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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8
Autoren: Terry Goodkind
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einen ausgedehnten Raum erreichten.
    Kahlan erfaßte den Raum mit einer ausholenden Geste. »Der JocopoSchatz.«
    Richard hielt die Fackel in die Höhe. Der Schein der Fackel wurde in Gestalt tausender goldener Lichtpunkte aus dem mit Gold in jeder Form angefüllten Raum zurückgeworfen, angefangen bei Nuggets und groben Barren bis hin zu goldenen Statuen.
    »Unschwer zu erkennen, warum das hier der Jocopo-Schatz genannt wird«, meinte Richard. Er deutete auf die Regale. »Scheint etwas zu fehlen.«
    Kahlan sah, was er meinte. »Als ich das erste Mal hier war, waren die Regale zum Bersten voll mit Pergamentrollen.« Sie schnupperte. »Es fehlt auch noch etwas anderes. Hier hat es vorher fürchterlich gestunken. Der Gestank ist verschwunden.«
    Sie erinnerte sich, wie ihr wegen des üblen Gestanks die Luft weggeblieben war, sie gehustet hatte und ihr schwindelig geworden war. Auf dem Höhlenboden schwelte ein Aschehaufen.
    Kahlan wischte mit der Stiefelspitze durch die Asche. »Was hier wohl passiert sein mag?«
    Die Flamme der Fackel zuckte und flatterte, während sie dem verschlungenen Tunnel hinauf in eine goldene Morgendämmerung folgten. Dünne Schichten violetter Wolken lagen vor dem Sonnenaufgang. Ein leuchtender Goldrand, noch überwältigender als der Jocopo-Schatz, rahmte die Wolken ein.
    Vor ihnen erstreckte sich üppiges grünes Grasland, das frisch und sauber duftete.
    »Sieht aus wie die Ebenen von Azrith im Frühling«, sagte Cara, »bevor die große Hitze des Sommers sie in eine verbrannte Ödnis verwandelt.«
    Breite Streifen mit Wildblumen zu ihren Füßen führten in die ungefähre Richtung der Schlammenschen. Kahlan ergriff Richards Hand. Es war ein wundervoller Tag, um zu heiraten.
    Lange bevor sie das Dorf der Schlammenschen erreichten, hörten sie den Klang der Trommeln, der hinaus auf die Ebene wehte. Die Morgenluft war erfüllt von Gelächter und Gesang.
    »Klingt, als hielten die Schlammenschen ein Festessen ab«, meinte Richard. »Was meinst du, hat das zu bedeuten?«
    Seine Stimme klang bedrückt. Sie spürte es ebenfalls. Festessen wurden gewöhnlich nur abgehalten, wenn man in Vorbereitung auf eine Versammlung die Ahnenseelen herbeirief.
    Chandalen kam ihnen unweit des Dorfes entgegen. Er trug das Kojotenfell eines Ältesten. Das Haar hatte er mit klebrigem Schlamm geglättet. Seine Brust war nackt, und er hatte seine formelle Kleidung aus Wildlederhosen und sein bestes Messer angelegt. In der Hand hielt er seinen besten Speer.
    Mit grimmiger Miene trat Chandalen entschlossen vor und verpaßte Kahlan eine Ohrfeige.
    »Kraft dem Konfessor Kahlan.«
    Richard hielt Cara am Handgelenk zurück. »Immer mit der Ruhe«, flüsterte er. »Wir haben Euch doch davon erzählt. Auf diese Weise begrüßt man sich hier.«
    Kahlan erwiderte den Schlag ins Gesicht, ein Zeichen des Respekts vor der Stärke eines Menschen. »Kraft dem Chandalen und dem Volk der Schlammenschen. Es ist gut, wieder zu Hause zu sein.« Sie befühlte das Kojotenfell. »Du bist jetzt ein Ältester?«
    Er nickte. »Der Älteste Breginderin ist am Fieber gestorben. Daraufhin hat man mich zum Ältesten ernannt.«
    Kahlan lächelte. »Das war eine kluge Entscheidung.«
    Chandalen blieb vor Richard stehen und schätzte ihn einen Augenblick ab. Die beiden Männer waren früher einmal Widersacher gewesen. Schließlich schlug Chandalen Richard ins Gesicht – fester, als er Kahlan geschlagen hatte.
    »Kraft dem Richard mit dem Zorn. Es tut gut, dich wiederzusehen. Ich bin froh, daß du die Mutter Konfessor heiraten wirst, damit sie nicht Chandalen wählt.«
    Richard erwiderte den Schlag mit gleicher Heftigkeit. »Kraft dem Chandalen. Dir gebührt mein Dank, weil du Kahlan auf eurer gemeinsamen Reise beschützt hast.« Er deutete auf Cara. »Das ist Cara, unsere Freundin und Beschützerin.«
    Chandalen war der Beschützer seines Volkes, und der Begriff hatte eine besondere Bedeutung für ihn. Das Kinn vorgereckt, sah er ihr in die Augen. Die Ohrfeige für sie fiel noch fester als die für Richard oder Kahlan aus.
    »Kraft der Beschützerin Cara.«
    Es war ein Glück, daß Cara nicht ihre gepanzerten Handschuhe trug. So fest, wie sie ihn schlug, hätte sie ihm das Kinn gebrochen. Mit strahlendem Gesicht rückte Chandalen seinen Hals wieder zurecht.
    »Kraft dem Chandalen«, grüßte sie ihn und setzte dann, an Richard gewandt, hinzu: »Der Brauch gefällt mir.«
    Cara streckte die Hand aus und fuhr mit einem Finger über Chandalens Narben.
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