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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Autoren: John Katzenbach
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sagte sie abrupt. »Ich habe mir geschworen, ich werde mich nicht aufregen, wenn wir darüber sprechen. Wir werden ja sehen.«
    »Aber …«
    »Matt, ich muss los. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
    »Toll«, sagte er. »Tausend Dank.«
    »Wir können später drüber reden, falls es etwas zu bereden gibt.«
    Klar doch, musste er denken, nachdem du mit Anwälten und Sozialarbeitern geredet und mich ganz rausredigiert hast. Er wusste, dass der Gedanke ungerecht war, doch er ließ sich nicht so leicht verdrängen.
    »Es geht hier nicht um dein Leben«, fügte sie hinzu. »Nicht mehr. Es ist meins.«
    Und dann legte sie auf.
    Da irrst du, dachte er und sah sich in seiner Arbeitsnische um.
    Durch ein kleines Fenster sah er den bleigrauen Himmel über der Innenstadt. Dann senkte er den Blick auf die Worte in dem Brief: DAS ICH NICHT BEGANGEN HABE.
    Wir sind alle unschuldig, dachte er. Man muss es nur beweisen!
    Schließlich versuchte er, die Unterhaltung aus dem Kopf zu bekommen. Er nahm den Brief und las:
Am 4. Mai 1987 war ich gerade in Pachoula, Escambia County, zum Haus meiner Großmutter zurückgekehrt. Ich war im zweiten Studienjahr an der Rutgers University in New Brunswick, New Jersey. Als ich für einige Tage meine Großmutter besuchte, wurde ich zu einer Vernehmung wegen Mordes in Tateinheit mit Vergewaltigung ins Präsidium des Sheriffs geholt. Das Opfer war weiß. Ich bin schwarz. Ein Augenzeuge hatte gesehen, wie eine grüne Ford-Limousine, die einem Modell, das ich besaß, ähnlich sah, wegfuhr von dem Ort, an dem das Mädchen verschwand. Sie hielten mich sechsunddreißig Stunden lang ohne Essen und Trinken, ohne Schlaf und ohne Rechtsbeistand fest. Dabei wurde ich wiederholt von den Deputys verprügelt. Sie schlugen mit zusammengerollten Telefonbüchern auf mich ein, die keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Sie sagten, sie würden mich umbringen; einer hielt mir einen Revolver an den Kopf und drückte immer wieder ab. Jedes Mal klickte der Hammer auf eine leere Kammer. Am Ende erklärten sie mir, wenn ich ein Geständnis ablegte, würde alles gut. Ich hatte solche Angst und war so erschöpft, dass ich das tat. Da ich keine Einzelheiten wusste, gingen sie das Verbrechen mit mir durch, und ich gestand. Nach dieser Tortur hätte ich jedes Geständnis abgelegt.
ABER ICH BIN ES NICHT GEWESEN!
Wenige Stunden später versuchte ich, mein Geständnis zu widerrufen, doch ohne Erfolg. Mein Pflichtverteidiger besuchte mich vor dem Prozess nur drei Mal in meiner Zelle. Er strengte keinerlei Ermittlungen an, berief keine Zeugen, die hätten bestätigen können, dass ich zur Tatzeit woanders war, sorgte nicht für die Aufhebung der erpressten Geständnisse. Die ausnahmslos weißen Geschworenen hörten sich die Beweisaufnahme an und kamen nach einstündiger Beratung zu einem Schuldspruch. Als Strafmaß empfahlen sie die Todesstrafe. Der weiße Richter folgte ihnen. Er sagte, ich sei ein Tier, das man am besten gleich draußen vor dem Gerichtsgebäude erschießen sollte.
Inzwischen bin ich seit drei Jahren im Todestrakt. Ich hoffe sehr, dass ein anderes Gericht meine Verurteilung revidieren würde, doch so etwas dauert oft Jahre. Können Sie mir helfen? Von Mitgefangenen habe ich erfahren, Sie hätten Leitartikel geschrieben, in denen Sie die Todesstrafe verurteilen. Obwohl ich unschuldig bin, hat ein rassistisches Rechtssystem die Höchststrafe gegen mich verhängt. Ressentiments, Ignoranz und Böswilligkeit haben mich in diese Lage gebracht. Bitte helfen Sie mir.
Die Namen meines neuen Anwalts und der Zeugen füge ich an. Ich habe Sie auf meine genehmigte Besucherliste setzen lassen, falls Sie sich entschließen, mit mir zu reden.
Da wäre noch etwas. Ich bin nicht nur unschuldig, sondern kann Ihnen den Namen des wahren Täters nennen.

In der Hoffnung auf Ihre Hilfe,
Robert Earl Ferguson
# 212009
Staatsgefängnis Florida
Starke, Fla.
    Cowart brauchte eine Weile, um den Inhalt des Briefs zu erfassen. Er las ihn noch ein paar Mal, um seine ersten Eindrücke zu ordnen. Der Mann war eindeutig sprachgewandt und gebildet, seine Darlegung durchdacht, doch Häftlinge, die ihre Unschuld beteuerten, stellten nicht die Ausnahme, sondern die Regel dar. Es war ihm immer ein Rätsel gewesen, wieso die Mehrzahl der Männer selbst noch im Angesicht des Todes an der Behauptung festhielten, es nicht gewesen zu sein. Das galt selbst für die schlimmsten Psychopathen, die Massenmörder, denen ein Menschenleben so wenig bedeutete, dass es
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