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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden
Autoren: Marcia Muller
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aber es rührte
sich nichts. Das Büro war leer. Ich sah ihn im Garten, über eine seiner
Pflanzen gebeugt. Er war allein. Isabels Gespräch mit ihm mußte kurz gewesen
sein.
    Er richtete sich auf und wischte den
Schmutz von seinen Händen an seine dunkelblaue Hose. Einen Moment blieb er
stehen und betrachtete die Pflanzen, dann nickte er. Als er hereinkam, bemerkte
er mich nicht.
    Ich räusperte mich.
    Frank fuhr herum. »Was wollen Sie?«
fragte er scharf.
    »Ich wollte wissen, wann Sie nach Hause
gehen.«
    »Was geht Sie das an?«
    Ich seufzte. »Es geht mir nur darum, ob
ich die Alarmanlage einschalten soll, oder ob Sie das nachher tun.«
    »Sperren Sie ab.« Er wandte sich ab.
    »Dann gehen Sie gleich?«
    »Nein. Ich bleibe noch. Ich muß am
Wirtschaftsplan arbeiten. Und ich möchte nicht, daß hier unversehens jemand
reinmarschiert.«
    Er hätte selbst absperren können. Er
hätte nur den innen befindlichen Kippschalter der Alarmanlage herunterzudrücken
brauchen, der an der Wand neben der Tür zum Hof war. Aber nein, ich mußte meine
Schlüssel herausholen und die Anlage mit dem Schalter neben dem Hauptportal
einstellen. Und dann würde er, wenn er selbst ging, wahrscheinlich vergessen,
sie wiedereinzuschalten. Das war schon vorgekommen.
    »Also?« sagte er.
    Ich warf einen Blick auf den Haken
zwischen dem Fenster und der Gartentür. Franks Schlüsselbund mit den Schlüsseln
für die Alarmanlage und das Vorhängeschloß am Hoftor hing dort. Er war so
zerstreut, daß er seinen Schlüsselbund jeden Morgen dort aufhängen mußte, weil
er ihn sonst bei seinen Wanderungen durch das Museum verloren hätte.
    »Keine Sorge.« Frank hatte meinen Blick
bemerkt. »Ich werde nicht vergessen, die Anlage wiedereinzuschalten.«
    »Gut.«
    »Und noch etwas, Miss Oliverez — «
    »Ja?«
    »Nach der Eröffnung machen Sie sich am
besten auf die Suche nach einer anderen Stellung.«
    Er hatte schon früher gedroht, mich an
die Luft zu setzen, darum beunruhigten mich seine Worte wenig.
    »Klar, Frank.« Ich wandte mich zum
Gehen.
    »Es ist mir ernst. Ich habe bereits mit
meinem Kolumbier besprochen, daß er dann Ihren Posten übernimmt.«
    Langsam drehte ich mich wieder um.
    »Tony? Das kann nur ein Witz sein.«
    Er wurde wütend. »Tony ist durchaus
qualifiziert. Er arbeitet jetzt seit sechs Monaten hier.«
    »Und hat von mexikanischer Kunst keine
Ahnung. Was hat er denn bisher schon getan? Keinen Strich, und das ist
allgemein bekannt. Sie selbst nennen ihn ›Ihren minderbemittelten Kolumbien.
Außerdem würde der Verwaltungsrat seine Anstellung niemals bewilligen.«
    »Der Verwaltungsrat hat seine
Anstellung schon einmal bewilligt.«
    »Ja, auf Ihre Empfehlung hin. Die Leute
kannten Tony nicht. Aber jetzt kennen sie ihn und werden nie im Leben — «
    »Das ist alles, Miss Oliverez.«
    »Soll ich Ihnen mal was sagen, Frank?«
    »Ich sagte, das ist alles.«
    »Ich bedaure kein Wort von dem, was ich
heute auf der Laderampe zu Ihnen sagte. Nicht ein einziges Wort.«
    Und ehe die Auseinandersetzung zu einem
unserer üblichen Kräche ausarten konnte, lief ich hinaus. Als ich die
Alarmanlage einschaltete, war ich so wütend, daß mir die Hände zitterten und
ich kaum den Schlüssel drehen konnte. Danach rannte ich zu meinem Wagen. Nur
nach Hause jetzt.
     
    Der Verkehr war um diese Zeit natürlich
zum Wahnsinnigwerden. Ich hockte in meinem Rabbit und schimpfte und tobte. Das
sollte Frank erst mal versuchen, Tony meinen Posten zu geben! Das würde dem
Verwaltungsrat höchstens den letzten Beweis dafür liefern, daß er ins Irrenhaus
gehörte. Man müßte ihm, dachte ich, das Handwerk legen, ehe er dem Museum nicht
wiedergutzumachenden Schaden zufügte. Man müßte ihn...
    Hinter mir hupte jemand. Ich antwortete
mit einer zornigen Geste, wollte zu hastig anfahren und schon starb mir der
Motor. Bis ich ihn wieder in Gang brachte, hatte die Ampel umgeschaltet.
    Vielleicht sollte ich mir wirklich eine
andere Stellung suchen. Die Reibereien im Museum kosteten mich eine Menge
Kraft. Ich war schließlich dazu da, mich um die Sammlungen zu kümmern, und
nicht, ständige Kämpfe mit irgendwelchen streitsüchtigen, engstirnigen — Diesmal
reagierte ich prompt, als Grün kam. Ich schoß über die Kreuzung und fuhr in
Richtung Stadtmitte.
    Santa Barbara liegt direkt am
Pazifischen Ozean. Die Stadt mit etwa 75 000 Einwohnern erstreckt sich im
Norden bis zur Universität von Kalifornien, wo ich studiert hatte, und im Süden
bis Montecito, wo die
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