sicherlich nur noch verstärkt. Wenig später waren Mr. Darcy und sein Freund Mr. Bingley nach Netherfield Park zurückgefahren und hatten sich ohne Umschweife in Longbourn gezeigt, wo das Glück von Miss Bennet und Miss Elizabeth Bennet endgültig und triumphal besiegelt wurde.
    Doch diese Verlobung, so großartig sie war, rief nicht dieselbe Freude hervor wie die von Jane. Elizabeth hatte nie große Beliebtheit genossen, und die weitsichtigeren unter den Damen von Meryton hegten gelegentlich sogar den Verdacht, Miss Lizzy würde hinter ihrem Rücken über sie lachen. Außerdem warfen sie ihr vor, sarkastisch zu sein, und obwohl eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Bedeutung des Wortes herrschte, wussten sie immerhin, dass es sich dabei um eine für Frauen wenig wünschenswerte, da von den Gentlemen besonders missbilligte Eigenschaft handelte. Die Nachbarinnen, deren Neid auf den Triumph jede Befriedigung über die Aussichten dieser Verbindung überstieg, trösteten sich mit der gegenseitigen Beteuerung, Mr. Darcys Stolz und Arroganz würden im Verein mit der schnippischen Art seiner Gattin das Zusammenleben zu einer solchen Qual machen, dass nicht einmal Pemberley und zehntausend im Jahr dafür entschädigen könnten.
    Wenn man bedenkt, wie viele Formalitäten erfüllt sein müssen, damit eine große Hochzeit auch wirklich als solche gelten kann – das Anfertigen von Porträts, die Indienstnahme von Anwälten, der Erwerb neuer Kutschen und der Hochzeitsgarderobe –, wurden die Ehen zwischen Miss Bennet und Mr. Bingley sowie zwischen Miss Elizabeth und Mr. Darcy an ein und demselben Tag in der Kirche von Longbourn mit erstaunlich geringer Verspätung geschlossen. Und es wäre der glücklichste Tag in Mrs. Bennets Leben geworden, hätte ihr nicht während der ganzen Messe vor lauter Angst, Mr. Darcys herrische Tante, Lady Catherine de Bourgh, könnte in der Kirchentür auftauchen und die Hochzeit verbieten, das Herz gerast, so dass sie sich ihres Triumphs erst nach dem Schlusssegen völlig sicher sein konnte.
    Ob Mrs. Bennet die Gesellschaft ihrer zweitältesten Tochter fehlte, muss bezweifelt werden; ihr Mann aber vermisste Elizabeth, die immer schon sein Lieblingskind gewesen war. Sie hatte seine Intelligenz, einiges von seinem Scharfsinn sowie seine Freude an den Marotten und Ungereimtheiten der Nachbarn geerbt, und in Longbourn ging es ohne sie nicht nur einsamer, sondern auch weniger vernünftig zu. Mr. Bennet war ein kluger, belesener Mann, der in seiner Bibliothek nicht nur Zuflucht, sondern auch die Quelle seiner glücklichsten Stunden fand. Darcy und er waren rasch zu dem Schluss gelangt, dass sie einander mochten, und wie unter Freunden üblich akzeptierten beide die Eigenheiten des jeweils anderen als Beweis für dessen überlegenen Verstand. Seine Besuche in Pemberley, die Mr. Bennet meist dann abstattete, wenn man am wenigsten mit ihm gerechnet hatte, verbrachte er vorwiegend in der Bibliothek, die zu den besten in privater Hand zählte und aus der man ihn selbst zu den Essenszeiten nur schwer herausbekam. Die Bingleys in Highmarten besuchte er weniger oft – nicht nur, weil er Janes übermäßigen Einsatz für die Behaglichkeit und das Wohlergehen ihres Mannes und der Kinder manchmal als lästig empfand, sondern auch weil es dort kaum neue Bücher und Zeitschriften gab, die ihn interessierten. Mr. Bingleys Geld stammte aus dem Handel. Er hatte keine Familienbibliothek geerbt und erst nach dem Kauf von Highmarten House daran gedacht, eine anzulegen. Bei diesem Vorhaben hatten Darcy und Mr. Bennet ihm nur zu gern geholfen. Es gibt wenig Angenehmeres, als das Geld eines Freundes zu dessen Nutzen und der eigenen Erfüllung auszugeben, und wenn die Käufer hin und wieder zur Verschwendung verführt wurden, trösteten sie sich mit dem Gedanken, dass Bingley es sich immerhin leisten konnte. Obwohl die nach Darcys Vorgaben entworfenen und von Mr. Bennet gutgeheißenen Regale noch keineswegs gefüllt waren, zeigte sich Bingley stolz auf die elegant angeordneten Werke
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