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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf
Autoren: Robert Merle
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ernstem Ton, "sehr gut, Lang! Das Reich wird Kolonisten brauchen, wenn die Slawen. ..", er lachte leicht, ". ..verschwunden sein werden. ..Wie war gleich der Ausdruck des Reichsführers? ...der deutsche Musterpionier des Ostraums sein. Übrigens", setzte er hinzu, "glaube ich daß er das von Ihnen gesagt hat."
    "Hat er das wirklich", sagte Elsie mit leuchtenden Augen, "von meinem Mann gesagt?"
    "Aber ja, gnädige Frau", sagte Kellner höflich, "ich glaube wohl, daß es sich um Ihren Gatten handelte. Ich bin sogar sicher, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Der Reichsführer urteilt gerecht."
    "Oh!"
    sagte Elsie, "ich freue mich für Rudolf. Er arbeitet so viel. Er ist in allem so gewissenhaft. "
    Ich sagte: "Aber Elsie!"
    Kellner fing an zu lachen, sah uns nacheinander gerührt an und hob seine gepflegten Hände. "Es ist eine Freude, gnädige Frau, sich in einer echten deutschen Familie zu befinden ! Ich bin Junggeselle", fuhr er mit schwermütiger Miene fort. "Ich fühlte mich nicht berufen, gewissermaßen. Aber in Berlin habe ich Freunde, die sehr glücklich verheiratet sind."

    Er dehnte den Schluß seines Satzes. Wir standen auf und gingen in den Salon, um den Kaffee dort zu trinken. Der Kaffee war richtiger Kaffee, den Hagemann aus Frankreich erhalten und von dem er Elsie ein Päckchen geschenkt hatte. "Großartig!"
    sagte Kellner. "Sie leben in Auschwitz wirklich wie Gott in Frankreich. Das Lagerleben hat sein Gutes. ..Wenn nur nicht. ..", er zog ein angewidertes Gesicht, "
    .all dieses Häßliche wäre."
    Er rührte gedankenversunken mit dem Löffel in seiner Tasse. "Die größte Unannehmlichkeit der Lager ist die Häßlichkeit. Ich stellte diese Überlegung heute morgen an, Lang, als Sie mir die Sonderaktion zeigten. Alle diese Juden. .."
    Ich sagte rasch: "Entschuldigen Sie, Standartenführer! Elsie, würdest du den Likör holen?"
    Elsie sah mich erstaunt an, stand auf und ging ins Eßzimmer. Kellner hob den Kopf nicht. Er rührte immer noch mit seinem Kaffeelöffel. Elsie ließ die Glastür hinter sich halb offen stehen. "
    Wie häßlich sie sind!"
    fuhr Kellner fort, die Augen auf die Tasse geheftet. "Ich habe sie betrachtet, als sie in die Gaskammer gingen. Was für ein Anblick! Die nackten Gestalten! Besonders die Frauen. .."
    Ich sah ihn verzweifelt an. Er blickte nicht auf. "Und die Kinder. ..so mager. ..mit ihren kleinen Affengesichtern ...so groß wie meine Faust. ..Diese Gerippe! Sie sahen wirklich scheußlich aus. ..Und als die Vergasung losging. .."
    Ich sah Kellner an und blickte bestürzt zur Tür. Schweiß floß mir an der Hüfte herunter, ich konnte nicht sprechen. "Was für gemeine Stellungen!"
    fuhr er fort, indem er langsam, mechanisch mit seinem Löffel den Kaffee umrührte. "
    Wahrhaftig ein Gemälde von Breughel! Schon weil sie so häßlich sind, verdienen sie den Tod. Und wenn man daran denkt. ..", er lachte, ". ..wenn man daran denkt, daß sie nach dem Tod noch schlechter riechen als zu ihren Lebzeiten!"
    Ich handelte mit unerhörter Kühnheit. Ich berührte sein Knie. Er fuhr zusammen, ich neigte mich hastig zu ihm hinüber, wies mit dem Kopf nach der halboffenen Tür und flüsterte rasch: "Sie weiß von nichts."
    Er öffnete den Mund und hielt einen Augenblick verblüfft den Löffel mit den Fingerspitzen in der Schwebe. Ein Schweigen entstand, und dieses Schweigen war schlimmer als alles. "Breughel", fuhr er mit veränderter Stimme fort, "kennen Sie Breughel, Lang? Nicht Breughel den Älteren ...nein, auch nicht den anderen. ..sondern den Höllenbreughel, wie man ihn nannte. ..weil er die Hölle malte. .."

    Ich blickte in meine Tasse. Ein Geräusch von Schritten erklang, die Glastür klappte, und ich machte eine verzweifelte Anstrengung, nicht aufzublicken. "Stellen Sie sich vor, er liebte es, die Hölle zu malen", fuhr er mit lauter Stimme fort. "Er hatte eine Art Begabung für das Makabre ..."
    Elsie setzte das Tablett mit den Likören auf das niedrige Tischchen, und ich sagte mit übertriebener Höflichkeit: "Danke, Elsie."
    Ein Schweigen trat ein, und Kellner warf mir einen Blick zu. "Oh! Oh!"
    sagte er mit erzwungener Heiterkeit. "Noch mehr gute Sachen! Und sogar französische Liköre, wie ich sehe."
    Mit Anstrengung sagte ich: "Hauptsturmführer Hagemann erhält sie, Standartenführer. Er hat Freunde in Frankreich."
    Meine Stimme klang trotz allem verändert. Ich streifte Elsie mit einem Blick. Sie hatte die Augen niedergeschlagen, und ihr Gesicht verriet nichts. Die
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