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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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kurz und heftig die Nase hoch.
    »Einen nehmen wir noch«, sagte sie.
    Andi sah sie zweifelnd an.
    »Du hast doch sowieso längst Feierabend«, sagte sie
und schenkte ein. Sie starrten beide auf ihre Gläser. Magdalena war drauf und
dran, Andis Angebot anzunehmen. Es waren zwar noch vierzehn Tage bis zum
Monatsende, aber wie es aussah, würde sie jeden Euro gut brauchen können, wenn
die Gehälter fällig würden.
    Aber dann siegte ihr Stolz. Andi arbeitete wie ein
Pferd, und eigentlich war er unterbezahlt. Es ging keinesfalls an, dass er
jetzt auch noch ihre finanzielle Verantwortung übernahm.
    Sie griff nach dem Glas. Andi folgte nur zögernd ihrem
Beispiel.
    »Auf die zahlenden Gäste dieser Welt. Mögen sie niemals
aussterben«, sagte sie und stürzte das Glas hinunter. »Puuh«, stieß sie dann
hervor.
    Auch Andi hatte getrunken und verzog das Gesicht.
    »Tolles Auto hat dieser Kant«, sagte er. »Maserati.«
    Magdalena lächelte, dankbar über den Themenwechsel.
    »Er möchte nicht mit Namen angesprochen werde, wenn
jemand in der Nähe ist«, sagte Magdalena. »Sag das bitte auch den andern.«
    Andi zeigte keinerlei Verwunderung. »Geht klar«, sagte
er nur.
    »Irgendwie ist das ein komischer Kerl«, sagte
Magdalena.
    »Sieht gut aus«, sagte Andi. »Also glaub ich. Für ‘nen
Mann und so.«
    »Und ein verdammt schicker Anzug«, sagte Magdalena.
    »So?« Andi zuckte die Achseln, als sei es ihm nicht
aufgefallen. »Ich geh dann mal heim«, sagte er.
    »Schlaf gut«, sagte Magdalena. »Und träum was
Schönes.«
    »Das wird wohl nichts heute«, sagte Andi. Er
schüttelte den Kopf und ging mit müden Schritten aus der Bar.
    * * *
    »Schwierig«, sagte der Krois Ferdl. »Wer kommt denn
auf so was?«
    »Meine Frau halt«, sagte Schwemmer.
    Ferdl kratzte sich am Kopf. »Man müsste wissen, wie
süß und wie sauer dieses Süßsauer werden soll.«
    »Wie’s werden soll , ist nicht so wichtig. Wie
es wird , das ist interessant.«
    »Ich lehn mich jetzt mal aus dem Fenster«, sagte Ferdl
und ging entschlossen zu einem der hinteren Regale. Schwemmer folgte ihm auf
dem Fuß.
    »Mittelrhein …« Ferdl griff ins Regal und reichte
Schwemmer eine Flasche. »2003er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling halbtrocken.«
    »Mittelrhein? Nie gehört«, sagte Schwemmer.
    »Wenn Burgl experimentieren darf, musst du das auch
dürfen«, sagte Ferdl.
    »Recht hast du. Dann gib mir mal zwei mit«, sagte
Schwemmer bestimmt, was er an der Kasse ein wenig bereute.
    Als er die Tür aufschloss, umgab ihn sofort der süße
Duft von karamellisiertem Zucker. Er ging in die Küche.
    »Wo bleibst du? Ich brauch den Wein zum Ablöschen«,
sagte Burgl und gab ihm einen schnellen und doch liebevollen Kuss.
    Schwemmer ging zum Küchenschrank und holte den
Korkenzieher aus der Schublade. Er öffnete eine Flasche und reichte sie Burgl.
    »Eigentlich zu teuer, um damit zu kochen«, murmelte
er.
    »Man soll mit dem Wein kochen, den man dazu trinkt«,
sagte Burgl und warf einen Blick auf das Etikett. » Halb trocken?«, fragte
sie und schaute ihn konsterniert an.
    »Wenn du experimentieren darfst, darf ich das auch«,
antwortete Schwemmer.
    Burgls Mund verzog sich zu einem unterdrückten Lachen.
»Wo hast du den Spruch denn her?«
    Aber als sie an der Flasche roch, zog sie anerkennend
die Augenbrauen hoch. Sie löschte den karamellisierten Puderzucker mit Wein und
einem kleinen Löffel Essig ab und reichte ihm die Flasche zurück.
    »Krieg ich ein Glas?«, fragte sie, während sie in der
Kasserolle rührte.
    Schwemmer nahm zwei Gläser aus dem Schrank und
schenkte jeweils einen Schluck ein. Dann stellte er die Flaschen in den
Kühlschrank.
    »Ist glaub ich noch ein bisserl zu warm«, sagte er und
reichte Burgl das Glas. Sie stießen an und rochen aufmerksam, bevor sie
tranken.
    »Respekt«, sagte Burgl. »Der ist gut. Hoffentlich
passt er auch.«
    » Ich kann ja kochen, dann darfst du den
Wein aussuchen.«
    Burgl ging nicht auf diesen Versuch einer Provokation
ein. »Du kannst Knoblauch schälen«, sagte sie nur.
    Schwemmer bewaffnete sich gehorsam mit einem
Küchenmesser und begann, die nun anfallenden niederen Arbeiten auf die
Kommandos seiner Frau hin auszuführen.
    Als sie ihn für einen Moment in der Küche allein ließ,
nutzte er die Gelegenheit und probierte das in Brühe, Wein und Zucker vor sich
hin köchelnde Gemüse, dem allerdings noch der Lauch fehlte. Er verzog
überrascht das Gesicht.
    Das war lecker.
    Er schloss schnell den Deckel und
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